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EDITION MUSIK SÜDOST

HEINRICH WEIDT

(1824-1901)

Stationen eines bedeutenden Komponisten und Kapellmeisters des 19. Jahrhunderts in vielen europäischen Ländern

von Dr. Franz Metz

  • Leben und Werk
  • Kompositionen
  • Bilddokumentation

Heinrich Weidt (1824 Coburg – 1901 Graz), Komponist und Kapellmeister, war Gründungsmitglied des Temeswarer Philharmonischen Vereins und in der Zeitspanne 1867-1872 als Opernkomponist und Theaterkapellmeister in Temeswar tätig. Aus einigen Publikationen kann man erfahren, dass Weidt in Zürich, Bern, Aachen, Kassel, Hamburg, Budapest, Olmütz, Temeswar, Troppau, Cilli und Graz als Kapellmeister, Komponist und Pädagoge tätig war. Erst durch die Entdeckung des Archivs des Temeswarer Philharmonischen Vereins im Jahre 1981 wurde dessen Name für die mittel- und südosteuropäische Musikgeschichte von Bedeutung. Vieles um seine Person liegt auch heute noch im Dunkel und müsste – besonders im Interesse der slowenischen, österreichischen und Banater Musikgeschichte – aufgearbeitet werden.

Weidt gehört zu jenen zahlreichen Komponisten, Regenschori und Kapellmeister, die bis zum österreich-ungarischen Ausgleich von 1867 aus Süddeutschland, Österreich und besonders Böhmen nach Südungarn, in das Banat strömten. Dieser Region wurde damals als südöstlichste Grenzregion der Doppelmonarchie zum osmanischen Reich eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Dem wirtschaftlichen Aufschwung folgte eine kulturelle Blütezeit, die Temeswar zur wichtigsten Kulturmetropole Südungarns verhalf. Für viele Musiker spielte über eine längere oder kürzere Zeit das Temeswarer Musikleben eine wichtige Rolle in ihrer künstlerischen Laufbahn und gleichzeitig als Sprungbrett für eine spätere Karriere in Budapest oder Wien. Andere ließen sich in diesem nach allen Seiten offenen multiethnischen Raum gänzlich nieder. Neben den Namen wie Novacek, Gallmeyer, Limmer, Speer, Kratochwill, Weikert, Huber-Hubay, Vilhar, Bartók, Walter, Maschek, Wiesner, Joseph Strauss, Castelli oder Wusching steht auch jener Heinrich Weidts für jene Musiker, in deren Biographie das Banat eine wichtige Rolle gespielt hat.

 

Mannheim: der Anfang eines langen Weges

 

Das älteste Dokument, das wir über Heinrich Wilhelm Weidt kennen, ist ein Reisepass aus dem Jahre 1845. Der Pass wurde vom Stadtamt Mannheim im Großherzogtum Baden am 19. Mai 1845 ausgestellt. Diesen Daten ist zu entnehmen, dass er 1824 in Mannheim geboren wurde und hier weiterhin wohnhaft war. Aus den weiteren drei Eintragungen in diesem Reisepass ist zu entnehmen, dass Weidt am 4. Juni 1845 von Mannheim nach Wertheim gereist ist, wo er als Musiklehrer bis zum 28. Oktober 1846 tätig sein wird. In seinen späteren autobiographischen Angaben wird Wertheim als Aufenthaltsort nicht mehr erwähnt werden. Den Angaben nach war er hier nur als Musiklehrer tätig und komponierte vermutlich einige Lieder, da diese bereits ab 1851 in Hamburg verlegt wurden. Hier konnte er sich auch in Ruhe auf eine zukünftige Kapellmeisterstelle vorbereiten, sich theoretische Kenntnisse in Instrumentation und der Leitung eines Chores oder Orchesters aneignen und – was für sein Fortkommen am wichtigsten war – durch Musikstunden seinen Lebensunterhalt verdienen. Trotz den mangelnden Informationen über seine bisherige Tätigkeit, kann man bereits jetzt eine Unruhe in seiner Lebensführung feststellen: er war knapp über zwanzig und hat bereits drei Wohnsitze gehabt, Coburg, Mannheim und Wertheim.

