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EDITION MUSIK SÜDOST

Wenzel Josef Heller

(1849-1914)

 

Wenzel Josef Heller (*1849 Dobromerice / Böhmen, +1914 Temeswar) kam 1873 aus Aussig (Böhmen) als Organist an die katholische Pfarrkirche in Hermannstadt (Siebenbürgen). Er studierte davor in Leipzig und hatte nun ein Einkommen von 590 fl. Bereits nach zwei Jahren, am 1. Juli 1875, wurde Heller seines Dienstes enthoben da er sich mehr der Stadtkapelle als der Kirchenmusik gewidmet hat. Sein Bruder Franz Heller übernimmt interims diese Stelle.

1884 wurde er zum Chormeister des Hermannstädter Männergesangvereins ernannt, welche Funktion er bis zum 6. April 1885 ausüben wird. Der neue Dirigent in Hermannstadt hieß George Dima, Absolvent des Leipziger Konservatoriums und bereits Dirigent des rumänischen Gesangvereins in der gleichen Stadt. Im Jahre 1885 kam Heller als Kapellmeister der Musikkapelle des 29. Infanterieregiments „Loudon“ nach Temeswar. Er wirkte mit seiner Militärkapelle bei vielen Veranstaltungen des Temeswarer Philharmonischen Vereins mit. 1885 trat er anlässlich eines solchen Konzertes mit der Ouvertüre aus Wagners Tannhäuser vor das Temeswarer Publikum. Es gab fast kein Konzert unter seiner Leitung, das nicht wenigstens ein Werk von Richard Wagner enthielt. 1889 führte Heller mit seiner Militärkapelle und dem Streichorchester des Philharmonischen Vereins die vierte Symphonie Beethovens auf. Der Hermannstädter MGV sang am 14. November 1890 während einer Liedertafel Teile aus der Operette Die Verlobung am Bullea-See, ein Werk das Heller noch in seiner Zeit als Hermannstädter Kapellmeister komponiert hat. Heller führte nur wenige Tage nach der Premiere der Operette Der Zigeunerbaron von Johann Strauss in Wien im Temeswarer Franz Joseph-Theater Teile daraus auf.

Anlässlich des Ungarischen Landessängerfestes, das 1903 in Temeswar stattfand, besuchte Graf Géza Zichy den bereits in der ganzen Monarchie bekannten Kapellmeister, worüber die Temesvarer Zeitung folgenden Bericht brachte: „Nicht nur den lorbeerbekränzten Sängern sondern auch dem bevorzugten Liebling der Göttin der Musik brachte das Landessängerfest in Temeswar neuen Ruhm. Eine besondere Auszeichnung aber wurde Sonntag dem genialen Militär-Kapellmeister Herrn W. Heller durch den ehrenvollen Besuch des gottbegnadeten, schon lange einen Weltruf besitzenden Tondichters Graf Géza Zichy, welcher noch vor seiner Abreise dem wackeren Kapellmeister für das thatkräftige Mitwirken an dem denkwürdigen Fest und namentlich an dem Galakonzert, Worte des Dankes und der Anerkennung sagen wollte. Und so konnte denn Meister Heller den als Musikkapazität ersten Ranges vielverehrten Grafen in seiner Wohnung begrüßen und erfahren, daß er mit seinen gediegenen Leistungen selbst die gespanntesten Erwartungen des berühmten Komponisten noch weit übertroffen hat. (...)“

Am 4. Februar 1914 erhielt der Temeswarer Philharmonische Verein die Benachrichtigung vom Tode Hellers:

+

Das Offizierskorps des k. u. k. Infanterieregiments Freiherr von Loudon Nr. 29 gibt die schmerzliche Nachricht von dem Hinscheiden seines hochverehrten und unvergesslichen Militärkapellmeisters, des Herrn

WENZEL JOSEF HELLER

Besitzer des gold. Verdienstkreuzes, der Jubiläumserinnerungsmedaille, des Jubiläumskreuzes, des päpstlichen Ehrenkreuzes pro Ecclesia et Pontifice und der Herzoglich Sachsen Ernestin´schen Verdienstmedaille in Gold

welcher Dienstag, den 3. Februar l. J. nach kurzem schweren Leiden im 65. Lebensjahre seelig im Herrn entschlafen ist.

