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EDITION MUSIK SÜDOST

Das zweistimmige Kirchenlied der Donauschwaben

Zur Geschichte des deutschen Kirchenliedes in der Wojwodina

Von Dr. Franz Metz

 

I. Das deutsche Kirchenlied in der Wojwodina zur Zeit der Kolonisation

 

Durch die von Wien aus eingeleitete Kolonisierung der zurückeroberten Gebiete entlang der unteren Donau entstanden nach 1718 auf dem Territorium der heutigen Wojwodina neue Pfarrgemeinden, deren Mitglieder nicht nur sprachlich und mundartlich verschiedener Herkunft, sondern auch kirchlich aus vielen süddeutschen und österreichischen Diözesen gekommen waren. Sie brachten somit größtenteils keine einheitliche Tradition und kein einheitliches kirchliches Lied mit. Wenn man bedenkt, dass manche weder schreiben noch lesen konnten und auch nur wenig Gesangbücher vorhanden waren, ist zu verstehen, mit wievielen Schwierigkeiten die Eingliederung in das kirchliche Leben verbunden war. Viele der neuen deutschsprachigen Siedlungen entstanden zwischen bereits seit Jahrhunderten existierenden südslawischen Gemeinden.

In manchen Pfarreien und Filialgemeinden wird in den ersten Jahren und Jahrzehnten ein sangeskundiger Kolonist das Amt des Kantors versehen haben, der das aus der Heimat mitgebrachte Liedgut gepflegt und den Gemeindemitgliedern weitergegeben hat. Die ehemaligen kurz vor dem großen Schisma durch den ungarischen König Stephan dem Heiligen gegründeten Bistümer wurden nach den Türkenkriegen teilweise neu gegründet und deshalb konnte lange Zeit die Frage des gottesdienstlichen Gesanges nicht auf Bistumsebene schnell gelöst werden. Die ersten Seelsorger der Siedlungsdörfer waren meist Ordensleute und ehemalige Feldgeistliche. Trotz der neuen, meist schlechten Lebensumständen, wurde in jener Zeit auch viel gesungen und gebetet, vielleicht auch gerade aus diesem Grund. Viele der aus dieser Zeit erhaltenen handgeschriebenen Gebetbücher enthalten zahlreiche Lieder.

In den ersten Jahrzehnten nach der Ansiedlung sang man größtenteils die aus dem jeweiligen Herkunftsgebiet mitgebrachten Lieder. Unter den Kolonisten gab es außer Deutschen auch Franzosen, Italiener und Spanier. Mit der Zeit wurden in Kirchen nur noch deutsche und lateinische Kirchengesänge gesungen. Ein Beispiel dafür liefert das für die Franzosendörfer des Temescher Banats im Jahre 1786 gedruckte Gesangbuch: Cantiques spirituels traduits de l´allemand en francois a l´usage des colonies de Lorraine dans le Banat de Temeswar. Par M. le Chanoine de Roka. Pest, de l´imprimerie de Trattner, 1786. Zu den Franzosendörfern zählten: Sveti Hubert / Sankthubert, Sarlevil / Charlevill, Banatsko Veliko Selo / Soltur in der heutigen Wojwodina und Triebswetter / Tomnatic im rumänischen Banat. Etwa ab dem Jahre 1830 sang man nur mehr deutsche Kirchenlieder, wie das Kantorenbuch der katholischen Kirche in St. Hubert beweist: Gesangbuch gehörig Anton Haehn, Lehrer zu Charlevill, Anno 1836. Diese Sammlung enthält nur deutsche und lateinische Kirchengesänge.

Auf höherer Ebene wurde erst durch Kaiserin Maria Theresia abgeholfen, die den Jesuiten Johann Cosmas Michael Denis (1729-1800) betraute, ein Gesangbuch herauszugeben. Denis war Dichter und gelehrter Theologe, der auch mit eigenen Schöpfungen und Umdichtungen das Kirchenliedgut - schon unter Einwirkung der Aufklärung - bereichert hat. Im Jahre 1774 erschien sein Gesangbuch unter dem Titel Geistliche Lieder zum Gebrauche der hohen Metropolitankirche bey St. Stephan in Wien und des ganzen wienerischen Erzbistums. Dieses Gesangbuch übernahm die Kaiserin für die ganze Monarchie, es hieß fortan das Maria-Theresianische Gesangbuch.

Im Jahre 1777 erschien ein weiteres Gesangbuch von Franz Seraphin von Kohlbrenner in Landshut unter dem Titel Der hl. Gesang zum Gottesdienste in der röm.-kath. Kirche. In diesem Gesangbuch befand sich außer dem Messlied Wir werfen uns darnieder auch die bekannte Singmesse Hier liegt vor deiner Majestät (daher Majestätsmesse), deren Text von Kohlbrenner stammt. Zu diesem Text schuf dann Johann Michael Haydn, der einstige Domkapellmeister zu Großwardein (Oradea / Nagyvárad, Rumänien), die uns bekannte Melodie. Sie wurde von ihm für vierstimmigen Männerchor und Bläser komponiert und war den deutschen Kolonisten im donauschwäbischen Raum bis zur Vertreibung die beliebteste und häufig gesungene Festmesse. Die alten Kantorlehrer haben sie mit besonderem Geschick und feiner Kunst in ihrer barocken Zierlichkeit und Wendigkeit auf der Orgel zu spielen gewusst. Fast sämtliche Gesangbücher wie auch Kantorenbücher beginnen mit diesem Messgesang. In den dreihundert Jahren ihrer Verbreitung finden wir diese Messe in allen katholischen Gesangbüchern, von Wien bis Odessa. Sie wurde auch in ungarischer, kroatischer, bulgarischer, rumänischer, tschechischer, slowakischer und lateinischer Sprache gesungen.

Der Direktorlehrer der donauschwäbischen Dörfer war zumeist auch als Kantor tätig, aus diesem Grunde wurde er meist „Kantorlehrer“ bezeichnet. Zum Beginn des 19. Jahrhunderts kamen zahlreiche Lehrer aus den verschiedenen Teilen der Monarchie in das Banat, wo die materiellen Voraussetzungen anscheinend viel besser waren als anderswo. Ihre Musikkenntnisse haben sie sich in Bratislava / Preßburg, Wien, Budapest, Arad, Szeged oder Temeswar angeeignet. Seine gediegene Ausbildung erlaubten ihm selbst Lieder zu harmonisieren, kleinere Vor- und Nachspiele zu improvisieren oder aufzuschreiben, zu transponieren oder selbst zu komponieren. Es sind uns viele Namen von Kantoren dieses Raumes bekannt, die eine stattliche Zahl von Kirchenmusikwerken hinterlassen hatten: Franz Limmer, Josef Schober, Giuseppe a Coupertino Schiespiel, Josef Wenzel Heller, Leopold Herrmann, Conrad Paul Wusching, Wilhelm Schwach, Vincens Maschek, Johann Weber, Hans Weisz, Martin Metz, Andor Arató-Ackermann, Peter Rohr, Joseph Weikert, Martin Novacek, Peter Schmidt, Jakob Leh, Joseph Kratochwill, u.v.a.

In den Visitationsakten von Bischof Joseph Lonovics (Temeswar) in den Jahren 1835-1838 wird meist auch der Kantor erwähnt, man berichtet über den Zustand der Kirchenmusik im jeweiligen Ort und oft auch über die musikalischen Fähigkeiten des Organisten. Die Orgel wird ebenfalls erwähnt, dabei wird die Zahl der Register, das Alter und die Größe des Instrumentes berücksichtigt.

Das deutsche katholische Kirchenlied in der Wojwodina wurde außer bei Wallfahrten, Prozessionen und Beerdigungen von der Orgel begleitet. Die einzige bekannten Prozessions-orgel stand in der Kapelle des Gottlober Friedhofs (Ostbanat), über ihre Verwendung sind aber keine Einzelheiten bekannt.

Die meisten dieser Kirchenmusiker schrieben auch Kirchenlieder, viele sind in Druck erschienen und fanden im ganzen südosteuropäischen Raum eine große Verbreitung. All diese Lieder sind mit Orgelbegleitung. Als Beispiel sei das Marienlied Mit frohem Herzen will ich singen von Josef Schober erwähnt: Zwölf Lieder zu Ehren der seligsten Jungfrau Maria, für eine Singstimme mit Orgelbegleitung, Verfasst (Text und Melodie) von Josef Schober, Lehrer und Sänger an der Pfarrschule in Gödre, der Dioecese Fünfkirchen, in Ungarn, Erlau, gedruckt in der erzbischöflichen Buchdruckerei 1881. Obzwar es im Titel heißt "für eine Singstimme", wird dieses Lied bis heute immer zweistimmig gesungen. Dieses Lied wird heute noch regelmäßig bei Wallfahrten der Donauschwaben gesungen.

 

II. Zur Interpretation und Rezeption des donauschwäbischen Kirchenliedes

 

Der Kirchengesang in den donauschwäbischen Gemeinden war von den musikalischen Kenntnissen de jeweiligen Kantors abhängig. Zur Vorbereitung oder Weiterbildung des Kantors und Orgelspielers wurden in der Wojwodina u.a. folgende Lehrbücher, Schulen und Präludiensammlungen verwendet:

- Lugoscher Klavierschule, P. Rudolpho Studer, Minoritenkloster, 1760/1789: Anleitung zum Klavier Spielen: enthält praktische und theoretische Übungen für den ersten Klavierunterricht, Arien, Menuette, geistliche und weltliche Lieder, u.a. die 6 Ländler von Mozart;

- Franciscus Zsasskovszky: Manuale Musico-Liturgicum (lateinisch-slowakisch), Agriae 1853;

- Georg Scherka: 112 Präludien für die Orgel, Hatzfeld, um 1890; enthält Vorspiele in Tonarten bis zu 4 Vorzeichen. Die meisten Kirchenlieder spielte man in C-, D-, F- oder G-Dur. Viele der Kirchenorgeln hatten damals noch die kurze Oktave im Bass und waren mitteltönig gestimmt. Erst mit dem Bau neuerer Instrumente durch Wegenstein (Temeswar), Rieger (Budapest) und Angster (Pécs) die mit einer pneumatischen Traktur versehen waren, wie auch durch zeitgemäße Harmonisierungen wurden die Tonarten bis 4 oder 5 Vorzeichen erweitert.

- Anton Nemesovits (Raab/Györ): Der praktische Organist. Handbuch zum gottesdienstlichen Gebrauche, zugleich ein Hülfsbuch für den Orgelunterricht in Präparanden-Schulen, Wolfenbüttel, um 1890;

- Antalffy-Zsiross Dezsö (*1885 Zrenjanin / Großbetschkerek, +1945 Denville, New Jersey, USA): Orgona-iskola [Orgelschule], Budapest, 1911;

- Johann Weber (Schöndorf): 100 Orgonajáték, Arad 1911; enthält Präludien in allen Tonarten des Quintenschlüssels;

Im donauschwäbischen Raum hieß der Orgelspieler immer „Kantor“ und nicht „Organist“. Der Gesang war wichtiger als das Orgelspiel und dem entsprechend war auch die kirchenmusikalische Praxis ausgestattet. Durch die Einführung des ungarischen Liedes in den donauschwäbischen Kirchen nach 1880, durch die Bevorzugung des Sologesangs während der Messe und gefördert durch die große Zahl der Messen selbst an Werktagen, ist dem Kantor und einer kleinen Gruppe von Sängerinnen und Sängern allein das Singen überlassen worden. Auf der Orgelempore der Lowriner Pfarrkirche ist folgende Aufschrift angebracht: „Wer nicht singen will soll unten bleiben. Gesang ist doppeltes Gebet.“ Der Kantor selbst begleitete nicht nur den Gesang sondern musste das Lied mit kräftiger Stimme vorsingen. Diese Praxis ist auch heute in vielen Gemeinden Südosteuropas vorzufinden. Selbst bei der Einstellung eines Kantors war die stimmliche Ausbildung wichtiger als die Kenntnisse im Orgelspiel.