 

In Hamburg: vom Schauspieler zum Sänger und Komponisten

 

Unter dem 23. Februar 1850 erscheint Heinrich Weidt im Meldebuch der Stadt Hamburg. Darin wurde vermerkt, dass Heinrich Wilhelm Weidt aus Mannheim gebürtig sei, wohnte im Kaisershof und befand sich bereits seit 1846 in Hamburg. Hier wird er bis etwa 1852 als Schauspieler, Sänger und Komponist tätig sein. Die meisten seiner weit verbreiteten Lieder sind in Hamburg bei den Verlegern Fritz Schuberth und G. W. Niemeyer erschienen, sie entstanden wohl in der Zeit bis 1854.

Weidt war bis dahin als Schauspieler tätig und komponierte nur gelegentlich. Aus dem neuen Mannheimer Reisepass aus dem Jahre 1851 erfahren wieder Einzelheiten zu seiner Person: sein Alter betrug 27 Jahre (also 1824 geboren), sein Geburts- und Wohnort war Mannheim, er war 1,50 m groß, hatte lichtbraunes Haar, eine hohe Stirn, graue Augen und war ledig. Vermutlich war Mannheim nur der Wohnort aber nicht der Geburtsort Weidts. Die Daten wurden aus den Angaben seines alten Reipasses übernommen. Über seine Tätigkeit in Hamburg haben wir keinerlei Informationen, doch können wir aus den Eintragungen in seinem Reisepass, dass er in den kommen Jahren viel gereits ist: Stuttgart, Frankfurt, Amsterdam, Saarbrücken, Leipzig. Vermutlich aus der Hamburger Zeit (1851) stammt seine komische Oper in 2 Aufzügen Madelaine, die Rose der Bretagne, nach dem Lustspiel L´Image, frei bearbeitet von Wilhelm Gabriel. Die Personen der Handlung sind: Baron von Leonville (Bariton), Theodor, ein junger Maler (Tenor), Pierre, Flurschütz des Barons (Bass-Buffo), Madelaine, eine junge Bäuerin (Mezzosopran), Landleute, Matrosen, Diener des Barons. Die Handlung spielt zur Zeit Ludwigs XV. um 1750 im Schloss Leonville in der Bretagne.

 

Mannheimer Kapellmeister

 

In vielen Dokumenten und späteren Zeitungsberichten wird Weidt als ein „Mannheimer“ bezeichnet. Auch von seinen Erfolgen als Kapellmeister in Mannheim hat man über die Landesgrenzen hinaus gehört. Er selbst unterschreibt sich nun zum ersten Mal als „Kapellmeister“ und bitte in seinem Ansuchen vom 21. März 1855 aus Heidelberg an das Stadtamt in Mannheim, ihn in seinem nächsten Pass nicht mehr Sänger und Komponist, sondern als Kapellmeister zu nennen.

Das Stadtamt Mannheim bittet danach bei dem großherzoglichen Oberamt Heidelberg in einem Schreiben vom 22. März 1855 um nähere Informationen über den Sänger und Komponisten Heinrich Weidt, der sich nun in Heidelberg aufhalten soll und bei der Witwe Forsthner, Busemergasse 165, wohnhaft sei. Die Heidelberger Behörde vermerkte auf das gleiche Schreiben, „dass Herr Weidt als Dirigent des Orchesters beim Theater beschäftigt ist und sich schon den größten Theil des Winters über hier befindet.“ Aus dem Antwortschreiben vom 31. März 1855 und den Recherchen des Gemeinderats von Mannheim können nun weitere biographische Daten zur Person Weidts erfahren werden: er kam am 6. Juni 1824 in Coburg zur Welt, ist der Sohn des Musiklehrers Joh. Mich. Weidt aus Ingolstadt und der Martha Böhm aus Mannheim. Ihm wurde bereits durch ein Erlass der großherzoglichen Kreisregierung vom 9. August 1833 das Mannheimer Heimatsrecht anerkannt.

