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Temeswarer Orgelbuch 1933

Das Temeswarer Orgelbuch 1933

 

 

Das Temeswarer Orgelbuch 1933 wurde von Hans Eck verfasst.

Hans Eck (* 6. August 1899, Komlosch, † 26. August 1965, Stuttgart), besuchte die Lehrerbildungsanstalt in Szeged und erwarb 1917 das Lehrerdiplom. Seine erste Lehrerstelle hatte er in Kleinjetscha, 1919-1924 war er als Organist und Musiklehrer in Großkikinda / Veliki Kikinda (Serbien) tätig. 1924-1926 war er Student der Regensburger Kirchenmusikschule, hier auch Schüler von Peter Griesbacher (1864-1933). Am Temeswarer Konservatorium studierte er Klavier, Orgel, Violine und Gesang. Zwischen 1926-1929 war Hans Eck als Musiklehrer und Studienleiter an der deutschen katholischen Lehrerbildungsanstalt „Banatia“ in Temeswar tätig, wo er am 8. März 1929 zum Musikprofessor ernannt wurde. Hans Eck war im Banater Deutschen Sängerbund (gegründet 1922) viele Jahre als geschäftsführender Vorsitzender tätig und war gleichzeitig zuständig für die Schulung und Weiterbildung der Chorleiter. In Temeswar leitete er u.a. den Männergesangverein Eintracht, mit dem er 1927 bei einem Preissingen in Detta den ersten Platz erlangte. Als im Jahre 1942 die Leitung der katholischen Lehrerbildungsanstalt an die Deutsche Volksgemeinschaft übergeben werden musste, übergab Direktor Prälat Josef Nischbach (1889-1970) diese an Hans Eck, der schon früh in die NSDAP eingetreten ist. Im September 1943 wurde er nach Hermannstadt versetzt. 

1944 flüchtete er nach Deutschland und unterrichtete Musik an der Lehrerbildungsanstalt in Kaufbeuren (Bayern). Nachdem er 1947 zum Direktor der Lehrerbildungsanstalt in Memmingen ernannt wurde, gründete er hier eine Volkshochschule. 1949 wurde ihm die Leitung der Lehrerbildungsanstalt in Würzburg angeboten, doch er lehnte dies ab und wanderte nach Detroit (USA) aus. Hier war er bis August 1964 als Organist tätig und gründete 1950 den „Deutschen Kulturkreis“. Er kehrte nach seiner Pensionierung nach Baden-Württemberg zurück und starb in Stuttgart-Vaihingen.

Hans Eck war von Bischof Dr. Augustin Pacha beauftragt worden, das Orgelbuch zum Katholischen Gebet- und Gesangbuch der Diözese Temeswar (herausgegeben 1929) zu verfassen. Dieses erschien 1933 mit einem Vorwort des Bischofs wie auch mit einer Einleitung von Hans Eck. Das deutsche Gesangbuch mit dem dazu gehörigen Orgelbuch wird auch heute noch in der Temeswarer Diözese benützt.

Trotz einiger Mängel hat dieses Orgelbuch im Banat wie auch in anderen donauschwäbischen Gebieten eine große Verbreitung gefunden. Der vierstimmige Satz wurde so konzipiert, dass man diese Lieder auch auf einem Harmonium (also ohne Pedal) spielen kann. Bis dahin hatte jede Banater schwäbische Kirchengemeinde ihre eigenen Kirchenliedsammlungen. Viele dieser Lieder wurden noch von den Einwanderern im 18. Jahrhundert mitgebracht. Im 19. Jahrhundert gaben viele Banater Kirchengemeinden ihre eigenen Gesangbücher heraus, die aber ohne Noten erschienen sind. Die handgeschriebenen Orgelbegleitungen (Kantorenbücher) wurden von den Kantoren (meist Kantorlehrer) von Generation zu Generation weitergegeben. Je nach den musikalischen Kenntnissen waren die Orgelbegleitungen einfacher oder vollkommener gestaltet.

 

Das TEMESWARER ORGELBUCH 1933 als PDF

 

ORGELBUCH

zum Katholischen Gebet- und Gesangbuch

des Temesvarer Bistums

1933

Lito J. Pregler. Timisoara

 

Bischöfliches Vorwort

Von großer Wichtigkeit für die Pflege des Kirchengesanges ist erfahrungsgemäß der Gebrauch eines vom Bischofe gutgeheißenen Handbuches.

Wie in der heiligen Liturgie der Grundsatz der Einheitlichkeit, der Gleichförmigkeit für den würdigen Gottesdienst von größter Bedeutung ist, so auch beim Kirchengesange.

Wenn jeder nach Belieben sich dieser oder jener Form des gottesdienstlichen Gesanges bedienen wollte, so wäre jeder Ausartung damit Tür und Tor geöffnet. Nicht nur im liturgischen Gesang an sich, sondern auch im kirchlichen Volksgesange im Allgemeinen; welch´ Letzterer das christliche Volk am Gottesdienste mittätig erhält und in den kleineren Kirchen  oft die Stelle des liturgischen Gesanges vertritt.