Das donauschwäbische Kirchenlied wurde von der Gemeinde meist zweistimmig gesungen. Ein Lied, bei dem man nicht die Terz und Sext dazusingen kann, wurde nicht als „schön“ empfunden. Diese ästhetische Einstellung gegenüber des Kirchenliedes entwickelte sich im Laufe der Zeit und wurde sowohl durch das deutsche Volkslied wie auch durch die Musik der anderen Völker Südosteuropas beeinflusst. Im Allgemeinen war folgende Auffassung verbreitet: Erst die zweite Stimme kann dem Lied die nötige Würde, den richtigen Ausdruck und die von den Zuhörern erwartete Andacht verleihen. Dabei können viele Ähnlichkeiten mit dem serbisch-orthodoxen Kirchenlied des 19. Jahrhunderts festgestellt werden.

In den katholischen Kirchen der Temeswarer Diözese wie auch in der Wojwodina wird die Messe in 9 Sprachen gelesen, dementsprechend auch die Vielfalt des Kirchenliedes. Die gegenseitige Beeinflussung ist dabei unverkennbar. Bei vielen Liedern ist der Text in mehrere Sprachen übersetzt worden. Im Gegensatz zur kirchenmusikalischen Tradition der katholischen und evangelischen Kirche, darf in der orthodoxen Kirche der Kirchengesang nicht mit Musikinstrumenten begleitet werden. Die Orgelbegleitung wird in dieser Region deshalb als ein Charakteristikum der „deutschen“ Kirche (rumänisch: „Biserica nemteasca“) bezeichnet.

Das Tempo des gesungenen Liedes ist immer von der Aussage des Textes abhängig. Im Allgemeinen sang man die Kirchenlieder in einem für die heutige Auffassung sehr langsamen Tempo. Die Musik musste sowohl auf den Sänger als auch auf den Zuhörer einwirken, das Singen war ein Erlebnis, eine Andacht, ein Gelöbnis. Der Gesang war dabei wichtiger als die Orgelbegleitung. Erst das langsame, erhabene Tempo des Liedes erlaubte das Einfügen von oft üppigen Kadenzen, die der Kantor mit viel Geschick auf seiner Orgel ausführen konnte. Sowohl in Handschriften als auch in Drucke finden wir Belege für diese Übergangskadenzen oder Zwischenspiele. Um 1850 werden diese immer kürzer und einfacher und sind oft nur mehr Überleitungen zum nächsten Vers. Um 1780 finden wir diese Kadenzen noch in Form von längeren Läufen in Terzen oder Sexten, meist in 32tel oder 16tel ausgeführt. Die schlichte und einfache Orgelbegleitung wurde dem Gesang der ländlichen Bevölkerung angepasst.

Im Banater Bergland wurden in den 1828 entstandenen böhmischen Siedlungen dreistimmige Kirchenlieder gesungen, ähnlich dem alpenländischen Kirchengesang. Dementsprechend war auch die Orgelbegleitung dieser Art von Kirchenmusik angepasst.

Die ältesten Aufzeichnungen von deutschen Kirchenliedern der Wojwodina und des heutigen rumänischen Banats stammen aus der Zeit 1780-1790. Zu den ausgewerteten handgeschriebenen Kantorenbüchern zählen folgende:

- Michael Haydn: Hier liegt vor Deiner Majestät (Temeswar, 1790); enthält viele Übergangskadenzen, schlichte Harmonisierung, Wiener Fassung der Messe;

- Lowriner Orgelbüchlein, um 1790, Präludien, Kirchenlieder, zahlreiche Übergangskadenzen;

- Alexanderhausen, um 1800: Hier liegt vor Deiner Majestät; die Übergangskadenzen wurden nach den Kenntnissen des Orgelspielers ausgerichtet, in manchen Handschriften kommen die 16tel oder 32tel Läufe auch als Doppelgriffe vor;

- Arader Orgelheft, um 1800, enthält ungarische, deutsche, lateinische Gesänge mit Orgelbegleitung, Praeludien und einen walachischen Tanz aus Tautz; viele der donauschwäbischen Liedsammlungen enthalten auch weltliche Lieder und Tänze; nicht selten sind sowohl deutsche als auch ungarische, rumänische und serbische Tänze aufgezeichnet;

- Gesangbuch gehörig Anton Haehn, Lehrer zu Charlevill, Anno 1836; enthält auch das deutsche Hochamt Hier liegt vor deiner Majestät in einer eigenen Fassung, die Orgelstimme ist mit Organo bezeichnet; bis etwa 1830 sang man in den drei französischen Nachbargemeinden Charlevill, Soltour und St. Hubert auch Lieder aus einem eigenen französischen Gesangbuch;

- Röm.-katholische Kirchengesänge, Mehadia 1844: enthält mehrere Varianten des gleichen Kirchenliedes, Wir werfen uns darnieder, mit kürzeren Kadenzen; die Übergangskadenzen werden ab 1840 immer kürzer, danach verschwinden diese aus den Abschriften;

- Sammlung verschiedener Lieder und Praeludien für mich, Johann Sebastian, Lehrer, Busiasch 1849; enthält u.a. das Predigtlied In Gottes Vaters und des Sohnes mit üppigen Kadenzen; Tantum egro mit Zwischenspielen, einzelne kürzere Präludien;

- Kantorenbuch, Banat, um 1850, Te Deum laudamus - Großer Gott, wir loben dich (eigene Fassung) und Gott erhalte, Gott beschütze; das Lied Großer Gott, wir loben dich wird heute noch in donauschwäbischen Gemeinden nach der Auferstehungsprozession gesungen, in manchen Kirchen kennt man dieses Lied im 2/4-Takt.

Obzwar ab dem 19. Jahrhundert in vielen südungarischen Diözesen auch gedruckte Orgelbücher verbreitet waren, spielte man gerne weiterhin aus den handschriftlichen Kantorenbüchern. Die gedruckten Orgelbücher enthielten oft nicht jene Lieder, die von den Kirchengängern gerne gesungen oder gehört wurden. Zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurden dann immer mehr Kirchenlieder aus reichsdeutschen Gesangbüchern aufgenommen, was der Pflege des regionalen und authentischen donauschwäbischen Liedgutes nicht diente.

Ab 1770 waren in der Wojwodina folgende gedruckte Kantoren- und Gesangbücher verbreitet:

- Homagium christiano-Marianum, Ein Ordentliche Christcatholische Art Schuldiger Huldigung dem allerhöchsten Gott, Mariae, Der glorreichsten Himmels-Königin und H. Patronen täglich, oder wöchentlich abzustatten. Von in der Exempten Pfarr-Kirchen zu Kemed gewöhnlicher Rosenkranz-Bruderschaft allen Mitgliedern, als lieben Pfarr-Kindern zum Seelen-Trost, und geistlichen Unterricht ausgetheilet, und verehret im Jahr 1774. - Fünfkirchen, gedruckt bey Johann Joseph Engel, Königl. Privil. Buchdruckern.

- Gott ist die reinste Liebe. Mein Gebeth und meine Betrachtung. Von dem Hofrath von Eckartshausen. Achte Neu verbesserte und vermehrte Auflage. Wien, bey J.B. Wallishausser, 1789.

- Joseph Preindl: Melodien aller deutscher Kirchenlieder welche in der Metropolitankirche zu St. Stephan in Wien von der Gemeinde gesungen werden, Wien um 1800; enthält auch kurze und einfache Kadenzen und Vorspiele. Für viele donauschwäbische Kantoren galten diese Intonationen und Vorspiele als ein Vorbild. Im gleichen Bucheinband befinden sich als Anhang abgeschriebene serbische, rumänische und deutsche Volkslieder und Tänze.

- Geistlicher Wegweiser. Ein Lehr- und Gebetbuch für katholische Christen, besonders für die Jugend auf dem Lande, von Johann Riffel, weiland Seelsorger im Csanáder Bisthume. Groß-Becskerek 1853.

- Johann Nepomuk Grünn: Melodien für Orgel von Johann Nep. Grünn, Hauptschullehrer in Perjamos, zu seinem herausgegebenen Liederbuche Kirchengesänge und Gebete für Katholische Christen, Temesvár, um 1880; Grünn bearbeitete diese Kirchenlieder für die Orgel und schrieb dazu kurze Iontonationen.

- Kirchengesänge für katholische Christen. Nebst den Sonn- und Festtags-Vespern, Begräbnissgesänge, und einem Anhange von Morgen-, Abend-, Meß-, Beicht-, Communion-, und anderer Gebeten, nebst mehreren Litaneien. Für die Hatzfelder christliche Gemeinde gesammelt. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. In Hatzfeld zu haben bei Franz Kremmer, und in Radna bei Johann Kremmer. Arad, 1866. Druck von Leopold Réthy. (von Georg Scherka verfaßt 1860, 1865)

- Josef Schober: Zwölf Lieder zu Ehren der seligsten Jungfrau Maria, für eine Singstimme mit Orgelbegleitung, Verfasst (Text und Melodie) von Josef Schober, Lehrer und Sänger an der Pfarrschule in Gödre, der Dioecese Fünfkirchen, in Ungarn, Erlau, gedruckt in der erzbischöflichen Buchdruckerei 1881. Enthält auch das Marienlied Mit frohem Herzen will ich singen welches in allen katholischen donauschwäbischen Pfarrkirchen gesungen wurde. Obzwar es im Titel heißt "für eine Singstimme", wird dieses Lied immer zweistimmig gesungen.

- Kirchengesangbuch. Eine Sammlung alter und neuer Kirchen-Gesänge für Schüler und Volk. Mit Erlaubnis des erzbischöflichen Ordinariats zu Kalocsa. Zusammengestellt von den Brüdern Turnovsky in Filipova. Zweite Auflage. 1889. Druck und Verlag von Josef Kristofek in Palanka.

- Christkatholisches Gesang- und Gebetbuch. Gesammelt, größtentheils auch neu verfasst, verbessert, mit vielen nützlichen Zusätzen vermehrt und zum Gebrauche des gläubigen Volkes herausgegeben von einem Weltpriester der Csanáder Diözese. (...) "Union" Buchdruckerei und Verlagsanstalt. Temesvar 1895.

- Jubilate Deo. Jakob Leh, 1897.

- Anton Niedermayer, Szeged: Melodienbuch. Orgelbegleitung sämmtlicher Kirchen-Gesänge des von einem Priester der Csanáder Diözese herausgegebenen Christkatholischen Gesang- und Gebetbuches, Szeged, um 1890. Enthält Orgelbegleitungen für gregorianische Gesänge und bezifferte Melodieführung. Durch die mangelnde Ausbildung mancher Orgelspieler mussten Lösungen für ein schnelles Erlernen der Noten gefunden werden. Die Noten wurden mit Ziffern ersetzt und diese notierte man sich oberhalb der gedruckten Melodie.

- Marien-Gesänge, herausgegeben von Anton Bäcker, Hodschag, 1908.

- Hans Eck: Orgelbuch zum katholischen Gebet- und Gesangbuch des Temesvarer Bistums, Temeswar 1933; dieses Orgelbuch wurde vom Temeswarer Bischof Augustin Pacha verordnet. Obzwar es in allen Kirchen der Temeswarer Diözese verbreitet war, spielte man trotzdem einen großen Teil der deutschen Kirchenlieder auch weiterhin aus handgeschriebenen Kantorenbüchern.

- Laudate Dominum! Lobet den Herrn! Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Unter Mitwirkung mehrerer Priester, Chordirektoren und Kantoren harausgegeben von Jakob Leh in Novisad. Verlag von Friedrich Bachinger in Subotiza. Seit 1935 Verlagseigentum der Zeitschrift "Der Familienfreund" in Novi Vrbas. 1924.

- Wir Kinder beten. Verlag Franz Pfister, Hodschag, 1930 (?)

- Jugend vor Gott. Verlag Franz Pfister, Hodschag, 1930 (?)

- Josef Negele: Orgelbuch zum Leh´schen Gesangbuch Laudate Dominum, Subotica (Szabatka/Maria Theresiopel) 1937, 3 Hefte; es ist das letzte deutsche Orgelbuch, das vor der Vertreibung der Donauschwaben aus dem serbischen Banat (1945) veröffentlicht werden konnte. Die nötige Verbreitung konnte es aber wegen des Krieges nicht mehr finden.