 

Düsseldorf, Zürich, Basel

 

Laut den Unterlagen des Stadtarchivs Düsseldorf, kam Kapellmeister Heinz (sic!) Weidt, geboren am 6. Juni 1826 (sic!) in Mannheim, am 1. Januar 1856 aus Heidelberg nach Düsseldorf und wohnte im Gasthof „Zum wilden Mann“. Am 12. April 1856 erfolgte die Ummeldung zur Bergstr. 1283, am 30. April 1856 hat er sich nach Mülheim am Rhein abgemeldet. Auf der gleichen Meldekarte sei noch dessen Sohn (?) Max Weidt, geboren am 18. September 1848 in Berlin angemeldet.

Die Umstände, wie Heinrich Weidt etwa 1856 nach Zürch als Kapellmeister kam, sind nicht bekannt. Wir kennen nur einen Bericht in der Süddeutschen Musikzeitung vom Februar 1857, der nicht gerade vorteilhaft ausgefallen ist.

Aus Basel wurde im März 1858 an die Süddeutsche Musikzeitung nach Mainz berichtet, dass „Herr Weidt, derselbe, welcher voriges Jahr in Zürich mit minderem Glück tätig war“, nun am Theater tätig sei. Hier war er bereits seit Herbst 1857 tätig, da in Bern sein Sohn Karl auf die Welt gekommen ist.

 

Kassel

 

Im Mai des Jahres 1858 schrieb die Süddeutsche Musikzeitung, dass Carl Reiss, der bisherige zweite Kapellmeister, an der Stelle des in den Ruhestand versetzten Generalmusikdirektors Spohr, zum wirklichen Hofkapellmeister ernannt wurde. Der damals bereits in weiten Kreisen bekannte und geschätzte Komponist Dr. Louis Spohr hatte davor die Funktion eines Kurhessischen Generalmusikdirektors und Hofkapellmeisters inne. Anscheinend kam es nach dem Tode Spohrs (23. Oktober 1859) zu einer Rivalität zwischen den Bewerbern der vakanten Stelle eines Generalmusikdirektors, Reiss und Weidt. Im Dezember 1859 wollte Reiss Kassel „mit großem Bedauern“ seiner Anhänger verlassen und bald n das Kärntnertortheater nach Wien gehen. Er blieb aber trotzdem weiterhin in Kassel.

Im Juni 1861 entschied sich Weidt, seine Stelle als Hofkapellmeister in Kassel aufzugeben. Diese Nachricht brachte auch die Süddeutsche Musikzeitung: „Der als Componist bekannte Musikdirektor am Hoftheater zu Cassel, Weidt, hat seine Stelle niedergelegt.“ Zu seinem Nachfolger als Hofkapellmeister wurde Karl Reiss ernannt, der schon davor als Kapellmeister tätig war. Damals war noch Spohr als Hofkapellmeister und Reiss als Kapellmeister tätig.

Dies bedeutete aber noch nicht, dass Weidt Kassel verlassen wollte. Die Gründe der Kündigung seiner Kapellmeisterstelle sind bisher nicht bekannt. Er entschied sich aber noch in der gleichen Zeit zur Gründung eines neuen Chores, der in Kürze seinen ersten Auftritt ankündigen wird. Über dieses erste Konzert des neugegründeten Weidt´schen Gesangvereins berichtete ebenfalls die Süddeutsche Musikzeitung.

Anscheinend konnte Heinrich Weidt die Mitglieder seines neuen Chores für neue Einstudierungen und Aufführungen überzeugen, so dass bereits zwei Monate später das nächste Konzert angekündigt werden konnte. Im Programm stand diesmal wieder ein Werk des „unvergesslichen Spohr“, Zemire und Azor. Auch diesmal erntete Weidt mit seinem Chor einen riesigen Erfolg, er bekam eine große Anerkennung des zahlreich erschienen Publikums und das Konzert musste nach wenigen Tagen wiederholt werden. Schon ab 1863 ruhte die Tätigkeit dieses Weidt´schen Gesangvereins, da Weidt einem Ruf nach Pest folgte. Spohrs Witwe übernahm die Aufbewahrung des Inventars. Erst 1869 blühte dieser Verein wieder auf, nachdem der Musiklehrer und Chorerzieher Albrecht Brede seine künstlerische Leitung übernommen hat. Bald wird dieser Chor mit dem Kasseler Gesangverein zum Kasseler Oratorienverein verschmolzen, dessen große Aktivität sich in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts entfalten wird. Wolff von Gudenberg schreibt in seiner Dissertation: „Dass es dann zu glanzvollen Kasseler Aufführungen des Deutschen Requiems, der Missa Solemnis, der H-Moll-Messe, der Verdischen Requiems und der Johannes-Passion kommen konnte, war das Ergebnis einer langen, reichen Kasseler Chortradition, die Spohr, Wiegand, Reiss und Weidt mit ihren gemischten Gesangvereinen unendlich viel verdankt.“

