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Die Geschichte der Scheindorfer Mutter-Anna

Die Sathmarer Schwaben feiern ihr 300-jähriges Jubiläum seit der Ansiedlung

 

Die Wallfahrtskirche Heiligkreuz am Gottesberg in Bad Wurzach beherbergt seit 1972 ein wahres Heiligtum der Donauschwaben: eine Statue der Heiligen Mutter Anna, die die ersten Aussiedler 1712 mit nach Ungarn, nach Scheindorf (bei Sathmar) nahmen und die man bei der Flucht 1944 wieder in die Heimat der Vorfahren mitgenommen hatte. Im kleinen Kirchenführer Gottesberg Bad Wurzach berichtet Dr. Otto Beck auch über die Statue der Sathmarer Schwaben. Hier ein Auszug davon:

An erster Stelle ist hier die hochbarocke Mutter-Anna-Statue (um 1712) an der nördlichen Langhauswand zu nennen. Dargestellt ist die Heilige mit ihrer noch jugendlichen Tochter Maria, die nach ihrer Hand greift. Möglicherweise wurde die Figur seinerzeit vom Bildhauer (Johann Baptist Hops in Mietingen?) eigens für oberschwäbische Auswanderer geschaffen. Jedenfalls stand sie generationenlang in der Pfarrkirche Scheindorf / Szinfaln (Diözese Sathmar) und wurde jeweils am 26. Juli anlässlich des Kirchweihfestes besonders verehrt. Als am 10. Oktober 1944 die Truppen der Sowjets auf das Dorf zurückten und 692 Einwohner gegen Mittag in einem Wagentreck den Fluchtweg antreten mussten, legte Pfarrer Stefan Brendli (1913-1982) die Kostbarkeit mit anderen Kirchensachen auf das letzte Pferdefuhrwerk, und unter wehmütigem Glockengeläute holperte es auf der Landstraße über Sathmar, Großkarol und Budapest westwärts. Von Altomünster im Salzkammergut gelangte Mutter Anna nach mehr als 200 Jahren über Heidenheim/Brenz in ihre alte Heimat zurück und fand am 21. Juli 1972 auf dem Gottesberg von Bad Wurzach vorerst eine würdige Bleibe.

In diesem Büchlein finden wir sowohl das bekannte Anna-Lied (hier als Scheindorfer Mutter-Anna-Lied bezeichnet) Heil´ge Anna Hoffnungsstern als auch ein Anna-Gebet.

 

Anna-Gebet

 

Heilige Mutter Anna, wir bitten Dich, bleibe weiterhin die himmlische Schutzfrau aller Scheindorfer und der Sathmarer Schwaben, wo immer sie leben, leiden und sterben mögen. Aber auch für die Menschen hier in der schwäbischen Urheimat sowie für alle Erdenbewohner sei Du die große Fürsprecherin bei Maria, Deiner Tochter, unserer Himmelskönigin, und bei ihrem göttlichen Sohne Jesus Christus, unserem Herrn. Amen!

 

Das Scheindorfer Mutter-Anna-Lied

Anfang Juli 2012 fand in Sathmar ein großes Fest statt, dessen Höhepunkt die Einweihung des Denkmals über die Einwanderung der Schwaben nach Sathmar war. Die Feierlichkeiten begannen mit einem Festgottesdienst in der Kalvarienkirche in Sathmar, den Pfarrer Paul Lang zelebriert hat. In seiner Predigt hob er die Religiosität der Sathmarer Schwaben hervor, die von den Vorfahren vor 300 Jahren mitgebracht und an die späteren Generationen weitergegeben wurde. Nach dem Gottesdienst versammelte man sich im Park der Vasile Lucaciu-Straße, um den Gedenkstein einzuweihen. Diese Feier wurde von Stefan Leitner, dem Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, Sathmar, eröffnet. Johann Forstenheizler, Vorsitzender des Kreisforums Sathmar und des Regionalforums Nordsiebenbürgen, erläuterte kurz die Umstände, die vor rund 300 Jahren zur Auswanderung der Schwaben nach Sathmar führten und sprach über deren aktive Rolle vor allem im kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Leben des Kreises Sathmar. Auf dem Gedenkstein, der Pfarrer Paul Lang eingeweiht wurde, steht das Motto des Grafen Alexander Károly, dem Ansiedler der Schwaben in Sathmar: „Sed et communi bono“ / „Zum allgemeinen Wohl“. Gestiftet wurde das Denkmal von Mihály Lieb, Leiter der Handwerkskammer in Sathmar. Der Männerchor des Deutschen Forunms Sathmar sang dabei das Lied der Sathmarer Schwaben. Zur Einweihungsfeier wurde auch die Vereinsfahne der Sathmarer Schwaben mitgebracht, die von Stefan Kaiser gestiftet wurde. Anschließend gingen alle Teilnehmer in den Wendelin-Fuhrmann-Saal des Kulturtreffpunkts, wo ein kurzes kulturelles Programm mit dem Männerchor und der Volkstanzgruppen „Gute Laune“ und „Gemeinsam“ dargeboten wurde. (gf)

(aus: Gottesberg Bad Wurzach, Verlag Schnell & Steiner GmbH, München und Zürich 1989; Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien, 5.07.2012, S. 7)

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2013

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