Das Kirchengesangbuch zählte, neben dem Goldenen Himmelsschlüssel und Goffines Handpostille, zu den religiösen Hausbüchern, die fast jede donauschwäbische katholische Familie auch in der Batschka besaß. Hier gaben Alexander und Josef Turnowsky Ende des 19. Jahrhunderts gemeinsam das Filipowaer Gebet- und Gesangbuch heraus. Es erlebte mehrere Auflagen und war in allen deutschen Gemeinden verbreitet.

Jakob Leh, Kantor, Chorleiter und Musiklehrer in Novi Sad / Neusatz, veröffentlichte 1925 das umfangreichste katholische deutsche Gebet- und Gesangbuch, es hieß Laudate Dominum (Lobet den Herrn) und beinhaltete 440 Lieder mit Noten. Der Autor hat in diesem Gesangbuch mit Zustimmung des Bischofs von Rottenburg, Dr. Keppler, aus dem Rottenburger Diözesangesangbuch (1922) die "Einheitslieder" und außerdem noch einige andere Lieder in sein Gesangbuch aufgenommen. Gedruckt wurde es im Verlag von Friedrich Bachinger in Subotica. Bis 1945 wurde es in allen deutschen Pfarrgemeinden verwendet.

Außer diesen beiden Kirchengesangbüchern sind auch noch andere Andachtsbücher mit Liedanhang in der Batschka erschienen:

1. Die Andacht des katholischen Christen von Domkapitular Johannes Schwerer (1808 - 1893), Untertitel: "Eine Sammlung kirchlicher Gebete und Gesänge für alle, besonders aber für das liebe Landvolk", Verlag Karl Werner, Kalocsa, 328 Seiten, erschien in drei Auflagen: 1858, 1900 und 1905.

2. Jesuherz und Kinderherz, Gebet- und Gesangbüchlein für die Schuljugend, von Josef Negele, Pfarrer in Crvenka/Cserwenka. Auflage 5000 Stück, Buchdruckerei H. Pleeß, Vrbas / Neu-Werbaß 1932, 176 Seiten.

3. Jugend vor Gott. Was wir beten und singen. Jugendgebetbuch, herausgegeben 1940 im Auftrag des Diözesanpräses durch den Jugendruf, Monatsschrift junger deutscher Katholiken, Druckerei Franz Pfister, Odzaci / Hodschag, 144 Seiten.

4. Wir Kinder beten. Kindergebetbuch, Verlag des Jugendruf, Druckerei Franz Pfister, Hodschag.

5. Die heilige Stunde, Andachtsbüchlein zu Ehren der Todesangst Christi, von Josef Negele, Pfarrer, Verlag Der Familienfreund, Neu-Werbaß 1936, Druck von J. Szavadill, Apatin.

 

III. Kirchenchöre und Kantoren

 

Die Kirchenmusik der Donauschwaben in der Wojwodina wurde bisher noch nicht einer systematischen Forschung unterzogen. Eine solche Studie müsste grenzüberschreitend eingeleitet werden und könnte nur in internationaler Zusammenarbeit zu einem Erfolg führen. Durch die Folgen des zweiten Weltkriegs sind die Primärquellen heute in Sammlungen in Jugoslawien, Österreich, Deutschland und Rumänien zu finden.

Nach 1945 wurden in Deutschland und Österreich zahlreiche Ortsmonographien erstellt die sich auf Orte der heutigen Wojwodina beziehen. Darin sind auch einige Angaben zur Musikkultur zu finden. Für eine wissenschaftliche Aufarbeitung können diese Quellen aber nur mit Vorbehalt benützt werden. Die Aussagen darin beziehen sich meist auf Erlebtes und Gehörtes, eine kritische Auseinandersetzung mit authentischen Quellen konnte aus objektiven Gründen nicht durchgeführt werden.

Die folgenden Daten zur donauschwäbischen Kirchenmusik einiger Orte der Wojwodina wurden aus einzelnen Publikationen entnommen und zusammengetragen. Es geht vorwiegend um solche Orte, in denen auch Deutsche lebten. Somit kann diese Studie nur einen Teil der kirchenmusikalischen Traditionen dieses grenzüberschreitenden südosteuropäischen Raumes beleuchten. Erst in Zusammenhang mit den serbischen, rumänischen, ungarischen oder anderssprachigen Kulturen und Konfessionen der Wojwodina kann man sich ein vollständiges Bild über den wahren einzigartigen Reichtum dieses in Jahrhunderten gewachsenen Raumes machen.

 

1. Pantschowa / Pancevo

(siehe dazu eigene Seite)

 

2. Werschetz / Vrsac

(siehe dazu eigene Seite)

 

3. Weißkirchen / Bela Crkva

(siehe dazu eigene Seite)

 

4. Großbetschkerek / Zrenjanin

 

In dieser Banater Großgemeinde war Josef Weninger (*1875, +1935 Großbetschkerek) viele Jahre als Regenschori tätig. 1912 gab er ein Gesangbuch heraus: Kirchenliederbuch für Katholiken. Gesammelt von Josef Weninger. Nagybecskerek 1912. Im Jahre 1915 erschien dann die zweite Auflage.

 

5. Nakofalva / Sellesch – Nakovo

 

Aus dem Kontrakt zwischen dem Lehrer Franz Kirschenheuter und der Gemeinde Nakofalva vom Ende des 18. Jahrhunderts erfahren wir einiges über die Tätigkeit eines Banater Kantorlehrers:

 

An heute zu Ende gesetzten dato und jahr ist zwischen der Nakofalvaer Gemeinde und dem Franz Kirschenheuter folgender Kontrakt geschlossen worden, als:

1-tens. Nimt die Nakofalvaer Gemeinde den obgemeldeten Franz Kirschenheuter auf ein Jahr zu ihren Schullehrer auf, und verspricht ihme für das Jahr vierzig Gulden an baaren Geld, dan vieruig Preßburger Metzen saubere und rein Brotfrucht, wie auch zwei Klafter hartes Brennholz, 9 Schuch hoch und 8 Schuch breit Brennstroh zu geben, nebst dem Weingarten der umgebaut, wie auch das freye Quartier in dem Gemeindehaus.

2-tens. Hat der Schullehrer die Kirchen- und Schuldienste auf das genaueste zu versehen. Die Kirchenwäsche, so oft es nötig ist zu waschen, die Hostie zu backen und alles Geläut ohnentgeltlich zu versehen, auch muß derselbe sowohl im Winter als auch im Sommer, wenn Kinder kommen sollten, die Schul halten, und ihnen alles nöthige beybringen. Urkund dessen ist gegenwertiger Kontrakt von dem Ortsgericht als auch von dem Schullehrer, eigenhändig unterfertigt worden.

So geschehen zu Nakofalva, den 24. April 1792.

 

Die Siedler, die im 18. Jahrhundert die Gemeinde Sellesch gründeten, waren sehr religiös: als sie noch keine Kirche hatten, kamen sie mit allen Familienmitgliedern vor das Kreuz in der Marienfelder Gasse und beteten dort den Rosenkranz und die Litanei und sangen die ihnen bekannten Lieder. Später bekamen sie eine stattliche Kirche, in der es auch eine Orgel gab.

 

6. Kathreinfeld / Katarina

 

In Kathreinfeld gab es schon im frühen 19. Jahrhundert einen Kirchenchor, der von dem jeweiligen Kantorlehrer geleitet wurde. Dieses Amt hatten folgende Lehrer inne: Anton Albetz, Johann Hollinger, Wenzel Massong, u.a. Der Kirchenchor gab zusammen mit dem Kathreinfelder Musikverein auch Konzerte. 1924 führte der Chor gemeinsam mit dem Orchester eine Messe auf, nur die alte Orgel konnte wegen "akuten asthmatischen Zustandes am festlichen Jubiläum nicht mehr gebührend mithalten und nur unter Ächzen und Stöhnen ließ sie ihre Stimme zwischendurch mal hören". Die Orgel hatte ein Manual, Pedal und 12 Register. In den 30er Jahren wurde diese Orgel von dem Werschetzer „Münsterorganisten“, Kantorlehrer Josef Loffl, kostenlos hergerichtet und gestimmt. An großen Festtagen wurde die Orgel durch eine Blasmusikkapelle ersetzt.

 

7. Kubin / Kovin

 

In Kubin hatte man schon vor 1836 eine Orgel mit 14 Registern, die in diesem Jahr repariert werden musste. Im August 1855 wurde die Orgel von Orgelbauer Karl (Carolus) Petter aus Budens für 160 Gulden repariert. 1918 wurden die Orgelpfeifen für Kriegszwecke requiriert, dafür wurden 1307 fl. und 50 Filler an die Temeswarer Sparkassa überwiesen.

 

8. Homolitz / Omoljica

 

Auch in dem Kubin benachbarten Ort Homolitz wurde der Organistendienst vom jeweiligen Lehrer verrichtet: 1766-1780 Tadeus Schuder, 1780-1783 Leopold Kock, 1795-1799 Josef Schuder, 1800-1814 Anton Carl, 1819-1822 Georg Sichert, 1823-1834 Johann Weber, 1834-1852 Johann Herrlich, 1850 Martin Kaltner, 1852-1861 Franz Krauß, 1862-1867 Filipp Serda, 1867-1907 Adalbert Haag, 1907-1933 Rudolf Haag, ab 1933 Johann Söllöschi.

Pfarrer Karl Grünn wirkte zwischen 1894-1910 in Homolitz. Er wurde 1855 in Perjamosch geboren, sein Vater war hier Lehrer und Organist. Er sprach 7 Sprachen, war ein ausgezeichneter Musiker und deutscher Lyriker. Seine Gedichte sind auch in Druck erschienen. Sein Bruder war der bekannte ungarische Historiker Dr. Baroti (Grünn) Lájos. Im Jahre 1910 wurde Pfarrer Grünn nach Haulikfalva (heute gehört es zu Perjamosch) versetzt.

Die alte Orgel hatte 6 Register, 1891 wurde sie von Orgelbauer Julius Hubmann repariert und ein Pedal angehängt. Der Riemenzug auf Rollen wurde zum Treten umgeändert. Dieses Instrument wurde mit der Zeit des Alters wegen unbrauchbar; Leopold Wegenstein aus Temeswar bekam den Auftrag, eine neue Orgel für die katholische Kirche in Homolitz zu bauen. Die Gläubigen spendeten dafür und so konnten die 2420 Kronen bald ausbezahlt werden.

In der Kirche sangen die Gläubigen aus dem 1913 herausgegebenen Gesangbuch von Rudolf Haag und Michael Herold. Vorher wurde aus dem Gesangbuch von Georg Scherka aus Hatzfeld gesungen.

 

9. Franzfeld / Kacarevo

 

Die meisten Einwohner Franzfelds waren evangelischer Konfession. 1816 wurde eine neue Orgel für die Kirche erbaut, 1829 musste diese renoviert werden, was die Gemeinde 870 Gulden gekostet hat. Eine weitere Reparatur kam 1861 dazu. Josef Poglitsch wurde 1919 zum Kantor, Organisten und Religionslehrer der evangelischen Kirchengemeinde ernannt. Anlässlich der 400-Jahr-Feier der Augsburgischen Konfession fand am 10. Mai 1930 in Franzfeld ein evangelisches Sängerfest statt. Da mehrere Chöre anwesend waren, wurden die Chorwerke vom Massenchor vorgetragen, Dirigent war Ing. Rick aus Werbaß.

 

10. Heideschütz / Hajducica

 

Auch die Gemeinde Heideschütz war vorwiegend evangelischer Konfession, diese Gemeinde bestand am Anfang nur aus Slowaken. Zwischen 1821 und 1824 war Johann Bengo als Kantorlehrer tätig, zwischen 1826-1829 hatte Johann Konukai die Kantorstelle betreut.

1868 kaufte sich die evangelische Kirchengemeinde um 1000 Gulden eine Orgel. Der Kirchengesang war bei gutem Gottesdienstbesuch vorzüglich und einige Jahre war Pfarrer Halwax selbst als Kantor tätig, bis dann der musikalisch begabte Bauer und Musiker Jakob Hetzel die Kantorstelle übernahm. Der Kirchenchor wurde nach dem ersten Weltkrieg gegründet und von Musikkapellmeister Christian Hetzel und Pfarrer Halwax geleitet. Zur Zeit des Pfarrers Halwax waren bei den Deutschen dreierlei Gesangbücher im Gebrauch: das alte und das neue Batsch-Syrmer Gesangbuch und das neueste, in letzter Zeit eingeführte Deutsch-Evangelische Gesangbuch.