 

Als Kapellmeister des deutschen Theaters in Pest

 

Fast gleichzeitig mit dem Beginn der Tätigkeit Weidts als Kapellmeister am städtischen Theater in Pest erschien Morländers Zwischenakt. Blätter für Theater, Musik, Kunst und Tagesereignisse. Darin können wir regelmäßig den Werdegang Heinrich Weidts als Pester Kapellmeister verfolgen, das Repertoire der vielen Ofner und Pester Theater erfahren und viele Namen bekannter Zeitgenossen Weidts lesen: Franz Erkel, Karl Huber, Adolf und Wenzel Müller, Johann Strauss, Storch und Hopp. Weidt hat in Pest auch viele Auftritte der Sängerin Josephine Gallmeyer dirigiert, die hier in jener Zeit öfter aufgetreten ist. (…)

Heinrich Weidt kannte vermutlich die Berichte zum (Buda-)Pester Musikleben und wurde dadurch für die ungarische Musikkultur begeistert. Er wird eigentlich später noch viele Jahre seines Lebens in Ungarn verbringen – Pesth, Temeswar, Weißkirchen – bevor er seine lange und unermüdliche Karriere als Kapellmeister in Graz beenden wird. Wie die im Wiener Zeitungsbericht genannten Ungarn Reményi, Gungl und Kéler wird auch Weidt ein Leben land als ein unsteter Künstler von Land zu Land reisen, wo er tiefe und oft bedeutende Spuren hinterlassen wird. In der Ausgabe vom 29. August 1863 brachte das Blatt Zwischenakt die Ankündigung der Benefizvorstellung zugunsten des am städtischen Theater tätigen Kapellmeisters Heinrich Weidt mit der Oper Belisar. Weidt wirkte neben dem Kapellmeister Barbieri am deutschen Theater von Pest.

Im städtischen Theater in Ofen wurde am 6. Dezember 1863 die komische Operette in einem Aufzug nach einem französischen Subjekt von Morländer Was ist Liebe? aufgeführt. Die Musik dazu schrieb Heinrich Weidt, der auch das Ensemble geleitet hat. Einige Wochen später, am 4. Januar 1864, fand im städtischen Theater in Pest die Prämiere des Singspiels in 1 Aufzug List gegen List von Kapellmeister Heinrich Weidt statt. Das Stück hatte einen guten Erfolg erlebt. Die beiden Darsteller waren: Fr. Alsdorf als Baronin von Werden und Kammermädchen Lisette; Hr. Swoboda in der Rolle des Kapitäns v. Schreckhorn, Oheim der Baronin, Diener Johann und Bauer Kilian. Die Handlung spielt auf dem Gut der Baronin. Als Vorspiel wurde Heinrich Weidts Ouvertüre der Operette Herzog von Entraques gespielt. Danach folgten einige Gesangseinlagen, ebenfalls aus der Feder Heinrich Weidts: die Lieder Trennung (gesungen von Herrn Robinson), Du bist wie eine Blume und Ich hab dich geliebt (gesungen von Herrn Adami) und die Gesangsquartette Der Mond ist aufgegangen, Ich sah die blaue unendliche See und Wohin?. Zum Schluss wurde die Burleske mit Gesang und Tanz in 1 Akt Tou Tou nach Morländer, Musik von von Conradin, aufgeführt. Dieser Operettenabend wurde als „Benefic des Kapellmeisters Heinrich Weidt“ angekündigt.

Zwei Monate später, am 28. März 1864, fand im städtischen Theater in Pest eine weitere Prämiere einer Weidt-Operette statt: Die Verlobung im Weinkeller, nach dem Libretto von Julius. Am nächsten Tag, dem 29. März 1864 führte man im städtischen Theater in Pest Adolf Müllers Posse mit Gesang Ehret die Frauen auf und im Nationaltheater leitete Kapellmeister Karl Huber die Aufführung von Verdis Ernani. Die Operette Weidts Die Verlobung im Weinkeller wurde noch am 16. Juni und am 3. Juli 1864 im städtischen Theater in Pest aufgeführt.

