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Gedichtete Lieder, vertonte Poesie

Nikolaus Lenau: Poet und Musiker zugleich – Zum 200. Geburtstag des Dichters

von Dr. Franz Metz

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Selten, dass Musik und Poesie so stark ineinander verflochten sind, wie dies bei Nikolaus Lenau der Fall ist. Welche Rolle spielte überhaupt die Musik im Leben dieses Dichters und weshalb gehört er zu den meistervertonten Dichtern der deutschen Literatur? Über den Liederdichter Lenau wurden schon viele wertvolle Abhandlungen verfasst. Einige dieser Liedvertonungen haben im deutschen Sprachraum eine solche Verbreitung gefunden, dass sie heute noch als Volkslieder gesungen werden. Für viele der Komponisten war es keine schwierige Aufgabe, dessen Gedichte zu vertonen: die Stimmung seiner Lieder – wie er selbst viele seiner Dichtungen nannte, z.B. Schilflieder, Waldlieder – der Reichtum und die Musik seiner Sprache, all dies spricht nicht nur von einem genialen Poeten sondern auch von einem Künstler, der die Musik – seinen eigenen Angaben nach – mehr schätzte, als seine eigenen Gedichte. Was in der Antike und in den Psalmen Davids bereits in einem eigenen Atemzug genannt wurde, gehörte auch bei Lenau unzertrennlich zusammen: Poesie und Musik – die Kunst des Dichtens und der Gesang.

Franz Nikolaus Niembsch von Strehlenau kam am 13. August 1802 im Banater schwäbischen Dorf Csatád (seit 1926 Lenauheim) zur Welt. Von Anton X. Schurz erfahren wir in einer der ersten Biographien Lenaus fünf Jahre nach dessen Tod einige Einzelheiten über diesen Ort: „Nikolaus Lenau wurde im Jahre 1802 am 13. August geboren. Sein Geburtstort ist Csatád, ein geringes Dorf, wie wohl Hauptort der gleichnamigen königlich ungarischen Kammerherrschaft, an der Poststraße, vier Meilen von Temeschwar, der nunmehrigen Hauptstadt des Temescher Banats und der serbischen Woidwodschaft.“ Obzwar die Familie bereits 1803 nach Ofen zieht und Lenau so gut wie nie mehr ins Banat zurückkehren wird, schließt er seine südungarische Heimat für sein ganzes Leben lang in sein Herz – und damit auch in seine Gedichte – ein. Sein Interesse an der Musik hat ihn bereits 1813 dazu bewogen, in Pest Violine- und Gitarrenunterricht bei seinem Kollegen Venatius Godenberg zu nehmen. Anderen Quellen nach, soll sein Geigenlehrer Joseph Cserny gewesen sein. 1820 nahm er Musikunterricht bei Joseph von Blumenthal. Selbst für das Kunstpfeifen zeigte Lenau eine große Vorliebe. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Pest, dem Aufenthalt bei seinen Großeltern in Stockerau, dem Umzug nach Preßburg und einem Studium in Mosonymagyaróvár (Ungarisch-Altenburg) ließ er sich 1823 in Wien nieder, wo er das Jurastudium beginnt. Ab 1830 veröffentlicht er seine Gedichte unter dem Pseudonym Nicolaus Lenau. Mit dem Jahr 1831 beginnen seine ständigen Reisen zwischen Wien, Stuttgart, Tübingen, Heidelberg und Weinsberg.

 

Lenau – der Musiker

 

Ob in Karlsruhe, Stuttgart oder Wien, Nikolaus Lenau verfolgte mit größtem Interesse das musikalische Geschehen seiner Zeit und berichtete darüber ausführlich in seinen Briefen. So schrieb er in einem Brief aus Karlsruhe vom 22. Juli 1831 nach dem Besuch der Oper Fidelio von Beethoven: „Noch klingt mein ganzes Wesen von der herrlichen Musik. Bruder, Du kennst sie ja. Beethovens Geist trieb auch Dich fort, wie ein Sturm auf den bewegten Wogen des Gesanges, vorbei an wilden, erhabenen Felsenklippen, an nächtlichen Wäldern, an grausen Kerkergewölben immer schneller, stürmischer fort, bis sich der Strom ergoß in ein lachendes Meer von unendlicher Liebe und Freude. Gott im Himmel! ist das ein Geist! – Ich war ganz erstaunt über die vortreffliche Ausführung. Sehr brav ist das Orchester, und von den Sängern sind 3, 4 ganz ausgezeichnet.“

Ludwig van Beethoven war Lenaus Lieblingskomponist, den er über alles schätzte. Es ist zu vermuten, dass er ihn auch persönlich gekannt hat. Wir finden Lenaus Namen auch in dem Bericht über das letzte Geleit dieses Komponisten. Für die kurze Entfernung vom Sterbehaus zur Alserkirche brauchte der Totenwagen anderthalb Stunden. Über hundert Trauerwagen, „darunter mehrere kaiserliche“, folgten. Unter denen, die die Kranzbänder trugen, welche vom Sarge herabhingen, ging Schubert. Neben ihm mit wehendem Trauerflor und brennenden Kerzen die bedeutendsten Künstler der Stadt: Conradin Kreutzer, Johann Nepomuk Hummel, Ignaz Ritter von Seyfried, Schuppanzigh, Franz Grillparzer, Ignaz Franz Castelli und nicht nicht zuletzt Nikolaus Lenau.