 

11. Deutsch-Elemer / Nemacki Elemir

 

Nach Deutsch-Elemer kamen die ersten Ansiedler nicht aus dem Reich, sondern aus bereits bestehenden Ortschaften, die in den Jahren 1767 bis 1792 angesiedelt wurden: 1767 Hatzfeld, 1770 Sarlevil / Charlevill, 1770 Hajfeld / Heufeld, 1772 Gottlob, 1767 Esadat, 1792 Sellesch, Grabatz, Cesterek / Tschesterek, Wiseschtje, Banatsko Veliko Selo / Soltour u.a. Nach 1800 entschlossen sich viele Familien, dem Rufe der Familie Kiss zu folgen, aus ihren Gemeinden auszuwandern und die neue Gemeinde Deutsch-Elemer zu gründen.

Kantorlehrer Kirchner war ab 1850 in Deutsch-Elemer tätig. 1905 wurde Ferdinand Wolfram Kantorlehrer und blieb bis 1924 diesem Amte treu. Danach übernahm Johann Ollinger aus Ernsthausen diese Stelle und arbeitete auch mit dem Kirchenchor. Nach dessen Ableben 1932, übernahmen Lehrer Albeck und Pater von Köht den Kirchenchor, der auch als Gesangverein tätig war. Anna Dekitsch begleitete den Chor an der Orgel.

Im Jahre 1933 kam Johann Weber nach Deutsch-Elemer, übernahm die Organistenstelle und die Arbeit mit dem Kirchenchor, bis er 1941 als Organist nach Lazarfeld übersiedelte. Durch die Kriegserklärung Deutschlands an Jugoslawien, musste auch Pater von Köht zurück nach Deutschland, Deutsch-Elemer blieb ohne Pfarrer und ohne Organisten. Die Arbeit mit dem Kirchenchor übernahm vorübergehend Hans Herold, in Abwechslung mit Josef Franzen. Der letzte Gottesdienst vor der Vertreibung fand am 1. Oktober 1944 statt. Die Orgel der katholischen Kirche hatte 6 Register.

 

12. Elisenheim

 

Elisenheim war eine viersprachige Gemeinde im Banat, die von Deutschen gegründet wurde. 1882 wanderten alle deutschen Einwohner nach Josefsdorf, ins rumänischen Banat, aus. Rudolf Pauly, erster Lehrer und Kantor in Elisenheim, nahm das Harmonium, eine Chorbank und einige andere Gegenstände mit nach Josefsdorf, die dort wohl dem gleichen Zwecke gedient haben. Es kamen danach meist ungarische und bulgarische Katholiken nach Elisenheim. Die Bulgaren kamen überwiegend aus dem Nachbarort Lukaschfal. Ihre Vorfahren sind seit 1738 katholisch, als sie vor die Alternative gestellt wurden, entweder die Nationalität oder den Glauben zu wechseln.

Der Kantor spielte auch in Elisenheim im Leben der ganzen Gemeinde eine große Rolle. Da oft die Pfarrstelle nicht besetzt war, musste der Kantor am Sonntagvormittag einen Wortgottesdienst halten und am Nachmittag die Vesper. Der Gemeindegesang wurde um die Jahrhundertwende nur vom Chor übernommen und dieser sang von der Orgelempore aus. Da die Gottesdienste an jedem Sonntag in einer anderen Sprache gehalten wurden, musste der Kantor auch deshalb alle drei Sprachen beherrschen: deutsch, ungarisch und bulgarisch. Jede Nationalität hatte ihren eigenen Chor, mit dem der Kantor die entsprechenden Lieder vorbereiten mußte. 1889 kam der junge Lehrer Sigmund Gockler nach Elisenheim und übernahm auch den Kantorendienst. In den folgenden 45 Jahren hat Gockler gewissenhaft sein Amt ausgeübt, und mit der Gemeinde gebetet und gesungen. Wenn der Priester aus Etschka wegen schlechter Witterung nicht zur Beerdigung kommen konnte, musste der Kantor auch dies übernehmen. Kantor Gockler wurde 1870 geboren und starb in Elisenheim, wo sich auch heute noch sein Grab befindet.

Nach einer kurzen Übergangszeit von ungefähr einem Jahr, in welcher Zeit der in Muzlja lebende Lehrer Molnár den Kantorendienst in Elisenheim verrichtete, übernahm sein Sohn Zoltan 1936 die Kantorenstelle. Zoltan Molnár arbeitete auch mit dem Kirchenchor und hatte selbst eine kräftige Stimme. Er erteilte privat Musikunterricht (Violine), übersiedelte nach seiner Pensionierung nach Muzlja und ist auch dort gestorben. Sein Nachfolger war Josef Sándor.

An der Auferstehungsprozession nahm immer die Musikkapelle teil. Es war ein frohes Ereignis, begleitet von Böllerschüssen, Chorgesang und Blasmusik. Auch die Maiandachten wurden immer feierlich abgehalten, meist waren viele Kinder anwesend.

Die evangelische Kirche wurde 1902 erbaut und, da das alte Harmonium zu klein war, bestellte man eine Orgel bei einer Temeswarer Orgelbaufirma. Diese kostete 1000 Gulden, von denen 450 Gulden der Staat bezahlt hat.

 

13. Kikinda

 

Aus dem Jahre 1783 ist uns ein wertvolles Dokument erhalten geblieben, in welchem viel über die Kirchenmusik dieser Banater Großgemeinde berichtete wird. Der Bischof von Temeswar hatte bereits mehrere Jahre vorher einen strengen Befehl erlassen, dass die Knaben selbst in den kleinsten Gemeinden im Lesen, Katechismus und im Singen unterrichtet werden müssen; wenn die Gemeinde aber zu arm war, einen Schulmeister zu halten, musste der Pfarrer selbst den Unterricht übernehmen. Dies war teilweise auch in Großkikinda der Fall: aus dem Klingelbeutelgeld musste man "Singbüchl", die Schultafel, "Ministrantenbüchl" und die "ABC-Büchl" für die Schüler anschaffen.

In Ermangelung eines Schulmeisters und des Kantors übernahm ein sangestüchtiger Schustergeselle diesen Dienst, sein Name war Anton Bayer. Zu besonderen Anlässen kam der Kantorlehrer aus Marienfeld mit einigen geübten Sängern zu Hilfe. In dem alten Dokument wurde auch festgehalten, dass diese Sänger wie auch die 12 jungen Schützen bei verschiedenen Prozessionen aus dem Klingelbeutelgeld bezahlt wurden.

Im Jahre 1783 hat die katholische Kirchengemeinde beim Temeswarer Buchdrucker Heimerl 30 Kirchengesangbücher bestellt, die die Gesänge für das ganze Kirchenjahr beinhalteten. Am 29. November 1888 veröffentlichte der pensionierte Kantorlehrer K. Eisenkolb in der Großkikindaer Zeitung einen Artikel, in dem es hauptsächlich um die Erhaltung des deutschen Kirchenliedes ging:

 

(...) Denn es läßt sich garnicht leugnen, daß der gesangliebende Mensch den feineren Gefühlen offener, der Rohheit abgeneigter ist, als der gesanglose und daß die Beschäftigung mit dem Schönen allemal von der Beschäftigung mit dem Häßlichen abhält.(...) Gleiches gilt, wenn man dem Volk seine Lieder und Kirchenlieder nimmt. Man stößt es in die Arme eines anderen Volkes. Die schönen ungarischen Lieder haben manches deutsche Herz erobert.(...)

 

1907 versagte die Orgel öfter während der Messe; so mussten die Gläubigen kräftig für die Reparatur dieses Instrumentes spenden. An den großen kirchlichen Festtagen wie auch zu anderen Gelegenheiten wurden größere Messen mit Chor, Solisten und Orchester aufgeführt. Der Kirchenchor, der sich Cäcilienverein nannte, bestand nicht nur aus deutschen, sondern auch aus ungarischen Sängerinnen und Sängern. Dieser gestaltete auch die meisten Maiandachten.

Zu Prozessionen spielte die Blaskapelle, sie wurde von Stefan Kasteiner geleitet. Hier gab es auch eine berühmte Knabenkapelle, die im Jahre 1904 von Johann Huber geleitet wurde. An feierlichen Gottesdiensten beteiligte sich der Deutsche Gesangverein, der 1926 gegründet wurde. Sein erster Leiter war Kantorlehrer Nikolaus Henz aus Sanktpeter. Dieser Chor bestand am Anfang nur aus Männerstimmen, erst später wurde er zu einem gemischten Chor erweitert.

Unentbehrlich für die Kikindaer Kirchenorchester war Johann Rottenbücher (geb. 1873 in Marienfeld), er spielte Violine, Viola und sämtliche Blasinstrumente. Den ersten Unterricht bekam er in Marienfeld von seinem Vater, ebenfalls Musiker. Danach war er als Primgeiger in Hatzfeld tätig, in Heufeld und Mokrin leitete er die Kapelle. In Marienfeld gründete er auch eine Knabenkapelle, mit der er Konzertreisen unternahm. Bevor sich Johann Rottenbücher in Großkikinda niederließ, studierte er 1912-1913 an der Budapester Königlich-Ungarischen Musikakademie. Während dem  ersten Weltkrieg war er als Violin- und Violaspieler in der Szegediner Militärkapelle tätig, von seinen weltlichen Kompositionen (Märsche, Walzer, Lieder, u.s.w.) sind viele in Druck erschienen.

Der Großteil des Kirchenorchesters bestand aus Schülern der "Deutschen Musikschule", die von Chorleiter und Musiklehrer Andreas Kuhn (*10. August 1904) und Franz Wolf geleitet wurde.

 

14. Sankthubert / Sveti Hubert, Charlevill / Sarlevil  und Soltur / Banatsko Veliko Selo

 

Dies waren drei Schwestergemeinden, die im Jahre 1770 angesiedelt wurden. Gleich danach wurde auch die erste Kirche erbaut. 1801 wurde eine neue Orgel mit 12 Registern um 980 fl. aus Temeswar angeschafft, 1885 wurde dieses Instrument durch ein größeres, auch aus Temeswar, ersetzt: die Gemeinde gab die alte Orgel dafür und musste noch zusätzlich 1200 fl. bezahlen. Der Kantor hatte nur an hohen Festtagen die Orgel gespielt und gesungen, ansonsten mußte er den Mesnerdienst ausüben.

1921 war Josef Hoffmann Bido Pfarrer dieser drei Schwestergemeinden. Er war am Temeswarer Priesterseminar Schüler des damaligen Domkapellmeisters Desiderius Járosy. An kirchlichen Festtagen wirkten die Gesangsvereine mit geistlichen Liedern mit: St. Hubert Männergesangsverein, gegr. 1883; Solturer MGV, gegr. 1885; Charleviller MGV, gegr. 1920. Gründer des Vereins in Sankthubert war Ludwig Leblanc.

An der Auferstehungsprozession, am Fronleichnamsfest und Kirchweihfest nahm auch die jeweilige Musikkapelle teil. Sie bestand aus 6-9 Musikanten, es waren sowohl Bläser als auch Streicher dabei. Alle drei Musikkapellen wurden 1912 gegründet, in St. Hubert war Josef Kady lange Zeit als Kapellmeister tätig.

Um das Jahr 1836 war Anton Haehn Kantorlehrer in der Gemeinde Charlevill. Von ihm ist ein Gesangbuch erhalten geblieben, in das er eigenhändig die bekannten Kirchenlieder eingetragen hat. Darunter die Messe Hier liegt vor deiner Majestät mit einem Orgelnachspiel, dann die Messe Von dem Himmel wird jetzt kommen und Gott dem unsre Knie sich beuget. Außerdem beinhaltet dieses Buch auch Adventslieder, Fastenlieder, Marienlieder, lateinische Gesänge, u.v.a.

Im Banat war es üblich, nach der Osternachtliturgie und nach der Eucharistiefeier am Sonntag feierlich das Osterlied "Der Heiland ist erstanden" anzustimmen. Diesem folgte dann eine Prozession, die mit dem Te Deum laudamus endete. Anton Haehn beschreibt auf der letzten Seite seines Gesangbuches (Kantorenbuch) den Ablauf dieser Auferstehungsprozession. Auch heute noch wird diese Prozession in allen Banater Gemeinden abgehalten:

 

Auferstehung!