Weidt dirigierte im Juli 1864 Mozarts Oper Don Juan, die aber keinen beachtlichen Erfolg erzielen konnte. Der Rezensent schrieb dazu: „Chor und Orchester die in diesem Augenblicke etwas derutiert sind, zogen sich unter Leitung des Herrn Weidt ziemlich gut aus der Affaire…

Anscheinend wollte man im September 1864 zur Eröffnung der Spielzeit am städtischen Theater in Pest eine weitere Novität präsentieren: das Lustspiel mit Gesang Das Medaillon von Eirich, die Musik dazu schrieb Kapellmeister Weidt. Eine besondere Aufführung erlebte Weidts komische Operette in 1 Aufzug Was ist Liebe am 24. September 1864 im städtischen Theater in Pest. Diese Benefizvorstellung zugunsten „des Kapellmeisters Herrn Weidt“ hatte einen großen Erfolg. Am selben Abend trat die Sängerin Louise Eppstein vom k.k. Hofburgtheater in Wien in der „dramatischen Kleinigkeit mit Gesang“ auf, ebenfalls unter der Leitung Weidts. Louise Eppstein spielte am gleichen Abend zusätzlich im Sommertheater in Ofen die Margitta in Charlotte Birch-Pfeiffers Ritterschauspiel Hinko der Freiknecht.

Dass Weidt nicht nur als Kapellmeister und Komponist in Pest tätig war, beweist eine Ankündigung im Blatt Zwischenakt. Gemeinsam mit Julius Prott vom landständischen Theater in Prag trat auch Fräulein Sautner als „Schülerin des Herrn Kapellmeisters Weidt“ in ihrer ersten Rolle in Mozarts Zauberflöte auf. Prott sang den Tamino, Fräulein Sautner die Königin der Nacht. Wie reichhaltig die damalige Musikszene in Pest gewesen sein muss, beweist die Tatsache, am selben Abend im Nationaltheater Beethovens Fidelio von Franz Erkel geleitet wurde.

Anfang November 1864 begannen am deutschen Theater in Pest die Vorbereitungen für die Premiere eines neuen Werkes von Heinrich Weidt: „Von dem am deutschen Theater thätigen und fleißigen Kapellmeister Herrn Weidt kommt demnächst eine musikalisch-dramatische Szene in Aufführung. Dieselbe führt den Titel „Der Taucher“ und behandelt das bekannte Gedicht in vorwiegend melodramatischer Weise, ohne eine Oper oder Operette sein zu wollen“. Ob diese Premiere auch tatsächlich in Pest stattfinden wird, ist nicht bekannt. Erhalten sind uns nur die Angaben zur Aufführung dieses Werkes einige Jahre später, vom Dezember 1871 in Temeswar, im Rahmen des ersten Konzertes des neugegründeten Philharmonischen Vereins.

Mitte Januar 1865 wurde Werbung für die Premiere dieser Operette gemacht, deren Musik allseitig gelobt wurde. Das Libretto zu dieser komischen Operette schrieb der Theatersouffleur Louis Schmitzer. Deren Premiere fand am 19. Januar 1865 statt, an einem Abend, an dem es in Pest zeitgleich viele andere Konkurrenzveranstaltungen gab: das Nationaltheater brachte Bellinis Norma, im Redouten-Bierhaus fand ein großes Konzert der Hoch- und Deutschmeisterkapelle unter Kapellmeister Dubez statt und im städtischen Theater in Ofen wurde das Lustspiel Der verwunschene Prinz von Johann Plötz gegeben. Vor der Premiere der Operette Weidts spielte man im städtischen Theater in Pest das Genrebild mit Gesang in 1 Aufzug Der Zigeuner von Kapellmeister Josef Schlechta, deren Handlung sich auf einem Gut in der Nähe der südungarischen Stadt Szegedin abspielt. Die Besetzung war wie folgt: Sultan Bimbambum, Hr. Schönau; Alamutschi, Zeremonienmeister, Hr. Gäde; Balawatschi, Hr. Jordis, Sapramensky; Janitscharen-Anga, Hr. Hirsch; Janitschar Ali Metschi, Hr. Hausmann; Janitschar Ali Hatschi, Hr. Weichselberger; Janitschar Ali Butschi, Hr. Aim; Moritz Maier, Börsianer, Hr. Swoboda; außerdem 31 Sklawinen im Harem. Diese Operette erlebte noch weitere vier Vorstellung im städtischen Theater in Pest: am 20., 22., 25. Januar, am 29. Mai und am 1. Juni im Sommertheater in Ofen. Der letzten Aufführung ging Flotows Alessandro Stradella voran. (…)