Wie stark die Musik Beethovens Lenau beeindruckt hat, erfahren wir in einem Schreiben aus Wien aus dem Jahre 1835: „Ich bin hier vielfach requirirt von Gesellschaften; das beste dabei ist, daß man mir durch musikalische Genüsse oft mitten im Tumulte einer zahlreichen Menschenversammlung eine Einsamkeit schafft, denn ich brauche nur ein paar Töne von meinem Beethoven zu hören, so bin ich gesellschaftlich emanzipirt u. mit dem großen Geist allein.“ Und einige Zeit später berichtet Lenau wieder über seine fast täglichen Erlebnisse musikalischer Art: „Mein Leben ist ganz kunstbewegt. Fast kein Tag vergeht, der mir nicht irgend einen herrlichen musikalischen Genuß bringt. So hör´ ich heute Abend  den Vorsänger der hiesigen Synagoge, Sulzer, der sehr wahrscheinlich die schönste Stimme in Deutschland hat. Die von Schmit komponirten Schilflieder wären mir sehr willkommen für diesen herrlichen Sänger. Dann hab´ ich neulich zwei von den sogenannten verrückten Quartetten Beethovens gehört. Das eine nennen lahme Philister gar Teufelsquartett. Wenn das der Teufel gemacht hat, so bin ich sein auf ewig. Es hat Stellen, bei denen mir fast das Herz zersprungen wäre. Kennen Sie nicht jene süße Verzweiflung in die uns Beethoven reißt? Mit jedem solchen Tonstück geht mir ein Stück Leben davon. Ich fühl´ es ganz deutlich. O es ist ein köstliches Gefühl, wie einem so das Leben verklingt.“

 Das Musikleben Wiens in der Zeit des Vormärz hat Nikolaus Lenau nicht nur musikalisch geprägt sondern verhalf ihm als geborener Ungar sich in die Gesellschaft zu integrieren. An Justinus Kerner schrieb Lenau 1833 aus Wien: „Mein größter Genuß sind hier musikalische Unterhaltungen. Alle Sonntage Concert, Quartett etc – so hat man dergleichen nirgends wie hier. Auch die Oper ist jetzt brav.“ Doch diese „musikalischen Unterhaltungen“ fanden meist nur in der kälteren Jahreszeit statt, in den Sommermonaten musste sich Lenau in Wien mit weniger Musik zufriedengeben: „Ich habe in den letzten Tagen wieder viel schöne Musik gehört. Mein Liebling, der Geiger Artot, hat hier ein Conzert mit großem Beifall gegeben. Außerdem bekam ich Beethovensche Symphonien, Ouvertüren, u.s.w. zu hören. Im Sommer wird es nun weniger Musik geben. Nur an den Sonntagen, wo ich regelmäßig bei Kleyle in Penzing essen werde (Penzing ist 2 Stunden von Hütteldorf entfernt), hoffe ich vierhändiges Klavierspiel.“ Alexander Witeschnik erwähnt in seinem Buch Musik aus Wien auch den Aufenthalt Lenaus in der Kaiserstadt zur Zeit des Biedermeiers: „Dieser melancholische Anflug des Biedermeiers berührt sich mit einem Wesenszug der östlichen Seele. Es ist gewiss kein Zufall, dass sein Hauptträger Nikolaus Lenau, der Sänger der schwermütigen Schilflieder, aus Csatad in Temeswar kam. Und es ist ebensowenig Zufall, dass die vormärzliche Stadt, die sich so eng abschließt gegen den Westen, ihre Tore so weit nach Osten öffnet. Es ist nicht zuletzt der Anhauch des Ostens, der die Seele des Biedermeier-Wiens umflort, sie freilich auch zu Äußerungen höchster Schönheit reizt.“

 In Wien lernte Lenau auch den Komponisten Franz Seraphin Hölzl kennen (1808-1884), der später in Fünfkirchen (Pécs, Ungarn) als Domkapellmeister und Komponist tätig sein wird. Nikolaus Lenau wird 1841 nebst dem Hofopernkapellmeister Otto Nicolai (1810-1849), dem letzten Beethovenfamulus Karl Holz, dem Musikkritiker Dr. Alfred Becher, dem Grafen Laurencin und dem Herausgeber der Wiener Musikzeitung, August Schmidt, zu dem engeren Kreise derjenigen gehören, die sich für die Gründung der Wiener Philharmoniker einsetzten. Die Besprechungen dafür fanden im Gasthaus Zum Amor in der Singerstraße statt. Am 28. März 1842, einem Ostermontag, trat im großen Redoutensaal zum erstenmal das neugegründete Wiener Philharmonische Orchester im Rahmen einer Philharmonischen Akademie auf.