Zuerst geht die Procession zum heiligen Grab. Der Potificant intonirt Exurge: die Sänger die (...) Antiphon: dann der Psalm Domine probasti wechselweise gesungen; hernach intonirt der Pontifici abermals die Antiphon: Resurexit &, worauf die Sänger Respond.; dann geht die Procession zum Hochaltar, wo der Priester 3 mal PAX VOBIS singt. Der Chor Respondirt jedesmal darauf. Nach der Intonirung des Priesters "Der Heiland ist erstanden", fangen die Sänger das Lied an, "Der Heiland ist erstanden", dann geht die Procession ihren gewöhnlichen Gang. Wenn die Procession wieder in der Kirche und der Priester beim Altar ist, wird von Ihm TE DEUM LAUDAMUS intonirt, worauf 3 bis 4 Gesetzl "GROSSER GOTT WIR LOBEN DICH" gesungen werden, dann folgt Wersicl und Oration und zum Beschluß wird der Segen mit SIT NOMEN DOMINI etc gegeben. Schließlich geht der Priester zum kleinen Altar und bringt das Ziborium zum grossen Altar zurück. Ende.

 

In den Jahren 1867-1897 war Philipp Leblanc (*14. August 1836 Knes, +16. April 1907 Sankthubert) in Sankthubert als Kantorlehrer tätig. Er besuchte zwischen 1853-1856 die Lehrerbildungsanstalt in Werschetz und war danach als Lehrer in Deutschstamora tätig (1859-1867).

 

15. Setschan / Secanj  und Perles / Perlas

 

In Setschan wie auch in Perles war der Gesangverein zugleich auch der Kirchenchor. In der Banater Grenzgemeinde Perles war Peter Champer lange Zeit Chorleiter. Es gab sowohl einen deutschen wie auch einen kroatischen Chor, beide bestanden nur aus Frauenstimmen. Lehrer J. Karlavaris kam nach dem ersten Weltkrieg nach Perles und übernahm die Stelle des Kantorlehrers. Seine Frau sang sowohl im deutschen als auch im kroatischen Chor mit. Selbst alle Maiandachten und die Roratemessen wurden vom Kirchenchor gestaltet.

An hohen Festtagen wurden im Hochamt deutsche, ungarische und kroatische Lieder gesungen. Die Gemeinde wurde eine Zeit lang von Franziskanern der Bosnischen Mission betreut. 1836 gab es in der Kirche eine Orgel mit 8 Registern, die aber reparaturbedürftig war. Diese Orgel hatte man 1854 mit einem Instrument mit 6 Register ersetzt, der Erbauer war Orgelbaumeister Johann Joseph Ternes und sie kostete 350 Gulden.

Einzigartig war die Zusammensetzung der Bevölkerung von Perles: es wohnten miteinander Deutsche, Ungarn, Serben, Bulgaren, Russen, Tschechen, Juden, Zigeuner, Kroaten und Slowaken.

 

16. Lazarfeld / Lazarevo

 

Die erste Kirchenorgel kaufte sich die Gemeinde am 9. Oktober 1815 um 1150 fl. W.W., zum Kaufpreis spendete die Grundherrschaft 500 fl. Es war eine gebrauchte Orgel des Orgelbauers Wälter und wurde von der Gemeinde Marienfeld gekauft. Von Lazarfeld kam sie 1883 nach Neusin.

Die Pfarrgemeinde wurde von Franziskanern betreut. Die Historia Domus schreibt, daß am 24. September (am Tag des Hl. Gerardus) und am 15. Oktober (am Tag der Hl. Theresia) des Jahres 1826 der Erzieher bei der Grundherrschaft, Pater Scheftschik, jedesmal ein feierliches Hochamt hielt. Auf der Empore wurden unter der Leitung des Kapellmeisters „Kratochwill aus Bayern“ (?) dessen Messe in Anwesenheit der herrschaftlichen Familie aufgeführt. Aus welchem Anlass die beiden Festmessen stattfanden, ist nicht angegeben. Vermutlich wollte man von den  musikalischen Kenntnissen des Grundherrensohnes Zeugnis geben. Ob der genannte Kapellmeister Kratochwill (Domkapellmeister zu Temeswar) mit dem damaligen berühmten Regensburger Domchordirigenten und Komponisten Kratochwill identisch ist, muss noch untersucht werden.

Ferner ist uns noch überliefert, dass am 27. August 1900, anlässlich der 100-Jahrfeier der Gemeinde Lazarfeld, ein Festgottesdienst mit TE DEUM stattfand. Der Kirchenchor und der Lazarfelder Männerchor wurde meist vom Kantorlehrer geleitet, dies war immer der Schuldirektor und Organist der Gemeinde: Michael Eisler (1863-1893), Wenzel Marschall (1893-1904), Franz Massong (1904-1906), Nikolaus Schröder (1907-1908), Josef Unterreiner (1908-1938), Johann Welsch (während des ersten Weltkriegs), Ernst Weber (1938-1945).

Am 18. April 1945 hörte der Männerchor und der Kirchenchor auf zu bestehen. 82 Jahre hatten die beiden Chöre zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen gesungen. Der Männergesangsverein sang bei verschiedenen Gemeindefesten und auch zu Beerdigungen. Bis Ende des 1. Weltkrieges (1918) war der Kantordienst mit einer Lehrerstelle gesetzlich verbunden, man nannte ihn deshalb Kantorlehrer und dies war meist auch der Oberlehrer oder Schuldirektor. Nach 1918 setzte die serbische Regierung dieses Gesetz außer Kraft, der Lehrer wurde von den Pflichten seines bisherigen Organistendienstes enthoben. Über die Ausübung des Organistendienstes konnte er aber frei entscheiden.

 

17. Woilowitz

 

Im westlichen Teil des Banats lebten zwischen 1918 und 1925 etwa 15.000 deutsche evangelische Christen, die von acht Pfarrern, einigen Vikaren und zwei Religionslehrern betreut wurden. Zu diesen Gemeinden zählte auch Woilowitz.

Sowohl die slowakischen als auch die deutschen Christen benützten die gleiche Kirche und die Gottesdienste wurden an jedem Sonntag abwechselnd um 8 und um 10 Uhr gehalten. Es kam oft vor, dass der slowakische Gottesdienst um 10 Uhr noch nicht zu Ende war, da diese ihre Lieder sehr langsam und schleppend sangen und meist wurden dutzende Strophen davon gesungen.

1921 wurde der deutsch-evangelische Gesangverein gegründet dessen Leiter Franz Lenhardt war, der auch den Organistendienst ausgeübt hat. Die letzte Chorleiterin bis zur Vertreibung im Jahre 1945 war Elisabeth Mayer.

 

18. Neuhatzfeld

 

In Neuhatzfeld war bis 1936 als Chorleiter N. Gruber tätig, danach übernahm Kantorlehrer Johann Bach diese Aufgabe. In den Kriegsjahren probte Maria Bach mit dem Kirchenchor. Es ist uns auch die Liedfolge der Christmette zu Weihnachten erhalten geblieben. Viele der Lieder kommen aus Böhmen, wie es in etlichen Gemeinden der Fall war. Zum Repertoire der Weihnachtsmesse gehörten folgende Lieder: Von dem Himmel wird jetzt kommen, Schlaf wohl du Himmelsknabe du, Stille Nacht heilige Nacht, Freut euch ihr Hirten, Dies ist der Tag von Gott gemacht u.v.a. Es wurden auch oft die bekannten deutschen Messen von Michael Haydn und Franz Schubert gesungen. Die deutsche Betsingmesse wurde um 1928 eingeführt.

 

19. Zichydorf / Mariolana

 

Zwischen 1791-1792 wirkte Georg Hadal als Lehrer und Kantor, im Juli 1809 wird Johann Weber als "Ludirector" genannt. Mitten des vorigen Jahrhunderts leitete Jakob Gräbldinger den Kirchenchor und den Gesangverein, er gab auch ein Kirchenliederbuch heraus.

Um 1900 wurden in der Kirche sowohl deutsche als auch ungarische Lieder gesungen. Dies berichtete ein Zeitgenosse:

Um 1/8 Uhr war täglich hl. Messe. Wir brachten vorher unsere Schultaschen in die Schule und gingen dann gemeinsam zur Kirche. Wir standen dort paarweise neben den Bänken, rechts die Buben, links die Mädchen und sangen auf ungarisch dieselben Messlieder wie sie die Erwachsenen auf deutsch sangen. Die Kirchenlieder haben wir bei Lehrer Sellö nach dem Unterricht gelernt. Im Winter gingen wir werktags nicht in die Kirche, nur sonn- und feiertags war es Pflicht.

Zum Beginn des 20. Jahrhunderts war Kantorlehrer (Direktorlehrer) Johann Schell in Zichydorf tätig. Der Männergesangverein sang alljährlich am Karfreitag die Leidensgeschichte Christi - die Passion - ohne Orgelbegleitung. Bei der Auferstehungsprozession spielte die Musikkapelle und es sang der Männergesangverein. Sowohl in der Kirche wie auch bei Unterhaltungen sang man aus dem alten Liederschatz, den die ersten Ansiedler aus ihrer elsässischen Heimat mitgebracht haben.

Das vierzigjährige Jubiläum und die Fahnenweihe des Deutschen Männergesangvereins im Jahre 1934 war zu gleicher Zeit auch ein kirchenmusikalisches Ereignis: es beteiligten sich über 40 Gesangvereine. Einige davon sangen im feierlichen Gottesdienst vierstimmige Liedsätze. Beim offenen Singen auf dem Marktplatz waren es dann über 1600 Sänger. Der Chorleiter aus Belgrad stand auf einem 2 m hohen Fass und dirigierte die serbische Hymne. Zu diesem großen Fest waren auch ungarische, serbische und rumänische Gesangvereine eingeladen. Es wirkten auch Kirchenchöre mit, so der Kirchenchor 1926 Nakovo und der Sängerchor Cäcilia Parabutsch.

Aus Zichydorf stammt der Sänger und Pädagoge Otto Stefan Anheuer-Anotte (*31. Dezember 1887 Zichydorf, + ?). Er studierte bei Prof. Resske in Paris Gesang und unternahm 1911 eine Konzerttournee durch Europa. Nach 1920 war er als Gesanglehrer in Temeswar tätig.

Als Organisten und Chorleiter wirkten noch in Zichydorf: Wilhelm Karch, Andreas Naglitsch, Josef Loffel sowie Josef Weiß. Auch der Sohn von Heinrich Weiß, Franz Weiß, und sein Enkel Josef Weiß waren als Organisten tätig. Kantor Heinrich Weiß starb wie so viele seiner Landsleute in dem Vernichtungslager Rudolfsgnad am Hungertod, kurz nach dem zweiten Weltkrieg.

 

20. Banat-Brestowatz / Banatski Brestovac

 

In der Zeitspanne 1812-1866 wirkten in Banat-Brestowatz folgende Kantorlehrer: 1812-1813 Gruber, 1813-1825 Koepler, 1825-1827 Schneider, 1827-1835 Klein, 1835-1839 Svaton, 1839-1849 Chaleg, 1849-1851 Mayer, 1851-1866 Reimund Daimek und Adam Schwanfelder.

Die katholische Kirche besaß eine schöne Orgel. Die Kirchengemeinde wurde von Minoriten und zeitweise auch von Karmelitern betreut. Aus dem Kirchenliedrepertoire wurden folgende Lieder aufgezeichnet:

- zur Trauungsfeier: Segne Gott die schöne Stunde, Nun ist es geschehen, Vor dir, o Herr, mit Herz und Mund

- Messen: Hier liegt vor deiner Majestät, Wohin soll ich mich wenden,

- Fastenlied: Bei dem Kreuz mit nassen Wangen

- Marienlied: Gnadene Quelle! Sei gegrüßt

 

Als Organist, Kirchenchorleiter und Leiter des Musik- und Gesangvereins war zu Beginn des 20. Jahrhunderts Heinrich Weiß (*13. März 1881) tätig. Er komponierte einige Lieder, wie z.B.: O hast du noch ein Mütterlein und Da bin ich gern, wo frohe Sänger weilen. Weiß wirkte auch als Kapellmeister von 1920 bis Ende des zweiten Weltkrieges, das Kulturleben wurde hauptsächlich von ihm geprägt. Seine musikalische Ausbildung bekam er an der Wiener Militär-Musikakademie. Kapellmeister Josef Loffl komponierte einige Märsche, einer hat folgende Widmung: "Meinem lieben Freunde, Herrn Regenschori Andreas Naglitsch herzlichst gewidmet."