Doch Weidt würde nicht Weidt sein, wenn er nicht schon an einem anderen Projekt gearbeitet hätte: am großen Melodrama Hagar in der Wüste in 8 lebenden Bildern, das Libretto stützte sich auf Teile des Alten Testaments. Dieses Melodram wurde am 9. Mai 1865 zum ersten Mal im städtischen Theater in Pest auf die Bühne gebracht. Die Besetzung war wie folgt: Abraham, Hr. Steinmüller; Sarah, Fr. Schlatter; deren Kind, Kl. Nanci; Hagar, Fr. B.-Quandt; Ismael, S. Link; der Bote der Verkündigung, Frl. Hanke; außerdem Hirten, Schnitter, Krieger, Jungfrauen, Kinder, Volk. Die 8 lebenden Bilder waren wie folgt: 1. Der Abschied; 2. Der Weg durch die Wüste; 3. Hagar schützt ihr Kind; 4. Die Vision; 5. Die Verzweiflung; 6. Die Verkündigung; 7. Kriegerischer Einzug Ismaels; 8. Hagars Tod. Im zweiten Teil dieses Abends wurde die komische Oper von Zaytz Mannschaft an Bord aufgeführt. (…)

Nach den vielen künstlerischen Erlebnissen und Erfolgen dieses Jahres, kam die Presse im Oktober mit einer persönlichen Nachricht über den Kapellmeister des deutschen Theaters: „Der Kapellmeister an den deutschen Bühnen, Herr Heinrich Weidt, hat gestern seine Hochzeit gefeiert.“ In der Zwischenzeit verkündete die Süddeutsche Musik-Zeitung: „Der Capellmeister Heinrich Weidt in Pesth hat sich mit Frl. Anna Clément vermählt“. Dies bedeutete aber schon lange nicht, dass nun Weidt das stätige Wanderleben aufgeben und endlich in Pest seine neue Heimat finden wird. Im Laufe seiner Kapellmeistertätigkeit wird Weidt noch öfter seine Koffer packen, und mit all seinem Hab und Gut – samt Frau und Kinder – weiterziehen.

Anna Weidt (geb. Klement) stammte aus Wien, wo sie am 20. März 1846 zur Welt kam, ihre Familie kam aus Passau. Ihre Karriere als Sängerin wird zu später aufgeben müssen. Ihre Ehe wird 36 Jahre dauern, bis Heinrich Weidt 1901 in Graz stirbt. Anna Weidt stirbt am 19. Dezember 1914 und wird an der Seite ihres Mannes am evangelischen Friedhof in Graz beigesetzt.

Ein bedeutendes Ereignis fand am 12. Dezember 1865 in Pest statt: man feierte die Ankunft von Kaiser und König Franz Josef I. mit einer Festvorstellung im städtischen Theater. Nach dem Festgedicht Pannonia, oder 1527 – 1741 – 1865 dirigierte Kappelmeister Weidt die Verbrüderungs-Jubelouvertüre von Franz von Suppé. Einen Tag später schrieb man im Zwischenakt: „Das Orchester unter Kapellmeister Weidt, der mit Energie dirigierte, spielte das Tongemälde präzis und unter Beifall…“

Im Jahre 1866 herrschte zwischen Preußen und Österreich Krieg. Preußen besiegte dabei die österreichische Hauptarmee in Königgrätz, als Folge tritt Österreich Venetien an Italien ab. Auch Ungarn hatte dadurch zu leiden, es gab viele Tote und Verwundete auf ungarischer Seite. So beschloss sich die Direktion des städtischen deutschen Theaters in Pest am 10. Juli 1866 ein Benefizkonzert für die in der Stadt weilenden verwundeten Krieger zu veranstalten. Heinrich Weidt dirigierte dabei die Oper Deborah und Ein Sommernachtstraum von Felix Mendelssohn-Bartholdy.