 Lenau hat Beethoven auch ein Gedicht gewidmet, das unter interessanten Umständen entstanden ist. In einem Brief an Emilie von Reinbeck vom 24. Dezember 1840 aus Wien schreibt er: „Neues, liebe Emilie, hab´ ich nichts als eine herrliche Büste Beethovens, von meinem Freunde, Gustav Franck, der Sie vielleicht besuchen wird, mir zu überraschendem Geschenk gebracht. Die Büste ist überaus herrlich und mir eine wahre Lebensfreude. Auf meinen Ofen gestellt, ist sie des Morgens mein erster Anblick, und seit ich sie habe, geht es wieder vorwärts mit der Arbeit. Die Geige wird gestrichen, und dabei manchmal ein stärkender Blick auf Beethoven zurück gethan.“ So entstand das Gedicht Beethovens Büste:

 

Traurig kehrt´ ich eines Abends

In mein einsam düstres Zimmer,

Überraschend drin entgegen

Blinkte mir ein Freudenschimmer. (...)

 

Ha! Ich fand des Mannes Büste,

Den ich höchst als Meister ehre,

Nebst dem schroffen Urgebirge

Und dem grenzenlosen Meere. (...)

 

In der Symphonieen Rauschen,

Heiligen Gewittergüssen,

Seh´ ich Zeus auf Wolken nahn und

Christi blut´ge Stirne küssen;

 

Hört das Herz die große Liebe

Alles in die Arme schließen,

Mit der alten Welt die neue

In die ewige zerfließen.

 

 Während seines Aufenthalts bei Justinus Kerner in Weinsberg spielte Nikolaus Lenau auf seiner Geige auch Sonaten von Beethoven. Theobald Kerner, der Sohn dieses schwäbischen Arztes, Schrifstellers und Mentors Lenaus, widmete in seinem Buch Das Kernerhaus und seine Gäste diesem musikalischen Gast aus Ungarn ein ganzes Kapitel. Darin heißt es: „Oftmals brachte er seine Violine mit nach Weinsberg, auf der er in bunter Abwechslung Beethovensche Sonaten und ungarische Tänze herrlich spielte; auch wußte er gar nett zur Gitarre zu pfeifen und auf ihr mit den Fingern zu trommeln. (...) »Heute werde ich dir noch einen Geistergruß herübersenden«, sagte Lenau öfters, ehe er ins Gartenhaus schlafen ging, und dann geigte er oft spät in die Nacht hinein, was ihm aber von meinem Vater nicht selten Vorwürfe eintrug.

 Beethoven war für Lenau jenes Maß, nach dem alle andere Musik gemessen wurde. Selbst Händel und Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) mussten dafür herhalten. Der Dichter fragte sich, ob das Oratorium noch zeitgemäß sei und beurteilt das Gehörte und Erlebte, wie er selbst hinzufügt, nach seiner eigenen Meinung. Wie er zur damaligen zeitgenössischen Musik stand, erfahren wir in einem Brief aus Stuttgart an Max von Löwenthal vom 25. Mai 1838: „Gestern wohnte ich einer Aufführung des Oratoriums Paulus von Mendelssohn bei, machte mich aber nach dem ersten Teil desselben davon wegen meines Sausekopfs. Diese Musik hat im einzelnen große Schönheiten, schien mir aber im ganzen sich zu eng zu bewegen in den hergebrachten Schranken Händels. Vielleicht ist die Zeit der Oratorien überhaupt vorbei; vorbei die Zeit, wo die Kunst unmittelbar und direkt sich zum Himmel aufschwang. Wir müssen vielleicht erst durch die Leidenschaft hindurchgetrieben und von Affekten verwundet werden, eh wir um einen Balsam beim Himmel anfragen. Diesen Weg führt uns Beethoven, in welchem wir das Höchste der neuern Kunst zu verehren haben, wie ich meine; im Gegensatz unserer neuen Romantiker. Diese penetrieren das Herz entweder gar nicht, sondern tribulieren und betäuben es nur mit einem nervösen Gepolter von außen her; oder sie verletzen es und lassen es im Stiche, wann seine Wunde am weitesten klafft; oder sie stoßen es dann hinab in das Sumpf- und Schlammbad einer trivialen Sentimentalität, daß es dort sich sänftige und erleichtere.“

 Der Name Lenaus wird von vielen Musikwissenschaftlern auch mit Johann Strauss in Verbindung gebracht, besonders was die politische Stimmung in der Zeit der Metternichregierung anbelangt. So wird von Kneppler behauptet: Johann Strauss geigte, als Wien brannte. Seiner Meinung nach, hatte Lenau die ablenkende Wirkung des Wiener Walzers schon längst erkannt: Er sprach von dem „zufriedenen Österreicher, der unaufhaltsam in der dichten Atmosphäre dieses Jammers weilt und ihn über Strauss und Lanner vergessen kann...“

  Dass das Klavierspiel ihm viel Freude bereitet hat, erfahren wir in einem Brief aus Stuttgart an Anton Schurz vom Karfreitag des Jahres 1834: „Eine grosse Freude machen mir die Variationen von Schlesinger auf´s Clavier. Ich spiele schon 6 davon. Mit Anstrengung kann man viel zwingen.“ Auch die Orgeltöne brachten Lenau zum Nachdenken an jene Zeit seiner Kindheit, als er noch „zur Orgel gesungen und gebetet“ hat. Sein Erlebnis an einem Sonntagmorgen in Heidelberg beschreibt er in einem Brief an Karl Mayer vom 9. Juni 1832: „Ich schreibe Dir die Fortsetzung meines gestrigen Briefes beim Klang einer Orgel. Drüben in der katholischen Kirche ist Gottesdienst; Orgel u. Gesang hör´ ich deutlich herüber; Einst hab´ ich auch zur Orgel gesungen und gebetet. Die Tage meiner Jugend, wo sind sie? Heute regnet es; der trübe Tag, die Orgel, Du in der Ferne, das ist alles so wehmütig.“ In seinem Gedicht Der Organist wird er auf dieses Thema zurückgreifen.