 

21. Rudolfsgnad / Knicanin

 

Josef Kirchner (*10. Februar 1823 Deutschetschka, +21. März 1899 Rudolfsgnad) absolvierte die Lehrerbildungsanstalt in Temeswar und war bis 1866 als Kantorlehrer in Deutschetschka tätig. Zwischen 1866-1875 war er Kantorlehrer in Rudolfsgnad, 1872 bekam er vom Kaiser das Goldene Verdienstkreuz verliehen.

Josef Kirchner gab auch zwei Gesangbücher heraus:

1. Kirchen-Gesänge für katholische Christen, insbesondere für die Schuljugend und die Glieder der Marienvereine. Groß Becskerek.

2. Banater Kirchen-Melodien. Eine Beigabe zu obigen Kirchengesängen, gesammelt und zweistimmig für Sopran und Alt in Musik gesetzt von Joseph Kirchner, Lehrer zu Deutsch-Ecska. Groß-Becskerek 1861.

 

 22. Stephansfeld / Supljaja

 

Die ersten Kantorlehrer der Gemeinde Stephansfeld waren: Andreas Gröbeldinger, Johann Herzog, Peter Kettner und Ludwig Grabath. Der Oberlehrer und Organist bekam ein Jahresgehalt von 200 fl., 1 Joch Weingarten, 20 Metz Weizen, 2 Klafter Holz oder Stroh und freie Wohnung.

Aus Stephansfeld stammte auch der Musikwissenschaftler Dr. phil. Georg Reichert (* 1. Dezember 1910 Stephansfeld, + 15. März 1966 Würzburg). Das Gymnasium besuchte er in Werschetz und studierte zwischen 1929-1933 an der Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien Kirchenmusik und Musikwissenschaft. Er war Schüler von Robert Haas, Robert Lach, Rudolf von Ficker. In den Jahren 1936-1937 wirkte er in Tübingen beim Schwäbischen Landesmusikarchiv und 1937 wurde er Assistent von Prof. Carl Leonhardt an der Universität in Tübingen, 1946-1960 Privatdozent und außerordentlicher Professor an der Universität Tübingen. 1954-1956 außerordentlicher Professor in München, 1960-1966 Ordinarius am neu geschaffenen Lehrstuhl für Musikwissenschaften in Würzburg. Ende 1965 wurde er als Ordinarius nach Bonn berufen, konnte dem Ruf aber aus Krankheitsgründen nicht mehr folgen. Zu seinen Veröffentlichungen zählen folgende wichtige Werke:

1. Zur Geschichte der Wiener Messenkompositionen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Wien 1935;

2. Erasmus Widmann (1572-1634). Leben, Wirken und Werke eines württembergisch-fränkischen Musikers, Tübingen 1940.

 

23. Filipova

 

Die ersten Kantorlehrer Filipovas waren keine ausgebildeten Fachleute, sondern übten dieses Amt nur nebenbei aus. Der erste Kantorlehrer war Jakob Lang, es folgten Ignatz Sproß, Sebastian Schiller, Peter Beran, Georg Leister, Jakob Leister, Franz Turnowsky, Josef Gratz, Andreas Rubind, Josef Höger, Johann Burger, Anton Werner, Josef Rudolf.

Im Jahre 1848 fand in Filipova eine Kantorlehrerwahl statt, welche die Gemeinde in zwei Parteien spaltete: die eine Partei war für Josef Leister, die andere für Josef Höger. Es wurde Josef Leister gewählt und Höger wurde Lehrer in Neusatz. Der Sieg Leisters entflammte noch mehr den Widerstand der unterlegenen Partei und somit appellierte man an die Schulbehörden in Temeswar; daraufhin wurde Josef Leister 1851 nach Futog versetzt und der dortige Kantorlehrer, Franz Turnowsky, kam nach Filipova. Hier war er bis 1870 als Kantorlehrer tätig. Von seinen Kindern und Schülern wurden auch einige Kantorlehrer und Instrumentenbauer: Alexander Turnowsky wurde Kantorlehrer in Futog, Emmerich Elme Kantor in Temerin, Franz Kern Kantorlehrer in Futog, Anton Schwerer Instrumentenmacher in Pécs / Fünfkirchen und Paul Leh wurde Kantorlehrer in Novi Sad / Neusatz.

Franz Turnowsky war eine Zeit lang auch mit seinen beiden Söhnen gemeinsam als Lehrer in Filipova tätig. Sie bildeten ihre Schüler auch im Instrumentalspiel aus: Klavier, Violine und Orgel. Sie hatten gleichzeitig ein eigenes Trio: Alexander spielte die erste Geige, der Vater die Viola und Josef Violoncello. Insgesamt machte man in Filipova im 19. Jahrhundert viel Kammermusik. Josef Turnowsky war ein sehr guter Orgelspieler und konnte selbst nach beziffertem Bass sehr gut spielen.

Auch von den Schülern Alexander Turnowskys haben sich viele der Kirchenmusik gewidmet: Georg Ritter wurde Kantorlehrer in Crvenka / Cervenka, Paul Leh Kantorlehrer in Neusatz, Josef Rubind Kantorlehrer in Obrovac, Jakob Leh Regenschori in Neusatz, Franz Dickmann Kantorlehrer, Melchior Gauß wurde Kantorlehrer in Palanka, Karl Rack Kantorlehrer in Kucura / Kutzura, Rochus Hoffmann Kantorlehrer in Gajdobra, Georg Piller Kantorlehrer und Gesanglehrer in Ada, Johann König Kantorlehrer in Filipova, Anton Bäcker Kantorlehrer in Krnjaja.

Die Lehramtspraktikanten bekamen Unterricht in Musiktheorie, in Gesang und in Orgelspiel. Der Leiter des Unterrichts war Alexander Turnowsky, der seine Schüler meist gratis unterrichtete. Dafür mussten diese bei allen kirchenmusikalischen Anlässen mitwirken und auch manchmal landwirtschaftliche und häusliche Arbeiten verrichten.

Jakob Leh (1864-1944) war seit dem 1. Dezember 1892 als Chorleiter und Kantor an der Hauptkirche in Novi Sad / Neusatz tätig. Im August 1893 gründete er den Kirchenchor Cäcilia und 1900 beteiligte er sich bei einem kirchenmusikalischen Kurs in Wien. Als 1905 und in den Jahren darauf die neue Ausgabe des Choralgesangs (Editio Vaticana) erschien, ging er 1907 zu den Benediktinern ins Kloster zu Seckau (Steiermark), um sich mit dem Choralgesang näher zu beschäftigen. 1910 reiste er mit der gleichen Absicht zu den Benediktinern nach Prag (Emaus).

Schon seit 1894 sang man in der Kirche zu Neusatz die Choralresponsorien (damals Medicäa). Zum Weihnachtsfest 1907 wurde zum Pontifikalamt aus der Editio Vaticana die 8. Choralmesse gesungen (Missa de angelis). Besonders beliebt war auch die 9. Choralmesse. Der Kirchenchor hatte jährlich etwa 25 Auftritte und sein Repertoire umfaßte 26 lateinische Messen. Es wurden auch größere Messen für Chor, Solisten und Orchester aufgeführt, wie z. B. die Missa choralis von Franz Liszt und die C-Dur-Messe, Op. 169, von Josef Rheinberger. 1933 hatte der Chor 56 Mitglieder und das Orchester bestand aus 24 Mitgliedern, meist waren es Instrumentalisten der Militärkapelle. Der Chor sang auch in anderen Kirchen, wie z. B. 1926 in Sombor und 1937 in Titel.

Jakob Leh war auch als Komponist tätig, von seinen Werken sind folgende zu nennen: Intonuit de coelo (1928), Ego sum pastor bonus, Ave Maria mit ungarischem und deutschem Text, verschiedene Kirchenlieder in beiden Sprachen, eine vierstimmige Messe, ein Stabat Mater, eine Litanei, ein Te Deum, ein Melodrama, u.a. Er schrieb auch Präludien für die Orgel. Am Gymnasium dirigierte Jakob Leh das Schulorchester und leitete in Neusatz gleichzeitig mehrere Chöre. Er hielt bei Kantoren- und Lehrerversammlungen öfter Vorlesungen über Kirchenmusik, wie z.B. 1897 in Budapest (im Prunksaal der Universität) und 1898 in Esztergom/Gran im Seminar. Von den kirchlichen Behörden wurde Jakob Leh zu verschiedenen Kantorwahlen und Orgelabnahmen gesandt.

1897 erschien sein Gesangbuch Jubilate Deo in ungarischer Sprache und 1925 das Gesangbuch in deutscher Sprache Laudate Dominum. Lobet den Herrn. Dieses enthält über 440 Lieder und wurde auch im Ausland und in Amerika verbreitet.

Franz Dickmann (5. März 1866 - 5. Februar 1919) studierte in Kalocsa und war zwischen 1886-1893 in Futog als Kantorlehrer tätig. 1893-1899 war er einfacher Lehrer und 1899-1919 Kantorlehrer in Filipova. Er war ein guter Musiker, spielte meisterhaft die Orgel und war der erste Chorleiter des Gesangvereins.

Anton Bäcker (geb. 5, Juli 1876) war als Kantorlehrer in Krnjaja und Zemun tätig. 1908 gab er das Liederbuch Marien-Gesänge heraus, das 1908 in Odzaci / Hodschag erschien und 109 Marienlieder enthielt. 1930 gründete der den Männergesangverein, mit dem er auch regelmäßig in der Kirche auftrat. 1934 stellte er, nach dem von Dr. Graber, Klagenfurt, in Versen abgefassten Oberammergauer Passionsspiel ein solches in Prosa zusammen, welches durch den Kirchenchor und andere Kunstliebhaber erstmals in der Gemeinde vom 5.-20. Mai 1934 zum Vortrag kam.

Anton Keller (geb. 31. Dezember 1888) war als Lehrer in Mladenovo / Bukin tätig. Er war Schüler Franz Dickmanns und erlernte von diesem auch das Violin-, Klavier- und Orgelspiel. In Obrovac leitete er den dortigen Gesangsverein und in Bukin den Kirchenchor (Cäcilienverein).

Dr. Franz Dickmann (geb. 8. Dezember 1900) war in Filipova als Arzt tätig. Er war auch ein sehr geschätzter Klavierspieler und ein virtuoser Orgelspieler. Das Orgelspiel erlernte er von seinem Vater, dem Kantorlehrer Franz Dickmann und schon in Kalocsa spielte er während seiner Studienzeit die Orgel in der Jesuitenkirche. 1924 begleitete er in mehreren Konzerten den Chor des königl. ung. Opernhauses auf der Margaretheninsel. Er gab auch Konzerte gemeinsam mit dem Konzertmeister Béla Melles und dem Solisten Stefan Bartok von der Budapester Oper. Dr. Franz Dickmann gab viele Orgelkonzerte, die teilweise auch vom Rundfunk übertragen wurden: am 26. August 1933 in Neusatz, im November 1933 in Subotica, 1934 in Apatin, im März 1935 in der Zagreber Jesuitenkirche mit Orchester und Orgel. Mit großer Virtuosität trug er die schwersten Orgelstücke von Bach, Liszt und Reger vor.

Die Orgel der Filipowaer Kirche wurde 1831 durch den Apatiner Orgelbauer Kaspar Fischer errichtet. Diese alte Schleifladenorgel wurde 1907 durch ein pneumatisches Instrument mit 2 Manualen und 16 Registern der Orgelbaufirma Angster und Sohn aus Fünfkirchen / Pécs ersetzt.

