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E D I T I O N   M U S I K   S Ü D O S T

Josef Schidek

(um 1840-1890 Hatzfeld)

 

Vor einigen Jahren konnten in Hatzfeld (rum. Jimbolia, Banat) mehrere Autographe des Komponisten und Kapellmeisters Josef Schidek entdeckt werden. Vermultich hat er auch den Hatzfelder Männergesangverein geleitet, da die meisten der Kompositionen aus dessen Archiv stammen. Für viele seiner Chöre schrieb Schidek auch den Text dazu, wie beim Männerchor Trinkers Wahlspruch, (datiert „Hatzfeld am 21. Februar 1883“). Dass Schidek damit dem Wein ein Denkmal gesetzt hat, scheint für Hatzfeld nicht verwunderlich zu sein, gedeiht doch hier noch heute dieser edle Rebensaft:

 

Wenn mir in später Nacht,

heißer Durst Kummer macht,

Herr, dann vom edlen Naß,

nur ein 10 Eimer Faß.

 

Wenn ich kein Wein mehr hab,

öffne sich mir das Grab;

dort nur wo Wein gedeiht,

deckt mir der Erde Kleid.

 

Wenn ich einst sterben muß,

trink ich den letzten Kuß,

auf einen Humpen Wein,

und schlummre seelig ein.

 

Auf meinem Leichenstein,

wird einst zu lesen sein:

Wanderer bekehre dich,

trink Wein und stirb wie ich.

 

Dem Hatzfelder Männergesangverein widmete Josef Schidek den Chor Die drei göttlichen Schöpfungen: Wein, Weib und Gesang, dessen Text ebenfalls vom Komponisten stammt. In der Widmung heißt es: „…für Bariton-Solo mit humoristischem Texte und Brummstimmenbegleitung für das Männerquartett componirt und dem löbl. Hatzfelder Männer-Gesang-Verein in collegialer Weise freundlichst gewidmet, von Josef Schidek“.

Dass in diesem Ort, mit der Statue des hl. Florian im Mittelpunkt, der Feuerwehr gleichzeitig eine wichtige soziale Funktion zugesprochen wurde, kann man aus den Kompositionen Schideks ebenfalls schlussfolgern: gleich drei seiner Werke widmete er der Hatzfelder Feuerwehr. Das Spritzen-Galopp (datiert 20. Januar 1880), komponiert für großes Orchester, hat das Motto: „Mit der Spritze an der Hand, / Eilt die Feuerwehr zum Brand, / Löscht das Feuer, dämpft die Glut, / Schützt des Bürgers Hab und Gut“. Für seinen Feuerwehr-Marsch schrieb Josef Schidek sowohl den Text wie auch die Musik, so auch für seinen Männerchor Feuerwehr-Toast, (datiert „Zsombolya, 10. Oktober 1902“).

Im Jahre 1882 komponierte Schidek ein Lied mit Klavierbegleitung, das vermutlich anlässlich des Todes von Graf Csekonics entstanden ist, was aus der Widmung feststellbar ist: „Nachruf, verfasst, in Musik gesetzt und dem pietätvollen Andenken weiland Sr. Excellenz des edlen Menschenfreundes und Wohthäters, Herrn Grafen Johann Csekonics gewidmet, von Josef Schidek, 1. November 1882“. Im Text heißt es: „Traurig stimmt die Melodei jedes Menschen Sinn und Herz, doch was hilfts, es ist vorbei; Dein Verlust ist herber Schmerz. Hunderttausend Waisen hier, blicken sehnsuchtsvoll nach dir; und ihr Blick erreicht dich nicht. Gottes Gnade für dich spricht.“ Johann Nepomuk Graf Csekonics de Zsombolya et Janova (14.11.1804-2.08.1880) starb im Alter von 71 Jahren und fand in der Familiengruft am Hatzfelder Friedhof seine letzte Ruhe. In den Nachrufen wurde er als ein großer Wohltäter gewürdigt, der in den Notjahren 1847 und 1863 der Torontaler Bevölkerung hilfreich zur Seite stand. Josef Schidek wollte in seinem musikalischen Nachruf besonders auf die Wohltaten des Grafen hinweisen.

Von Schidek sind uns noch weitere Werke erhalten geblieben: Anna-Walzer (Hatzfeld, 11. Oktober 1874), Im Elisium, Polka-Mazur und Gebet zum Walzer „Sarajevo“, Millennium dal (Millenniumsgesang, 1896) oder Kriegers Heimkehr (15. September 1875). Weitere Daten zum Leben und Wirken des Hatzfelder Komponisten Josef Schidek müssen noch erarbeitet werden.

 

Autograph von Josef Schidek (Hatzfeld 1874)

Josef Schidek: Feuerwehr-Marsch

Josef Schidek: Die 3 göttlichen Schöpfungen. Wein, Weib und Gesang

Josef Schidek: Millenniumslied (Hatzfeld 1896)

Josef Schidek: Nachruf

Josef Schidek: Trinkers Wahlspruch

 

Josef Schidek: Autograph mit dem Siegel des Hatzfelder Männergesangvereins

 

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2008

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