 

 Lenau - der Geigenspieler

 

 Die Musikalität Lenaus wird am stärksten durch sein Geigenspiel verdeutlicht. In vielen seiner Briefen berichtet er über seinen Josephus Guarnerius, seine wertvolle Violine, die er, selbst nach Berichten von Musikern, meisterhaft spielen konnte. Seine Geige wird ihm ein ständiger Begleiter sein – auch als Tröster in der schweren Zeit seiner unheilbaren Krankheit. Seine Violine war ein äußerst wertvolles Instrument, erbaut von Giuseppe Guarnerius (1698-1744), der neben A. Stradivari zu den bedeutendsten Geigenbauer Italiens zählt. Seine Instrumente signierte er mit dem Christusmonogramm IHS. Den Beschreibungen Lenaus nach, wurde seine Violine in den letzten Jahren der höchsten Meisterschaft Guarnerius´ gebaut.

 In einem Brief, geschrieben „Auf dem Rhein vor Mainz“ am 27. Juni 1832, auf dem Weg „mit der ganzen Auswanderungsgesellschaft“ nach Amerika, schreibt Lenau: „Wenn mir´s zu kraus wird, nehm´ ich meine Geige vor, und spiele das Völklein zur Ruhe. Da schweigen sie auf einmal, und hören mir zu, und, um das angefangene saubere Bild fortzuführen; die Laus wird schläfrig ob meinem Spiele, und die Leute mit, und Laus und Mann verstummt dann manchmal auf mehrere Stunden, ich höre nur noch ein dumpfes Schnarchen jenseits meiner Bretterwand.Einige Tage später erfahren wir in seinem nächsten Brief aus Amsterdam eine interessante Episode, in der seine Geige wieder im Mittelpunkt steht: „Der Bürgermeister im Lobith, dem holländischen Gränzort machte Miene mich zurückzuschicken. Zum Glück traf ich in dem kleinen Neste einen enthusiastischen Musiker in der Person eines Zollbeamnten. Dieser, abgeschnitten von jeder musikalischen Seele in seinem miserablen holländischen Flecken, schnappte nach mir wie nach einem Leckerbissen. Ich mußte mich schon bequemen, die scheuslichsten Duetten für Violin u. Clarinette mit dem Kerl täglich mehrere Stunden durchzuhumpeln, dafür empfahl er mich dem Bürgermeister. Es wurde eine musikalische Abendunterhaltung (?) gegeben, wobei seine bürgermeisterliche Gnaden zugegen und über meine Passagen auf der Geige dermaßen entzückt zu seyn beliebte, daß sie mir die Passage über die Gränze durch die Finger sahen. Morgen endlich geht es nach Amerika.“

 Liest man die Briefe mit den Liebeserklärungen an seine Geige, so muss man feststellen, dass selbst für Musikerbiographien solche persönliche Einstellungen zu einem Musikinstrument nichts Gewöhnliches sind. Noch mit 38 Jahren übte Lenau täglich mehrere Stunden Violine und war vor allem von dem Klang seines kostbaren Instrumentes begeistert: „Die Geige wird täglich einige Stunden gespielt. Es geht ziemlich vorwärts. Mein Ton wird immer fester, sicherer, klarer und voller. Doppelgriffe, Staccato, Triller u.s.w. gelingen zuweilen schon trefflich. Meine Guarneriusgeige ist herrlich, ich küsse sie manchmal vor Entzücken. Sie ist über 100 Jahre alt. Wunderbar, daß in dem Stück Holz solche Töne enthalten sind! Ich erkläre mir dieses, indem ich annehme, daß vielleicht mancher edler geiger seine schönsten Empfindungen, die beste Geschichte seines Herzens dem Instrument anvertraute, und daß die Geige sie nicht vergessen hat, sondern in meinen Händen die Todten klagen und sich freuen läßt.“