 

24. Brestowatz / Backi Brestovac

 

Der erste Kantorlehrer der Gemeinde Brestowatz in der Batschka war Gottlieb Till, der bis 1807 tätig war und sowohl in deutscher wie auch in französischer Sprache unterrichtete. Weitere Kantorlehrer waren: Martin Stumpfögger, Lehrer 1807-1868, Kantor 1807-1862; Martin Stumpfögger II, Lehrer 1847-1873, Kantor 1862-1873; Georg Stumpfögger, Lehrer 1875-1923, Kantor 1875-1925; Martin Stumpfögger III, Lehrer 1910-1944, Kantor 1925-1940.

Ein bedeutendes kirchenmusikalisches Ereignis war die 150-Jahrfeier der Ansiedlung, im Jahre 1936. Kantorlehrer Martin Stumpfögger leitete den Kirchenchor, der von einem kleinen Orchester begleitet wurde. Die gewöhnlichen Messen wurden von den "Singmädchen" gesungen, zu verschiedenen Gelegenheiten sang auch der Männergesangverein.

 

25. Sonta

 

In der Vielvölkergemeinde Sonta (Batschka) ist schon 1764 Franz Todianovic als Kantorlehrer verzeichnet. 1798 wird Anton Rakoncza als Kantor erwähnt. Ab 1833 war Georg Szekeres Kantorlehrer, dem nach 36 Jahren Dienstzeit Johann Zombory folgte. 1895 erschien das Gesangbuch Katholischer Kirchenliederkranz, gesammelt von Johann Zombori in Szonta. Das Buch ist in der Druckerei von Josef Pfister in Hodschag erschienen. Um das Jahr 1880 gab es in Sonta Unterricht in drei Sprachen: deutsch, ungarisch und illyrisch (kroatisch).

Der Bischof von Kalocsa legte fest, dass das Hochamt in Schokatzisch, die Frühmesse am ersten und dritten Sonntag jeden Monats in Deutsch, und am zweiten und vierten Sonntag in Ungarisch abzuhalten war. Die Pfarrei wurde eine Zeit lang von den Franziskanern der Bosnischen Provinz betreut. Jede Nationalität hatte ihre eigenen Kirchenlieder.

 

26. Palanka

 

Auch in Palanka waren Mitte des 18. Jahrhunderts Franziskaner als Seelsorger tätig: Pater Roidl Matthias (1754), Pater Mur Justin (1754), Pater Luster Anton (1760), Pater Labacher Georg (1764) und Pater Rubin Lorenz (1765).

Mitte des 19. Jahrhunderts hat Kantorlehrer Johann Kapp den Kirchenchor gegründet, es wurden mehrstimmige Messen und Lieder einstudiert. Sein Nachfolger war Georg Gauß. Dieser Chor galt in Palanka als Begegnungsstätte für junge talentierte Musiker und Sänger. Der Kern des von dem Dirigenten Djoko Sijakov um 1925 gegründeten Musikvereins bestand aus Sängern des katholischen Kirchenchores. Auch Pinkas Kohn war eine Zeit lang als Kantor tätig.

Aus Palanka stammte auch der Kantorlehrer von Hodschag, Johann Haumann. Er war ein guter Pianist und hat so manche Solisten bei verschiedenen Konzerten am Klavier begleitet. Dessen Kollege, Kantorlehrer Tillinger aus Tscheb, war dafür ein guter Violonist und beide gaben auch Kammerkonzerte.

Kantorlehrer Martin Kury gründete in den zwanziger Jahren den Neupalankaer Gesangsverein. Er konnte Klavier, Violine und andere Instrumente spielen, war Absolvent der Werschetzer Musikschule und hat die Kantorenprüfung mit Erfolg bestanden. Nachdem Kantor Michael Gauß sein Amt niedergelegt hat, bewarben sich mehrere Kandidaten um diese Stelle. "... Es war schlimmer als bei einer Abgeordnetenwahl!" schreibt ein Zeitgenosse in einem Bericht. Mit knapper Mehrheit wurde Julius Heinz dessen Nachfolger. Chormeister Johann Oswald übernahm die Kantorenstelle in Neupalanka.

 

27. Sekitsch / Sekic

 

Die evangelische Kirchengemeinde in Sekitsch ließ im Jahre 1824 von dem Apatiner Orgelbauer Kaspar Fischer eine neue Orgel errichten, die am 11. September zum ersten Mal gespielt wurde. 1834 wurde die Orgel dann vergoldet und 1843 mit verschiedenen Ornamenten (Schleierbretter?) verziert.

Der Kirchenchor wurde von Lehrer Michael Klein gegründet. Dieser Chor wurde in den dreißiger Jahren zu einem gemischten Chor erweitert. Danach übernahm Konrad Tauß die Leitung, zeitweise wurde der Chor auch von Rudi Klein und Franz Glöckner dirigiert.

Wie es auch in den anderen Gemeinden üblich war, hatte der Schulleiter auch die Funktion des Organisten inne. Für das Blasebalgtreten (Calcant) war zwischen der Ansiedlung und 1846 immer der Mädchenlehrer zuständig.

Die Gründung des Sekitscher Männerchores fällt in das Jahr 1899. Einer der Gründer, Nikolaus Graf, war bis in die dreißiger Jahre der Vorsitzende des Vereines. Ihm folgte Lukas Gerber und danach Dr. Nikolaus Hartmann. Im Jahre 1910 dirigierte Lehrer Schneider den Chor, ihm folgte Rudi Klein, der auch das Singspiel Winzerliesl einübte. Auch bei der Eröffnungsfeier der Bezirkslehrerkonferenz im Jahre 1935 in Batschka Topola wirkte der Sekitscher Männerchor mit und sang dabei außer deutschen Liedern auch eines in serbo-kroatischer Sprache. Der Männerchor wurde später zu einem gemischten Chor erweitert. Dieser gemischte Chor wirkte auch bei der 150-Jahrfeier 1936 mit. Männerchöre, gemischte Chöre, Kantaten und Singspiele, häufig gemeinsam mit der Kapelle Freund vorgetragen, wechselten sich in bunter Reihenfolge ab. 

 

28. Siwatz / Sivac

 

In Siwatz gab es sowohl eine reformierte wie auch eine katholische Kirchengemeinde. Der Kantor der reformierten Kirche war ein hauptamtlicher Mitarbeiter, 1920 war es Lehrer Gustav Kraus, ab 1933 Johann Kurz und ab 1936 Philipp Bolz.

1860 wurde die erste Orgel angeschafft. Da 1910 eine neue Kirche erbaut wurde, bestellte man von der Budapester Otto Rieger Firma ein neues Instrument. Die erste Orgel der Neusiwatzer reformierten Kirche wurde von Kaspar Fischer aus Apatin erbaut. Im Sommer 1987 wurde diese demontiert und nach Subotica gebracht.

1924 wurde der reformierte Kirchenchor gegründet, er zählte 1936 bereits 70 Mitglieder und bestand bis zum zweiten Weltkrieg. Johann Eimann beschreibt den Zustand des Kirchengesanges der reformierten Kirche in der Zeit der Ansiedlung:

So verschiedenartig die Einwohner zusammenkamen, aus so verschiedenen Landschaften brachten sie auch natürlicherweise Bücher mit. Es war demnach unmöglich einen herzübereinstimmenden Gottesdienst zu halten.

 

So hat sich die Gemeinde entschlossen, das Churpfälzische Gesangbuch, das 1781 in Heidelberg herauskam, einzuführen. Es wurde als "Gesangbuch zum gottesdienstlichen Gebrauch der Reformierten Gemeinden in der Kurpfalz" 1806 von Paul Gottlieb in Apatin gedruckt und enthielt 630 geistliche Lieder mit Noten und einen Anhang mit 22 Gebeten. 1846 hat der Verlag Landerer und Heckenast in Pest das Gesangbuch zum Gebrauch der Evangelisch-Reformierten Gemeinden in Ungarn herausgebracht. Es enthielt 630 Lieder und einen Anhang mit Gebeten zur "häuslichen Andachtsübung".

Das Reformierte Gesangbuch erschien 1901 im Verlag Karl Oblat in Sombor. Es setzte die Tradition der früheren Gesangbücher fort und beinhaltete neben 150 Psalmliedern und 460 geistlichen Liedern einen Anhangsteil mit Gebeten. Die Beerdigungen wurden aus dem Zionstrost, einer Sammlung von 128 Trostliedern, gesungen. Das Büchlein wurde 1896 in Budapest gedruckt und in veränderter Form dann 1922 in Neuwerbass herausgegeben.

In der katholischen Kirche steht eine Orgel der Firma Angster. Der Kirchenchor wurde 1933 vereinsmäßig gegründet, 1938 zählte er bereits über 40 Mitglieder. Stefan Schmidt war als Chorleiter tätig und studierte mit seinem Chor auch größere Werke ein. Schmidt hat in Wien studiert und verstand es die Sänger für die Kirchenmusik zu begeistern. Es wurden auch Orchestermessen aufgeführt, das Niveau des Siwatzer Kirchenchores war gleich dem der Städte Sombor und Subotica. Der Vorgänger Schmidts als Kantor war Josef Fradl.

Einige Siwatzer Instrumentalisten spielten auch im Kreissinfonieorchester Sombor mit. Die Streichmusik wurde in Siwatz sehr gepflegt, man spielte auch regelmäßig Kammermusik. Die meisten dieser Streicher waren gleichzeitig Mitglieder des Kirchenorchesters.

 

29. Werbass / Vrbas

 

Wie in Siwatz hat man auch in Werbass für eine Vereinheitlichung des Kirchengesanges gekämpft. Die evangelischen Gemeindemitglieder kamen aus den verschiedensten Regionen des Reiches und jeder sang eine andere Fassung des gleichen Liedes. 1832 ließ das Batsch-Syrmische evangelische Seniorat in der deutschen Verlagsanstalt Karl Trattner in Pest 10.000 Stück Gesangbücher drucken. Es war das erste Einheitsgesangbuch dieser Gegend. Die Titelseite enthielt folgenden Text: "Christliches Gesangbuch für die öffentliche und häusliche Gottesverehrung. Zum Gebrauche der deutschen evangelischen Gemeinden in Bacs-Sirmier Seniorat. Pesth 1832. Gedruckt mit v. J.M. Trattner.Karlolyischen Schriften". Jedes Pfarramt hatte von diesen Gesangbüchern einen größeren Vorrat. Auf dem Kirchenkonvent am 14. Oktober 1852 in Neuwerbass wurde u.a. festgestellt, dass die auf dem Pfarramte vorrätigen, in der 1848/1849 Revolte verwüsteten Gesangbücher einen Schaden von 468 Gulden ausmachten. Den evangelischen Kirchenchor hat Michael Rick gegründet, dessen Nachfolger war Karl Barbatschi.

Orgelbauer Stephan Brecht wurde am 30. November 1836 beauftragt, eine neue Orgel für die evangelische Kirche zu bauen, sie sollte 22 Register und 2 Manuale haben. Das ganze Pfeifenwerk musste aus "reinem sächsischen Zinn" sein und die Kosten betrugen 8500 Gulden. Brecht war auch ein "Tausendkünstler", und so fertigte er für die evangelische und reformierte Kirche zwei Uhren. Da sich die Kirchen nicht weit voneinander befanden, verband er die Uhrwerke miteinander: die reformierte Kirchenuhr schlug die Viertelstunden, die evangelische Kirchenuhr die vollen Stunden. Die Verbindung geschah unterirdisch.

Für die katholische Kirchengemeinde spendete der Erzbischof selbst ein Harmonium. 1884 bekam die neuerbaute Kirche eine Orgel, die der Orgelbauer Angster aus Fünfkirchen / Pécs lieferte. Kantorlehrer der katholischen Kirchengemeinde waren: Johann Nemeth, Philipp Walter, Paul Leh (1883-1923). Im Gottesdienst wurden deutsche, ungarische und kroatische Lieder gesungen. 1925 wurden die im ersten Weltkrieg requirierten Orgelpfeifen durch neue ersetzt.

