BuiltWithNOF
E D I T I O N   M U S I K   S Ü D O S T

Caspar Halbleib

(1798-1850?)

 

Caspar Halbleib kam 1798 in Kis Dorogh (Ungarn) zur Welt. Den ersten Musikunterricht erhielt er in seinem Heimatort, danach besuchte er die Normalschule und weiter die Lehrerpräparandie. Nacheinander wirkte Halbleib als Sänger (Choralist) an verschiedenen Kirchen, wie in Kolovac, Komorn, Györ, u.a., bevor er ein Jahr als Choralist und Musiker an die Temeswarer Domkirche kam. Hier wirkte er unter der Leitung des damaligen Domkapellmeisters Joseph Kratochwill. In den Jahren 1822-1838 wirkte er als Kirchenmusiker an der katholischen Pfarrkirche zu Neuarad, damals ein deutsches Dorf, heute ein Stadtteil von Arad (Banat). Halbleib hatte hier eine Orgel mit 8 Register zur Verfügung, leitete den Kirchenchor und gab Musikunterricht. Die Kirche verfügte damals außerdem über mehrere Instrumente: 6 Trompeten, 2 Klarinetten, 1 Fagott, 3 Violinen, 2 Viola, 1 Violoncello, 2 Flöten und 2 Pauken. Wenn man bedenkt, dass Neuarad damals ein kleines Dorf war, waren diese materiellen und musikalischen Voraussetzungen äußerst gut.

Bereits damals wirkte in Neuarad der Orgelbauer Anton Dangl, der später zu den bedeutendsten Orgelbauer Ungarns zählen wird. Auch der Name des Johann Dangl kommt in den Pfarrakten oft als Kirchenratsmitglied vor. Es ist deshalb anzunehmen, dass der Ort durch seine Nähe zur Stadt Arad, die entsprechenden Voraussetzungen hatte, auch als Musiker und Instrumentenbauer tätig sein zu können.

In den Jahren 1836-1839 besuchte der Bischof Joseph Lonovics im Rahmen seiner kanonischen Visitationen auch die katholische Pfarrgemeinde Neuarad. Sein Bericht umfasst relativ viele Daten über den damaligen Kirchenmusiker Caspar Halbleib. Wir erfahren darin nicht nur biographische Daten sondern auch verschiedene Einzelheiten über sein Wirken, dass er bereits seit 15 Jahre hier als Kantor und Organist tätig ist und dass er ein ausgezeichneter Orgelspieler sei. Dieser Bericht hat in lateinischer Sprache folgenden Wortlaut:

 

De Cantore

Cantor Ecclesiae est Casparus Halbleib, natus 1798 in Kis Dorogh (...) ingremiato Parentibus catholicis, valetudine fruitur constanti, et firma, loquitur Linguos Germanicam et Hungaricam, est adoratus et prolificatus. Institutum Praeparandum absolvit. Musicae prima crudimenta posuit in loco natali postmodium duobus annis in Ecclesiae Metropolitana Colovac, una anno Comaromii musicis Choralis, Györ Szigetkini vero 5. annis Promagistri simul et musici Choralis in Ecclesia Cathedralis Daurinensi officio defungebator - et post Temesvarinum venieno ibidem annum (...) qua Choralista et musicus Cathedralis exigendo ad Uj-Arad appulit, et 1822 per Dominum Parochum et Comunitatem pro cantore et organista ecclesia susceptus quintum decinum numerat servitii annum (...) exacteque pulsator Organum (...)

 

Von ihm ist uns eine Komposition „für die heil. Weihnacht“ erhalten geblieben: Es kam die gnadenvolle Nacht. Diese ist im Stile der traditionellen süddeutschen Weihnachtslieder des Spätbarocks verfasst, im Manuskript werden 4 Singstimmen, Streicher, Flöte, 2 Klarinetten, 2 Hörner, 1 Trompete und Orgel angegeben. Diese Komposition entstand im frühen 19. Jahrhundert. Leopold Herrmann, der spätere Organist und Kantor der Kirche, hat diese Komposition Halbleibs am 18. Dezember 1845 abgeschrieben. Josef Weninger, der zwischen 1900-1902 als Organist tätig war, hat einige Stimmen umgeschrieben und die Hörner mit Flügelhorn und Bassflügelhorn ersetzt. Somit wurde dieser Weihnachtschor mehr als 100 Jahre lang alljährlich zu Weihnachten in der Neuarader Kirche aufgeführt.

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2008

 

[Home] [Bücher] [Noten] [CD] [Musikwissenschaft] [Komponisten] [Artikel] [Editor] [Kontakt] [Impressum] [Links]