 Man könnte fast behaupten, dass mit dem Fortschreiten seiner Krankheit die Liebe zu diesem Instrument immer größer wurde. Lenau konnte stundenlang auf seinem Guarnerius improvisierte, spielte abwechselnd Sonaten von Beethoven und magyarische Tanzmusikvariationen. Das Geigen wird zunehmend mit mehr Leidenschaft gepflegt als sein Dichten. An Emilie von Reinbeck schrieb er am 15. Januar 1841: „Gedichtet wird wieder fleißig. Gegeigt noch fleißiger. Meine Passion darin ist hier schon berüchtigt. Sogar einen Lehrer hab´ ich mir genommen. Der vortreffliche Mann heißt Carl Gross und ist so recht nach meinem Herzen. Ein vollkommenes Geigengesicht, und sein rechter Arm gleichsam selbst ein Fiedelbogen. Großer Beethovenspieler. Ein falscher Ton erscheint ihm als ein großes Unglück. So sagte er mir neulich beim Einstudieren der sogenannten Teufelssonate von Beethoven, als wir an die schwierigste Stelle kamen: Bei diesem hohen Gis ist alles gewagt, und wenn´s der Geiger nicht rifft, so sollte gleich ein Abgrund sich aufthun und ihn verschlingen. - Dazu machte er mit den Händen eine schauerliche Bewegung nach dem Boden zu. Wenn das ungetroffene Gis wirklich so bestraft würde, so bekäme mich meine liebe Emilie nie mehr zu Gesicht.“ Doch die Freude am Violinspiel läßt manches wegen seiner Krankheit zeitweise nach. So schreibt er einige Woche später an Emilie: „Meine Geigenübungen haben auch einen Stoß erlitten, weil sie mich jetzt zu bald ermüden, doch ist meine Freude daran nicht geringer worden.“

 Seinem Liederkomponisten Karl Evers schrieb Lenau am 18. Juli 1841 einen Brief aus Ischl, in dem er diesen auch über sein Fortkommen im Geigenspiel unterrichtet: „Die Geige wird wacker gespielt. Es geht, wie ich glaube, mit jedem Tag aufwärts. Die Eingangsakkorde der großen Sonate bring´ ich bereits völlig rein heraus.“ Dass Lenau ein guter Geiger war, erfahren wir durch die Beurteilung eines Musikers, der ihn in Stuttgart im Juni 1842 vesucht hat. In einem Brief an Sophie von Löwenthal heißt es: „Ich spiele täglich auf meiner Alten, und es geht mit meinem Spiele auch immer etwas vorwärts. Heute war ich von einem ausgezeichneten Virtuosen, Namens Keller besucht, und keck genug ihm eine halbe Stunde lang vorzufiedeln. Mein Spiel machte zu meiner Verwunderung Eindruck auf ihn und er brach aus in Exklamation: »Herr Jesus, was wäre aus Ihnen geworden, wenn Sie die Geige zum Fach genommen hätten; wie viel Ton! Ja, etwas Großartiges!« Das freut mich mehr, als wenn meine Albigenser gefallen. – Dermaleinst wird ich doch noch ein Beethovensches Quartett gut spielen; etwa in einem Jahre.“

 In den nächsten Briefen an Emilie von Reinbeck wie auch an seine Braut Marie Behrends lesen wir immer wieder neue Nachrichten über das Geigenspiel, das immer mehr – fast krankhaft – in den Vordergrund tritt, so, als gäbe es keinen anderen Trost für den kranken Dichter: „Die Geige wird fleißig gestrichen...“, „Meine Geige grüßt sie schönstens...“, „...die Stimme meines alten Josephus Guarnerius und meine eigene werden Dir gar oft und anhaltend im Ohre tönen...“, „...meinen göttlichen Josephus Guarnerius hab ich mitgebracht.“ Noch in seinen letzten Briefen und Handzetteln die Nikolaus Lenau von Stuttgart aus geschrieben hat – es war der 16. Oktober des Jahres 1844 – berichtet er, vermutlich schon in geistiger Umnachtung, dass ihm das Geigenspiel zur Genesung verholfen hat. Diese Nachricht sendete er gleichzeitig an seine „liebste Marie“, an Sophie von Löwenthal wie auch an Gustav Kolb: „Weil keine Arznei gegen meine bedenkliche Nervenkrankheit helfen wollte, nahm ich endlich meinen göttlichen Josephus Guarnerius hervor, spielte mir einen recht frischen steyerischen Landler und tanzte, mit aller Gewalt meiner Phantasie in eine steyerische Gebirgskneipe versetzt, unter Jägerburschen und Almmenschen wüthig stampfend einen Tanz, so lange bis ich exalirt und durchwärmt war.(...) Vivat Guarnerius! Das musikalische Phantasiewunder geschah vor 2 ½ Stund.“

 Mitte des Jahres 1844 hat Nikolaus Lenau in Bad Soden Felix Mendelssohn-Bartholdy begegnet, der bereits mehrere seiner Gedichte vertont hat. Es folgen mehrere Suizidversuche, ein Schlaganfall und am 19. Oktober der Ausbruch des Wahnsinns. Nach einem Aufenthalt in Winnenden wurde Lenau 1847 auf Wunsch seines Schwagers Anton Schurz in die psychiatrische Klinik nach Oberdöbling bei Wien überführt. Am 22. August 1850 stirbt Lenau, sein Leichnam wird am 24. August in Weidling bei Klosterneuburg beigesetzt.