 

30. Tschonopel / Conoplja

 

Wie auch in den anderen Kirchengemeinden der Batschka pflegte man in Tschonopel das Kirchenlied. Dieses war aus dem Leben der Gemeinde nicht wegzudenken. Wie beliebt auch die alten Marienlieder waren, erzählt der aus der Batschka stammende Lehrer und Kirchenliedsammler Konrad Scheierling in einer spannenden Episode. Nach 1945 besuchte er viele Flüchtlings- und Vertriebenenlager in Deutschland und ließ sich Lieder vorsingen. Diese konnten erst 1986 in einem sechsbändigen Werk veröffentlicht werden: es sind mehrere tausend Stück. Eine der Vorsängerinnen war auch Annemarie Kaiser aus Tschonopel. Scheierling schreibt:

 

(...) So sang sie mir dann nach dem Gottesdienst auf dem Weg und daheim ihre Gesänge ganz gelöst vor. Sie konnte alles auswendig. Mit einer natürlichen Stimmgebung und innerer Anteilnahme erklangen rund 20 Lieder. Nicht jedes, das ich zu Papier brachte, wurde von ihr noch mit vollem Text beherrscht. Sehr wertvoll aber waren die Melodien! Am zahlreichsten blieben die Totenwachtlieder. Ob dies wohl den Schluß zuläßt, daß sich unsere Vorfahren in diesem Alter auf solch natürliche Weise mit den "letzten Dingen" befreundeten? Weihnachtslieder reihten sich an Oster, Pfingst- und Marienlieder. Beim Lied "Sei gegrüßt vieltausendmal, o Maria, Jungfrau rein!" wurde Frau Kaiser sehr ernst und ich bemerkte, daß ihr dieses Lied in ihrer dunkelsten Stunde des Lebens viel Trost und Kraft spendete. Als sie nämlich in den letzten Kriegswirren von Soldaten mit anderen Frauen zusammen auf einen Bauernkarren geworfen und durchs Dorf gefahren wurde, begann sie vor der Heimatkirche spontan den Kehrvers "... Mit Vertrau´n ruf ich zu dir: Mutter Gottes, helfe mir!" zu singen. Sie dachte, wenn nun schon alles aus sein soll, so singe ich doch noch ein letztes Mal den Gruß an die Gottesmutter! Und, man staune, der betrunkene Wagenführer ließ plötzlich ab von seinen Peitschenhieben auf Mensch und Pferd. (...)

Seit dieser Begegnung sind drei Jahrzehnte ins Land  gezogen. Frau Annemarie Kaiser ist längst tot. Ihre Lieder aber leben und künden von ihrer donauschwäbischen Heimatgemeinde Tschonopel in der Batschka. Ihr "Hört, ihr Hirten, laßt euch sagen" ist das am meisten nachgedruckte Weihnachtslied aus unseren alten Heimatgebieten. (...)

 

31. Milititsch / Srpski Miletic

 

1816 baute man in Milititsch eine neue Kirche, dafür kaufte man sich eine grebauchte Orgel. Bereits 1841 musste sie renoviert werden. Einer der ersten Kantorlehrer war Christoph Englert. Da es sich meist um konfessionelle Schulen handelte, bestimmte der Pfarrer, welcher Kandidat als Lehrer angestellt wird. Der Lehrer hatte auch den Kantorendienst auszuüben. So berichtet ein Kameralkommissar bereits im Jahre 1763:

 

Ich stoß auf einen großen Mangel an Lehrer in der Batschka. Die Herren Pfarrer haben sich das Recht genommen, Lehrer anzustellen, und wünschen von ihnen nur wenig Musikkenntnisse.

 

32. Schowe / Sove

 

In Schowe gab es eine evangelische und eine reformierte Kirchengemeinde. 1871 besorgte die evangelische Gemeinde sich eine Orgel mit 12 Registern wofür 1.200 fl. bezahlt wurden. 1904 wurde eine neue Orgel bestellt. Im Sommer 1927 wurde die Orgel von dem Neusatzer Orgelbauer Rudolf Stadler um 6.500 Dinar erneuert. Es wurden vor allem die 33 großen Zinnpfeifen wieder ersetzt, die während des ersten Weltkrieges vom Staat requiriert werden mussten.

Als Kantor der reformierten Kirchengemeinde war Philipp Bolz tätig. Er war der Nachfolger seines Vaters Josef Bolz. Nachdem die alte Orgel schon sehr schadhaft war, bestellte man bei der Firma Rieger in Budapest eine neue große Orgel. Diese kostete 6.260 Kronen, hatte 2 Manuale und eine pneumatische Traktur. Die erste Orgel wurde 1853 ihrer Bestimmung übergeben, hatte 16 Register und wurde vom Klosterneuburger Orgelbauer Franz Reusch erbaut. Diese Orgel kostete 1.700 Gulden.

 

33. Parabutsch / Ratkovo

 

Über den Zustand der Kirchenmusik in Parabutsch erfahren wir einiges aus der Visitatio canonica der Jahre 1810 und 1841. Predigt und Gesang waren am Anfang nur deutsch, später hat man auch Gottesdienste in ungarischer Sprache abgehalten. In den Nachmittagsstunden der Sonn- und Feiertage wurde nach der Christenlehre die Lauretanische Litanei gesungen. An hohen Festtagen waren "Musikvespern": dabei wurden mehrstimmige lateinische Psalmen gesungen, diese wurden mit Instrumenten begleitet. Welche Instrumente dafür gebraucht wurden, darüber geben uns die Visitationsprotokolle keine Auskunft.

Die Kirche besaß damals eine bronzene Luna (Halbmond) mit drehbaren Schellen, zwei größere und drei kleinere Handpauken (Tamburinen), eine große Tamburin für türkische Musik, ein Triangel, G-Klarinetten, C-Klarinetten, Trompeten, Hörner, Posaunen. Der Gebrauch dieser Instrumente wurde von den kirchlichen Behörden später untersagt.

Schon in der ersten Kirche stand eine kleine Orgel. 1839 erbaute Johann Fischer aus Apatin eine größere Orgel für diese Gemeinde. Dieses Instrument hatte 2 Manuale und 17 Register. 1927 ersetzte man die während des ersten Weltkrieges requirierten Zinnpfeifen, 1936 wurde dann das ganze Instrument umgebaut: man verlegte das Positiv von der Frontseite der Empore auf die Orgel. Durch die Verlängerung der Abstrakten ist nun die mechanische Traktur viel schwerer zu betätigen.

 

34. Hodschag / Odzaci

 

Nach der Vertreibung der Türken wurden in der Batschka, Ende des 17. Jahrhunderts und Anfang des 18. Jahrhunderts, Serben, Bunjewatzen, Schokatzen, Deutsche, Magyaren, Slowaken, Tschechen und Rusnjaken angesiedelt. Zur Schulung der Kinder wurden Lehrer angestellt, die auch den Kantorendienst in der Kirche übernehmen mussten. Deshalb nannte man sie auch Kantorlehrer. Da die Schulen damals konfessionell waren, wurden ihre Angestellten von der Kirche bezahlt. Außer dem Schulgehalt bekamen die Lehrer auch die Stolagebühren, deren Höhe von Zeit zu Zeit verschieden war.

Die römisch-katholische Kirchengemeinde Hodschag war zu Beginn der Ansiedlung, etwa März 1756 bis 18. Mai 1759, eine Filiale des Batscher Franziskanerklosters (Bács). Fast in allen umliegenden alten und eben entstandenen Ortschaften wie Plavna, Vajska, Bodjan, Monostor, Sonta, Sontava, Bereg, Bukin, Kollut haben damals die Franziskanerpatres zeitweise den Seelsorgedienst versehen. Hodschag gehörte zum Erzbistum Kalotscha.

Unter den Kantorlehrern sind folgende Namen festgehalten worden: Schlagetter, Georg Natter, Johann Böser, Joseph Henkl, Lorenz Resch, Johann Leschedetzky (1862-1880), Benedikt Wenk. Etwa 1825 bekam die neue Kirche auch eine neue Orgel, sie wurde von Kaspar Fischer aus Apatin erbaut und kostete 8.650 Gulden.

 

35. Kula

 

Die katholische Pfarrgemeinde Kula wurde von den Franziskanern betreut. Am 18. Mai 1738 gab Erzbischof Patachich von Zajezda die Verordnung über die Neuordnung der Pfarreien heraus. In diesen bestimmte er auch über die Kantorlehrer:

 

Der Kantor oder Meister möge die Kinder nicht nur in der Sittenlehre und in den Wissenschaften fleißig unterrichten, sondern auch in der christlichen Religion und im Gesang.

 

Unter Kaiserin Maria Theresia wurde die Volksschulbildung im ganzen habsburgischen Reich geordnet und für alle Kinder verpflichtend gemacht. Der aus Schlesien stammende Abt Ignatz Felbinger hatte den neuen Plan für die Volksschulbildung im Kaiserreich ausgearbeitet. Die ersten drei Lehrerbildungsanstalten wurden 1840 errichtet, die in Kalocsa 1856. Hier wurden auch die Lehrer für dieses Gebiet ausgebildet.

Der erste Lehrer in Kula war Andreas Kúthy, der auch als Kantor tätig war und deshalb von der Pfarrgemeinde besoldet wurde. Im Jahre 1911 bestand bereits eine Singgemeinschaft unter der Führung des Pfarrers Michael Kersch. 1914 wurde der Kirchenchor dann offiziell ins Leben gerufen, das erste Protokoll stammt vom 3. März 1914. Als Chorleiter wurde der Lehrer und Organist Franz Schmidt gewählt. Ziele des neugegründeten Vereins waren laut Satzung: die Pflege des Kirchengesanges in deutscher, ungarischer und lateinischer Sprache sowie des Volks- und Kunstliedes für Frauenchöre und gemischte Chöre. Durch die musikalische Tätigkeit des Vereins sollten weiter die gesellschaftlichen Beziehungen gefördert, der Kunstgeschmack gehoben und die Liebe zur Musik in breiteren Schichten geweckt werden. Mit großem Eifer wurden die wöchentlichen zwei Gesangstunden besucht, um danach die vielen neu einstudierten Musikwerke beim sonntäglichen Hochamt vorgetragen zu können.

Zu Faschingszeiten und am Tage der Hl. Cäcilia (22. November) sind kleinere Liederabende veranstaltet worden, meistens mit anschließendem Tanz für die jugendlichen Mitglieder. In den zwanziger Jahren wagte man sich bereits - da gutes Stimmaterial beisammen war - an eine kleine Opernaufführung. Es war ein Einakter; der Inhalt schilderte die erste Christenverfolgung in Rom. Die erste größere musikalische Aufgabe wurde dem Chor im Jahre 1924 bei der Glockenweihe aufgetragen. Zum festlichen Hochamt wurde eine lateinische Messe zu vier Stimmen gesungen, am Nachmittag bei der Weihe ein Konzert mit Werken von Schubert, Beethoven und anderen Komponisten gegeben. Zum 100. Todestag von Franz Schubert, im August 1928, ist zusammen mit dem Chor "Iparos Dalárda" (Gewerbegesangverein) ein Festkonzert veranstaltet worden.

Am 2. November 1931 wurde die neue Vereinsfahne mit dem Bildnis der Hl. Cäcilia geweiht. Von Künstlerhand entworfen, hatten sie die Mitglieder in Gobelintechnik selbst gestickt. Im Jahre 1933 stellte der Chor bei einem Liederwettbewerb in Neusatz sein Können mit großem Erfolg unter Beweis. Mehrere Fahrten nach Apatin, Futog, Altbecse, Palanka und Tschervenka wurden unternommen und es wurde dabei immer in einem feierlichen Gottesdienst gesungen.

Der bedeutendste Chorleiter war Kantor Schmidt (1887-1971) der, mit einigen Unterbrechungen, den Chor zwischen 1914 und 1961 leitete. Er erblickte am 12. Oktober 1887 in Filipova das Licht der Welt, studierte später in Kalocsa und kam danach nach Kula, wo er über 50 Jahre lebte und als Kantorlehrer und Chorleiter tätig war. 1961 siedelte er nach Deutschland um, wo er am 7. März 1971 starb. Schmidt war einer der bedeutendsten Kulturförderer der Gemeinde Kula.

Ihm zur Seite stand 1924-1926 Kaplan Josef Negele, der auch Gesangstunden leitete, Noten abschrieb und anschaffte und Konzerte plante. Mit großer Begeisterung brachte dann Kaplan Hrubiany 1933-1935 den Choristen den gregorianischen Choral bei. Damals zählte der Chor bereits 34 Sängerinnen und Sänger.

 

 

Internationales Musikwissenschaftliches Symposium

Belgrad, 20.-23. Juni 2001

Man and Music

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2007

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