BuiltWithNOF
E D I T I O N   M U S I K   S Ü D O S T

Temeswar / Kirche der Barmherzigen Brüder

von Dr. Franz Metz

 

Die Kirche der Barmherzigen Brüder in der Temeswarer Innenstadt (Festung) wurde in dern Jahren 1748-1757 erbaut und am 19. März 1757 geweiht. In der Nach vom 6. auf den 7. Juli 1849, während der Belagerung der Stadt durch österreichische Truppen, zerstörte eine Bombe das Gebäude und wurde völlig eingeäschert. In den Jahren 1850-1851 wurde sie wieder aufgebaut.

In den Visitationsakten der Jahre 1835-1838 von Bischof Joseph Lonovich wird eine Orgel mit 6 Register erwähnt: „nonnihil vitiatum reperitur“. Es handelt sich dabei um ein Werk des Wiener Orgelbauers Johann Hencke (1697-1766). Dieser hat zwei Orgeln für Temeswar erbaut: ein kleines Interimsinstrument für den Dom das später in die Kirche der Barmherzigen Brüder übertragen wurde und eine zweimanualige Orgel für den Dom, welche bis 1908 ihren Dienst versah.

Die kleine Orgel in der Kirche der Barmherzigen Brüder (ehemalige Interimsorgel der Temeswarer Domkirche), welche im Jahre 1990 ganz beschädigt auf der Empore lag, wurde in der Zeit der kommunistischen Diktatur zerstört. Die Kirche wurde geschlossen und vom Museum als Abstellkammer benützt, das benachbarte Krankenhaus (das ehemalige Klostergebäude und Krankenhaus der Barmherzigen Brüder) hatte den Zugang zur Orgelempore verriegelt.

Die kleine Orgel von Hencke hatte folgende Disposition:

 

Gedackt 8´

Flaut 4´

Dulciana 4´

Principal 2´

Zymbel 2x

 

Die Registerbeschriftung stammt von Wegenstein (1942) der das Instrument umgebaut hat. Dieser hat auch die Windversorgung für zwei Tretpedale (wie beim Harmonium) umgebaut. Von Hencke sind nur die Registerhebel, die Spiel- und Registertraktur wie die Windlade erhalten geblieben. Auf dem Spund der Windlade wurde folgender Text eingeritzt: „Johann Hencke Orgelmacher in Wien 1761.“ Im Jahre 1942 wurde sie von Wegenstein umgebaut und in der Zeit des Provinzials Obokor Kazimir, am 15. August 1942 ihrer Bestimmung übergeben. Der Temeswarer Arzt Dr. Ernst Dobrozemsky berichtete dem Autor um 1979, dass er als Ministrant die beiden Lederriemen an der Orgel bedienen musste, um diese mit Wind zu versorgen.

Nach der Wende (1989) hat die Temeswarer Diözese diese Kirche der griechisch-katholischen Gemeinde der Temeswarer Innenstadt als Gotteshaus übergeben.

 

BILDDOKUMENTATION

Temeswar: Kirche der Barmherzigen Brüder, im Jahre 1990

... und davor als Abstellkammer des Museums 1988

Nach der Wende, im Jahre 1990. Die Orgel stand in der Brüstung

Auf der Suche nach der Orgel...

... und was davon erhalten blieb

Reste der Orgelpfeifen...

... und des Spieltisches

Windlade mit Staub bedeckt

Windlade (Rückseite)

Wegenstein baute das Instrument 1942 um

Ziehgurten

Teil des erneuerten Prospekts

Teile des alten Prospekts

Reich vergoldete Ornamentik

Detail

Registerhebel (rechts)

Registerhebel (links)

Spielmechanik und Ventile unter dem Manual

 

Johann Hencke, Orglmacher in Wien 1762

(Spund der Windlade)

 

 

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2008

[Home] [Bücher] [Noten] [CD] [Musikwissenschaft] [Komponisten] [Artikel] [Organologie] [Editor] [Kontakt] [Impressum] [Links]