 

Lenaulieder

 

Im Herbst 1830 berichtet Nikolaus Lenau in einem Brief aus Wien an Nanette Wolf über seine Eindrücke bezüglich der Liedvertonungen Zumsteegs und Franz Schuberts. Daraus ist ersichtlich, dass Lenau nicht nur ein guter Kenner der Musikliteratur seiner Zeit war, sondern auch eine große Kompetenz im Bereich der Liedvertonung besaß. Seine Wünsche werden sich in den späteren Liedkompositionen Mendelssohn-Bartholdys, Carl Evers oder Richard Strauss´ verwirklichen: „... mich zieht nur mein Geschmack stärker zum durchaus empfindenden als zum süß reflektierenden Sänger hin, der freilich auch ein Sänger des Herzens ist. Beide diese Liedersänger [Zumsteeg und Schubert] bilden übrigens den lebendigsten Gegensatz zu den meisten übrigen Liedersetzern. Bei diesen ist die Begleitung des Liedes ein hölzernes Gerüste, das unter den Füßen der schwerfälligen Melodie poltert; bei jenen ein lebendiger, harmonischer Strom, auf welchem der Gesang, ein seliger Schwan, sich dahinwiegt.“

Lenau bedauerte es sehr, dass Franz Schubert das Erscheinen seines ersten Gedichtebandes nicht mehr erleben konnte. Und wie oft wohnte er nicht den Liedvorträgen – den Schubertiaden – bei, ein Künstlerkreis, der die feinste Auslese der geistigen Blüte Wiens umschloss. Viele dieser Schubertianer, die stets mehr vom Schönen und von der Kunst als vom Wein berauscht waren, haben ihren Namen in die Nachwelt getragen, unter ihnen auch Franz Grillparzer, der Maler Schwind und Nikolaus Lenau. Sie alle hatten die Gnade, „immer wieder die miserable Wirklichkeit durch die Phantasie zu überwinden“, wie Schubert an seinen Bruder Ferdinand schreibt. Da wurden die neuesten Dichter gelesen, wurde musiziert, getanzt und gespielt. Schuberts Lieder erklangen hier zuerst und verklärten diese Abende für alle Zeit.

Mit Karl Evers war Nikolaus Lenau eng befreundet. Dessen Tochter hatte eine schöne Sopranstimme und trug selbst einige Lieder ihres Vaters vor. Lenau konnte selbst einige Vertonungen Evers begutachten, wie er in einem Brief an Sophie von Löwenthal 1841 aus Stuttgart schrieb: „Die Evers, welche ich noch nicht kenne, hat eine sehr frische und gute Jugendstimme, und so viel ich aus dem Vortrage einiger Lieder entnehmen konnte, auch gute Methode. Besonders angesprochen hat mich mein von Evers in Musik gesetztes Gedicht Ach, wärst du mein, es wär´ ein schönes Leben.“ Dass der Komponist Evers von seinem Dichter Lenau sehr geschätzt wurde, erfahren wir in einem Brief vom 13. März 1841 aus Wien: „Ich werde wahrscheinlich mit Evers nach Stuttgart kommen. Dieser hat bereits ein Concert gegeben und sich als tüchtiger Virtuos bewährt. Als einen reich begabten und zugleich sehr natürlichen und gutmüthigen Jüngling hab´ ich ihn lieb gewonnen.“

Die Komponistin Emilie Zumsteeg kannte Nikolaus Lenau auch persönlich, wie er im Brief vom 6. Juni 1838 an Sophie von Löwenthal schildert: „Ich war einmal bei Mad. Heinrich, Klaviervirtuosin, und ließ mir von Chopin und Beethoven vorspielen. Sie spielte herrlich. Dann besuchte ich Fräulein Zumsteeg, welche einige meiner Schilflieder in Musik gesetzt hat, und ließ mir diese vorsingen. Die Composition ist ausgezeichnet.“ Bereits 1830 hatte Lenau die Möglichkeit, Liedkompositionen Zumsteegs näher kennenzulernen, wie er in einem Brief an Nanette Wolf aus Wien mitgeteilt hat: „Sie erhalten darin fünf Hefte von den Liedern Zumsteegs. – Zumsteeg ist mein Liebling, und ich sende ihn meinen Lieblingen. O wie schön sind diese Lieder! Zwar ist der Gang der Melodien so einfach und schlicht, daß sie bei manchem Hörer ihrer Wirkung verfehlen können; aber wahre Empfindung kennt keinen Schmuck. Sie werden unwillkürlich eine Parellele ziehen zwischen Zumsteeg und Schubert. Beide haben ihre eigentümlichen Vorzüge. Der letztere dürfte mehr äußere Ausstattung und Malerei für sich haben. Der erstere vielleicht tiefer empfinden. Schubert scheint mir mehr unserem Schiller zu gleichen, dessen Gedanken schon von ferne locken, während Zumsteeg ein Goethe ist, dessen Schöpfungen einfach sind und, ich möchte sagen, unbekümmert um den Effekt, den sie machen werden, in sich selbst versunken, nur den wahren Empfinder in ihre göttlichen Tiefen blicken lassen. Doch glauben Sie ja nicht, daß Schubert von mir nicht nach seinem großen Verdienste geachtet werde...“ Heute kommen uns derartige Vergleiche vielleicht äußerst fragwürdig vor. Wer kennt heute – im Gegensatz zu Zumsteeg – nicht Franz Schubert. Lenaus Schilderungen als Zeitgenosse Zumsteegs und Schuberts sind trotz subjektiver Wahrnehmung wichtig für die Rezeptionsgeschichte derer Musik. Emilie Zumsteeg vertonte die Schilflieder im Jahre 1832, also noch vor Karl Evers.

