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E D I T I O N   M U S I K   S Ü D O S T

Josef Ferch

(1840-1902)

Josef Ferch kam am 31. Januar 1840 in Bogarosch zur Welt. Im Jahre 1862 übernahm er nach dem Tod seines Vaters die Stelle des Oberlehrers in seinem Heimatdorf. 1867 heiratete er die Tochter des Lovriner Oberlehrers Josef Eisenkolb, Crescentia Wilhelmine, sie werden 9 Kinder haben. Aus der Familie Ferch entstammen zahlreiche Gelehrte, Geistliche, Musiker und Maler. Josef Ferch war einer der ersten Intellektuellen dieser Familie und gleichzeitig Erzieher mehrerer Generationen von zukünftigen Lehrern und Musikern.

Wie es damals üblich war, übte der Oberlehrer oder Direktorlehrer gleichzeitig auch den Beruf des Kantors und Kirchenmusikers der Dorfkirche aus. Über Josef Ferch können wir in einer Festschrift von Friedrich Ferch folgendes lesen (Friedrich Ferch: Heidenrösleinkranz, Druckerei der Schwäbischen Verlags-Aktiengesellschaft, Temeswar 1924, S. 17f.):

Ein gediegenes Wissen und Können in vielen Wissenschaften und Künsten halfen auch mit – immer den Kern der Sache treffend – einen ungewöhnlichen Pädagogenerfolg zu erzielen. Wer seine Zeichnungen und Ölgemälde sah, glaube mit einem Künstler zu tun haben; wer sein künstlerisches Klavier- und Orgelspiel hörte, seinem prächtigen Gesang lauschte, meinte, er wäre der vollendete Tonkünstler. Seine Unterlehrer, die ihm beim Organistendienste behilflich waren, wurden zu regelrechten Organisten erzogen. Sie bekamen von ihm die Orgelbegleitungen der Kirchenlieder in mustergültigem Orgelsatz und hatten nach tüchtiger Ausbildung bei Konkurrenzen den anderen Bewerbern gegenüber ein leichtes Spiel. Es war eben eine gute Empfehlung seine Fortbildung beim Herrn Oberlehrer Ferch genossen zu haben.

Die Kirchenmusik in Bogarosch war eine berühmte, nicht nur auf der Heide, sondern auch über sie hinaus, dank der künstlerischen Bildung und Begabung dieses Gemeindelehrmeisters. Wenn an großen Festtagen – so am Kirchenfeste am 15. August – außer Orgel und Gesang auch noch die Blech-Musikkapelle des Dorfes anstimmte, so wurde vor der „großen Messe“ in einem Schulzimmer erst eine sehr strenge Probe gehalten und erst, wenn die Kapelle an Probesende einen lustigen Marsch anstimmte, dann wussten wir draußen lauschenden Kleinen, dass Alles in Ordnung war. Im Hochamte ertönten dann die einstudierten Lieder mit Orgel- und Orchesterbegleitung von einer anmutigen Schar schwäbischer Sängermädel gesungen in feierlichster Weise. Der bescheidene Chroniker dieser Zeilen ist seit dieser Zeit schon viel in der Welt herumgeflogen, doch kann er wahrhaftig sagen, dass er etwas feierlicheres als ein solches Hochamt in der kleinen Dorfkirche, oder bei der Frohnleichnamsprozession oder österlichen Auferstehung nirgends anderswo erlebt hat. Es zittern die Gefühlssaiten seiner Seele auch heute noch bei diesen feierlichsten Erinnerungen, während die rasselnde Schreibmaschine diese Zeilen aufs Papier bringt. Selbst feine Musikkenner haben diese Andachten mit wahrem Hochgenusse und Respekt bewundert.

Die auch im Druck erschienene Klavierkomposition Erinnerungen an Graz, gewidmet den Schwestern Irma v. Fürst und Anna v. Humayer, geb. von Kempski, bestätigt die musikalisch schöpferische Kraft dieses großen Kantors. Es ist mir auch heute noch in bester Erinnerung, wie ich an Werktagen in der stillen Messe manchmal ganz neue, schöne, noch nie gehörte Kirchenlieder in formvollendeter, künstlerischer Weise, von seinem wundervollen Organe vortragen hörte. Vor ihm der Text des Liederbuches, die Melodie, völlig neu, im Augenblick des Vortrages ersonnen, mit schönem Orgelsatz umsponnen, alles auf einmal erdacht, sogleich ausgeführt und nach dem Verhallen in der kleinen Dorfkirche allsogleich dem Vergessen preisgegeben… Das waren nicht nur Improvisationen ersten Ranges, sondern auch das andächtigste Gebet einer glaubenden Seele, welches dem Allmächtigsten, dem Geber solcher Gaben, nur dargebracht werden kann… Sie wurden nicht gesammelt, nicht abgeschrieben, es wurden statt ihrer immer neue erschaffen.

Der Schulgesang in seiner Klasse war dem entsprechend auf hoher Stufe. Alle Schüler mussten singen und wurde keiner wegen seines schlechten Gehörs – wie es mancherorts üblich war – ausgeschaltet. Ein Harmonium, auf welchem manchmal einer seiner kleinen Musikschüler den Kinderchor begleiten musste, verhalf zur musikalischen Bildung. Die Sängermädchen waren indes aus der Reihe der aus der Schule schon ausgebliebenen Schülerinnen mit glockenreinen Stimmen erwählt und leisteten vorzügliches. Als einmal Seine Hochwürden Herr Bischof Bonnaz bei Anlass einer Firmung in Bogarosch weilte, wurde ihm von den Schülern der oberen Klassen ein Ständchen dargebracht. Der hohe Kirchenfürst war eher auf einen langweiligen, einstimmigen und bestenfalls leidlichen Gesang gefasst. Wie groß war jedoch seine Überraschung, als er einen prächtigen, wohlgeschulten, vierstimmigen Kinderchor erschallen hörte. Das klang wie Engelsang, so rein, so schön. Nach Beendigung eines reichhaltigen, künstlerischen Programmes äußerte sich der Gefeierte: „Kann man denn auch so etwas Schönes produzieren?“ Von den vielen Ausdrücken seines Lobes und seiner großen Überraschung war dies wohl der deutlichste. Der hohe Kirchenfürst war dann auch immer ein wohlwollender Gönner des Bogaroscher Lehrers und Kantors geblieben.

Bilddokumentation

Kirche von Bogarosch

Katholische Kirche Bogarosch: Orgel, erbaut von Franz Anton Wälter

Der Altarraum der Kirche

Kirchenportal (1774)

Sommerweg auf den Feldern der Banater Heide bei Bogarosch

Siegel der Katholischen Kirchengemeinde Bogarosch

 

Domherr Msgr. Mathias Ferch

 

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2008

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