Die irdische Hülle des teueren Verblichenen wird in Wien zur ewigen Ruhe bestattet.

Die Seelenmesse findet am 6. Februar 1914, um 9 Uhr vormittags in der Seminärkirche zu Temesvár statt.

Temesvár, dem 3. Februar 1914.

 

Am 6. Februar 1914 sendete das Präsidium des Philharmonischen Vereins folgendes Schreiben an das Offizierskorps:

An das löbl. Offizierskorps des k. u. k. Infanterieregiments Freiherr von Loudon Nr. 29

Temesvár

Mit Bedauern erfuhr der Temeswarer Philharmonische Verein auch aus der gütigst zugesandten Trauernachricht das Ableben des in unserem Verein hochverehrten Kapellmeisters Heller und bittet das hochverehrte Offizierskorps des 29. Infanterieregiments bei dieser traurigen Gelegenheit das tief empfundene Beileid des Vereins entgegenzunehmen.

In aller Hochachtung,

das Präsidium des Temeswarer Philharmonischen Vereins

Temesvár, den 6. Februar 1914

 

Kurze Zeit nach seinem Tod (Februar 1914), veranstaltete der Temeswarer Philharmonische Verein am 25. März 1914 ein Gedenkkonzert gemeinsam mit der Musikkapelle des 61. Infanterieregiments im Temeswarer großen Redoutensaal. Im Programm Werke von Richard Wagner, Beethoven, J. W. Heller (Violinsonate: Allegro moderato, Intermezzo-Andante, Scherzo, mit Béla Tomm, Violine und Heinrich Stracke Klavier; Sololied von Heller: Ich hab dich lieb, gesungen von Vilma Babics), Rubinstein, Delibes, Max Filke (Introitus und Kyrie aus dem Requiem, d-Moll). Zu seinen Kompositionen zählen, außer der genannten Operette, auch zahlreiche Werke für die Blaskapelle, Lieder, Kammermusikwerke und kirchenmusikalische Schöpfungen.

 

Kompositionen:

  • Potpourri für Blas-Instrumente. (Imitation aus Pappe-Saxofon) von W. J. Heller (aufgeführt am 25.03.1885 in Hermannstadt)
  • Conto-Corent-Walzer (aufgeführt am 24.03.1887 in Temeswar)
  • Die Sonne geht auf, aus der Operette Die Verlobung am Bullea-See (aufgeführt am 14.11.1890 durch den Hermannstädter MGV, Leitung: Julius Jahn)
  • Baross-Marsch (aufgeführt am 20.08.1900 in Temeswar)
  • Die Verlobung am Bullea-See, oder, Also doch, romatisch-komische Oper in einem Akt mit einem Vorspiel (H. Malmer)
  • Festhymne, aufgeführt am 26. Juni 1901 anlässlich der Sommer-Liedertafel des Temeswarer Philharmonischen Vereins, unter Mitwirkung der Regimentsmusikkapelle
  • Violinsonate: Allegro moderato, Intermezzo-Andante, Scherzo;
  • Sololied: Ich hab dich lieb;
  • Graduale und Offertorium, für Alto, Violine und Orgel, componirt und Sr. bischöflichen Gnaden dem hochwürdigsten und hochwohlgebornen Herrn Josef Németh, aufgeweihten Bischof von Isauropolis, gewählter Bischof von Scopi, Dompropst des Csánader Cathedral-Kapitels, Csánader Kapitular-Vicar etc. etc. In tiefster Ehrfurcht gewidmet von Wenzel Josef Heller, Kapellmeister des Loudon-Regiments No. 29.
  • Hymne, für Solo, Chor und Orchester. Text: Carl Orendi; aufgeführt am 20. Juni 1891 durch die Liedertafel des Hermannstädter MGV im Glaspavillon des „Hermannsgarten“ unter Mitwirkung der städtischen Musikkapelle, Vereinsdirigent: Julius Jahn; Dirigent der Musikkapelle: Peter Hermann

Quittung mit der Unterschrift Hellers, 1913

Temeswarer Regimentskapelle mit Kapellmeister Heller

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2007

 

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