Keinem anderen Komponisten gelang es besser magyarische Elemente in seine Musik einzuflechten als Franz Liszt, der Lenaus Drei Zigeuner vertont hat. Jene Pusztastimmung, die Liszt in seiner Musik und Lenau in seinem Gedicht wiedergibt, schildert der Dichter in einem Brief vom 22. Juli 1831 an Anton Schurz: „Sieh, lieber Alter, da spricht wieder der Ungar aus mir. Die Nachläßigkeit hat doch was Edles, mit welcher der Bauer Pannoniens sein Korn in die seichte Furche wirft und seinen Weinstock mit ein paar Schnitten abfertigt, und dann unbekümmert nach Hause geht und Tabak raucht...“ In dem Gedicht Lenaus heißt es: „Dreifach haben sie mir gezeigt, wenn das Leben uns nachtet, wie man´s verraucht, verschläft, vergeigt, und es dreimal verachtet.“ In den Klängen der ungarischen Musik, den schwermütigen wilden Weisen mit ihren auflehnenden Verzweiflungsausbrüchen, der maßlosen Ichseitigkeit und ihren klagenden, wollustig peinigenden Wohlklängen, ist die gleiche Kraft beschlossen, die aus Lenaus Lyrik zu uns spricht. Die ungarische Pusztalandschaft in ihrer verschimmernden Weite, mit dem wehenden Schilf ihrer Flüsse, dem wüsten Überschwang sommerlicher Üppigkeit und dem raschen Verwelken, die für die Fremden als eigenartig wirkenden Gestalten die sie bevölkern, Magyaren, Zigeuner, Husaren, Fiedler, Schenker, sie bilden das Wesen seiner schönsten volkstümlich gewordenen Gedichte. Franz Liszt vertonte die Episode Der Tanz in der Dorfschenke nach Lenaus Faust für großes Orchester.

Auch Robert Schumann schätzte die Dichtungen Nikolaus Lenaus sehr hoch ein. Er beschäftigte sich z.B. intensiv mit dessen Epos Die Albigenser. Die Übereinstimmung zwischen seinen und Lenaus Gedanken ist sehr auffällig. Im Jahre 1851, als Schumann einige Lenaugedichte vertonte, beschäftigte ihn der Gedanke, eine Oper oder ein Oratorium zu schreiben mit Ziska und Martin Luther im Mittelpunkt, deren Namen auch in den Albigenser vorkommt. Zu den von Robert Schumann vertonten Lenaugedichten gehören: Meine Rose, Der schwere Abend, Einsamkeit (1850), Vier Husarenlieder (1851).

Karl Evers Schilflieder gehören zu den ersten Vertonungen von Lenaugedichten überhaupt. Außer Emilie Zumsteeg widmeten sich auch andere Komponistinnen jener Zeit den Gedichten Lenaus, wie Josefine Lang (Scheideblick, op. 10, 5, um 1839; An die Entfernte, op. 13,5, 1847) und Fanny Mendelssohn-Hensel, die jüngere Schwester von Felix Mendelssohn-Bartholdy (Traurige Wege, 1841; Dein ist mein Herz, 1846; Abendbild, 1846; Bitte, 1846; Vorwurf, 1850;). Gleich danach folgt Felix Mendelssohn-Bartholdy mit seinen frühen Lenauvertonungen, die zu den Meisterwerken des allgemeinen Liedrepertoires gehören: Frühlingslied (1839), Schilflied (1842), An die Entfernte (1847), Auf der Wanderschaft. Zu den zeitgenössischen Komponisten jener Zeit gehört auch Robert Franz. Einige seiner Lieder entstanden noch vor dem Tod des Dichters, wie Schilflieder (1844), Frühlingsgedränge (1846), später entstanden die Lieder Lenz (1860), Stille Sicherheit (1860), Der schwere Abend (1866), Nebel (1870), Frühlingsblick (1884).

Von den Komponisten der über 800 Lenauvertonungen wären noch folgende zu nennen: Wilhelm Kienzl, Felix Weingartner, Hugo Wolf, Leopold Damrosch, Carl Loewe, Max Reger, Hans Pfitzner, Ignaz Brüll, Othmar Schoeck, Arnold Schönberg, Carl Orff, Charles Edward Ives, Moritz Moszkowski, Henri Marteau Richard Strauss, Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern, Joachim Albrecht Prinz von Preussen, Adolf Müller u.v.a.

 

Lenau und die Banater Musik

 

Die Banater Musik hat sich relativ spät mit dem dichterischen Nachlass Nikolaus Lenaus auseinandergesetzt. Am 5. Mai 1889 wurden im Rahmen der 16. Kammermusikmatinée des Temeswarer Philharmonischen Vereins u.a. die Schilflieder, op. 28, für Violine, Viola und Klavier von August Klughardt aufgeführt. Im gleichen Jahr führte der Männerchor dieser Temeswarer Musikinstitution das Herbstlied von Felix Mendelssohn-Bartholdy nach Nikolaus Lenau auf.

Zum 100. Geburtstag Nikolaus Lenaus veranstaltete der Budapester Deutsche Gesellenverein Eintracht am 15. November 1902 ein Konzert, dessen Programm man auch dem Temeswarer Philharmonischen Verein zukommen ließ. Man führte folgende Kompositionen nach Texten dieses Dichters auf: Sturmesmythen (Männerchor) von Franz Lachner, die Lieder Mauren-Ständchen von Vogrich, Traum durch die Dämmerung von Eduard Strauß, Frühlingslied und Teile der unvollendeten Oper Die Loreley von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Dirigent war Emmerich Bellovics, es spielte die Musikkapelle des k.u.k. Infanterie-Regiments Nr. 69 R. v. Pitreich, Kapellmeister war Josef Kral.