Zur Stütze und Führung des kirchlichen Volksgesanges ist dem Geiste und der Erhabenheit des Gottesdienstes entsprechend jenes Instrument berufen, welches wegen seiner überragenden Macht, Schönheit und Weihe unter allen Instrumenten allein als „Instrument der Kirche“ ernannt ist, nämlich die Orgel, wie es der Hl. Vater Pius XI. in seiner apostolischen Konstitution „Divini Cultus“ (20. Dezember 1928) VIII. deutlich ausgesprochen, wo die Orgel als eine Stütze und Mithelferin der hl. Liturgie bezeichnet wird.

Mit der offiziellen Herausgabe des Katholischen Gebet- und Gesangbuches für das Temesvarer Bistum (1929) war auch die Herausgabe eines Orgelbuches geboten, als Behelf für unsere Organisten bestimmt, damit sie dem Geiste und den Vorschriften der hl. Kirche gemäß, ihre hehre Aufgabe in einheitlicher Weise zur Ehre des Allerhöchsten und zum Heile der Seelen erfüllen mögen.

Die Ausarbeitung dieses Orgelbuches wurde H. Hans Eck, Musiklehrer an der katholischen deutschen Lehrerbildungsanstalt zu Temesvar übertragen, der sich dieser Betrauung mit anerkennungswertem Eifer unterzog, der damit auch die Verantwortlichkeit seiner musikalischen Arbeit übernommen hat.

Nachdem mir über die Verwendbarkeit und den musikalischen Wert seines Werkes günstige Meldung erstattet worden ist, so übergebe ich hiemit dieses „Orgelbuch zum Gebet- und Gesangbuch des Temesvarer Bistumes“ unseren H. H. Organisten und Kantoren als ein erwünschtes Hilfsmittel zur Ausübung ihres hehren Berufes, damit unser geliebtes katholisches Volk in der Liebe und Begeisterung zum kirchlichen Volksgesange immer mehr zunehme; damit dieses Orgelbuch zugleich eine Brücke bilde, darauf unser Volk, Klein und Gross, zu einem ernsten und würdigen, auch liturgischen, Gesang stufenweise hingeführt werde; damit endlich unsere katholischen Gläubigen wahrhaft „digne, attente et devote“ wie das Brevier sagt: würdig, aufmerksam und andachtsvoll Gott lobsingen mögen und in unserem Gottesdienste die herrliche Mahnung des Apostels (Ko. 3,16) immer mehr und schöner in Erfüllung gehe: „Das Wort Christi wohne in Euch reichlich in aller Weisheit, einander belehrend und ermahnend durch Psalmen, Lobgesänge und geistliche Lieder, in Gnade in euren Herzen Gott lobsingend.“

Temesvar, im Heiligen Jahr des Herrn 1933, den 15. Juli.

+ Augustin Pacha, Bischof

 

 

EINLEITUNG

In der Liedersammlung sind verschiedene Epochen vertreten, wobei die älteren Gesänge textlich, künstlerisch und gesinnungsgemäß zumeist die wertvolleren sind. Sie stammen aus eindeutig religiös gerichteten Zeiten und widerspiegeln die tiefe Gläubigkeit der Urahnen. Aus den letzten Jahrzehnten wurden manche Lieder nur mit Rücksicht auf Verbreitung und Tradition aufgenommen (z.B. 111/b, 114, 124, 150...), andere mangels besserer Gelegenheitsgesänge (Heiligen, Begräbnisse u. dgl.). Ganz wertlose Lieder - zwar altgewöhnt - mussten ausbleiben (z.B. das Predigtlied „In Gottes Namen“ u.a.).

Mit Rücksicht auf die Stilverschiedenheiten musste der Orgelsatz auch verschieden sein: eine choralmäßige Melodie des Mittelalters verlangt andere Begleitstimmen, als Melodien des Generalbasszeitalters, oder gar kadenziernde Weisen des letzten Jahrhunderts. Der gregorianische Choral besonders musste seiner Eigenart entsprechend ruhig geführte, wenn auch oft dissonierende Begleitung erhalten. Überhaupt dürfen wir uns heute von sinngemäßen Dissonanzen nicht mehr fürchten.

Aus praktischen Gründen, mit Rücksicht auf unsere Verhältnisse, wurde die Begleitung nach Möglichkeit einfach gehalten, vielfache Melodienverdoppelungen wurden wegen leichterer Führung des Volksgesanges angewendet, einige geeignete Gesänge sind mit Außerachtlassung des Orgelsatzes mit sangbarem Satz für gemischten Chor versehen (z.B. die Schubert-Messe „Wohin soll ich mich wenden“ u.a.). Der praktische Organist und Chorregent wird vieles seinen Verhältnissen entsprechend vereinfachen oder bereichern können, auch manches verbessern, aber sein Geist sei immer darauf gerichtet: das Singen und Musizieren an heiligem Orte sei immer von höchster Würde und Andacht, von tiefster Gläubigkeit getragen!

Temesvar, 15. Juli 1933.

Hans Eck

Musiklehrer am Lehrerseminar zu Temesvar

Copyright © Edition Musik Südost, Dr. Franz Metz, München 2017

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