Anläßlich der Weihe des Lenaudenkmals im Geburtsort des Dichters am 12. Juni 1905, wirkten einige Banater Gesangvereine mit. Zu Gehör kamen aber keine Lenauvertonungen sondern nur der ungarische Hymnus, der patriotische Gesang Szózat und der Rákóczi-Marsch. Für die Errichtung dieses Denkmals nach Plänen des Bildhauers Béla Radnai wurde bereits 1869 ein Lenaudenkmal-Komitee gegründet. Auch der Temeswarer Philharmonische Verein beteiligte sich mit einem Benefizkonzert bei der Durchführung dieses Vorhabens. Die Einladung zu diesem „patriotischen Fest“ wurde von Dr. Alexander Kovács unterschrieben, dem damaligen Sekretär der Temeswarer Philharmoniker. In Werschetz wurde 2002 das alte Lenaudenkmal wieder im Stadtpark aufgestellt und eingeweiht.

Erst nach 1920 entstanden die meisten Lenauvertonungen Banater Komponisten. Mit der Gründung des Banater Deutschen Sängerbundes beauftragte man einheimische Musiker um für die neu entstandenen Chöre und Singgemeinschaften neue Chorwerke zu schreiben. Die einzelnen Gruppierungen des Banater Deutschen Sängerbundes wurden nach bedeutenden Banater Persönlichkeiten benannt, darunter gab es auch die Lenau-Gruppe. Nach 1990 konnten einige bisher unbekannte Manuskripte dieser Komponisten aufgefunden und publiziert werden (Banater Chorbuch, München 1997). Zu erwähnen wären folgende Lenauvertonungen: Josef Linster (1889-1954): Die Drei (Männerchor), gewidmet dem Gesang- und Sportverein Landestreu, Hatzfeld; Schilflied (Drüben geht die Sonne scheiden) für Männerchor; Liebesfeier (dem Hatzfelder Gewerbe-Gesangverein und seinem verdienstvollen Präses Herrn Anton Reichrath freundlichst gewidmet, für Männerchor mit Bass-Solo; Guido von Pogatschnigg (1867-1937): Der Lenz, für Männerchor; Jakob Hübner (1915-1985): Schlimme Jagd, für gemischten Chor, das Autograph in der Lenaugedenkstätte zu Lenauheim; Heinrich Weidt (1828-1901): Der Postillon, op. 69, für Männerquartett mit obligatem Posthorn, gewidmet dem Männerquartett in Münden; Peter Kleckner (1916-1998): Schilflied (1935), Sommerfäden, Herbst (1936), Nebel (1936/37) für eine Singstimme mit Klavierbegleitung; Hans Walter (1915-1991): Fein Röslein (veröffentl. von Erich Georg Gagesch, in: Drunten in der grünen Au, Liederbuch mit Banater Liedgut, Musikverlag Calliope, 1993); Schilflieder Nr. 1 und 5; Emmerich Bartzer (1895-1961): Schilflied (Gesang und Klavier), Der Lenz (Chor); Josef Bloser (geb. 1912): Aus, in: I. Chorheft, hrgs. von der Werkgemeinschaft Schwäbischer Künstler und Kunstfreunde, Hatzfeld 1937, für Männerchor; F. Hiller: Der Lenz (gemischter Chor); Walter Michael Klepper: Nacht, in: Liedersammlung, Auswahl von Fritz Wanek, Staatsverlag für didaktische und pädagogische Literatur, Temeswar 1958, gem.Chor; Bitte (Kanon); Franz Metz: Einst und jetzt (1997), für Bariton und Orgel; Anton Bleiziffer: Vertonungen im volkstümlichen Stil, publiziert in der Festschrift 10 Jahre Freiburger Singkreis, Freiburg 2000: An die Entfernte, An die Melancholie, Das Wiedersehen, Lied eines Auswandernden, Das Posthorn, Einst und jetzt, Frage.

Von den ungarischen und rumänischen Komponisten haben sich folgende dem dichterischen Nachlass Lenaus gewidmet: Tibor György, Kommen und Scheiden (1903); Gheorghe Dima (1847-1926), Viorica [Die Primel], im 4. Band Lieder und Gesänge, Verlag C. F. Kahut, Leipzig; Theodor Fuchs (1873-1953), Aus meiner Jugend, Band I, Leipzig, 1904, darin Abendlied, Schilflied; Ioan Scarlatescu (1872-1922), Frühlingslied (Cântec de primavara).

 

Bilddokumentation

 

Gedenktafel an Lenaus Geburtshaus

Letzte Ruhestätte seiner Schwester am Lenauheimer Friedhof

Jakob Hübner: Die schlimme Jagd (Autograph, Lenau-Gedenkstätte, Lenauheim)

Hans Weisz: Schilflied (Autograph, Lenau-Gedenkstätte, Lenauheim)

 

 

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2007

 

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