In der großen „Spektakel- und Ausstattungsposse mit Gesang“ vom 2. September 1866 im städtischen Sommertheater in Ofen wurden Werke von Offenbach, Suppé, Zaijc, Hopp, Strauss, Müller, Auber, Lortzing und auch Heinrich Weidt aufgeführt. Wie alljährlich wurde auch diesmal am 4. Oktober zum Namensfest von Kaiser Franz Josef I. ein Festkonzert veranstaltet, wobei Kapellmeister Weidt eine Fest-Ouvertüre dirigiert hat. Der Namen des Komponisten ist nicht bekannt, es könnte sich aber auch um eine eigene Komposition handeln.

In der Pesther Zeit erschien die Annonce, dass „Henri Weidt“ beim Verleger Rózsavölgyi die Mazurka für Klavier Les oiseaux les forèts, op. 23, gewidmet „a mademoiselle Martha Barkovic“ veröffentlicht hat. Es handelt sich dabei um ein effektvolles, technisch brilliantes, Klavierstück.

 

Olmützer Zwischenakt

 

Die Opernspielzeit der Saison 1866-67 begann in Olmütz am 21. September mit Gounods Faust. Wegen des größtenteils jugendlichen Ensemble konnte nur ein mittelmäßiges Niveau erreicht werden. Der Chronist der Olmützer Zeitung lobte aber die Tüchtigkeit von Kapellmeister Adolf Cech, der durch seine Umsicht Schlimmeres verhindern konnte. Mit dem gleichen Erfolg leitete er auch die zweite Opernvorstellung, den Troubadour Verdis. Doch dann schlug blitzartig eine neue Nachricht zum Beginn dieser neuen vielversprechenden Spielzeit in der Stadt ein: der künstlerische Leiter der Oper wird die Stadt bald verlassen, um die Stelle des Kapellmeisters am tschechischen Nationaltheater in Prag zu übernehmen. Kapellmeister Cech wird noch Verdis Ernani dirigieren und vom Olmützer Publikum lebhafte Ovationen für sein Engagement erhalten. Das Opernpersonal überreichte ihm einen Kranz mit einem weißen Seideband, darauf war mit goldenen Lettern aufgedruckt „Dem wackeren Kapellmeister Adolf Cech. Die Mitglieder der Olmützer Oper“.

Die Theaterzeitung Olmützer Zwischen-Akt brachte nach dieser Opernaufführung einen genauen Bericht und versäumte es nicht, Heinrich Weidt als den neuen Kapellmeister vorzustellen, der vielversprechend seine Tätigkeit begonnen hat.

Heinrich Weidt hatte es nicht einfach, nach der erfolgreichen Tätigkeit und der Beliebtheit seines Vorgängers, sich durchzusetzen. Außerdem war das Ansehen des jungen Opernensembles in den Augen des traditionsbewussten Olmützer Publikums nicht mehr das Beste: „Der gute Ruf unserer Oper ist leider schon seit mehreren Jahren im Sinken. Viele Vorstellungen werden leider außerhalb des Abonnements gegeben“ hieß es in einer Chronik.

Die Aufführung der Traviata am Samstag, dem 23. Februar 1867 fand „zum Vortheile“ des Kapellmeisters Heinrich Weidt statt. Wir erfahren in den nachfolgenden Zeitungsberichten keine weiteren Einzelheiten über die Tätigkeit Weidts in Olmütz. Dagegen brachte das Tagesblatt regelmäßig die neuesten Nachrichten über den bevorstehenden österreich-ungarischen Ausgleich, ein Ereignis, das natürlich von größtem Interesse für das Land war. Heinrich Weidt wird in Olmütz nur noch einige Vorstellungen dirigieren, bevor er nach Temeswar ziehen wird. Die Kritiken über diese letzten Vorstellungen fielen aber nicht so zufriedenstellend aus. Nach der Aufführung der Margarethe warf man dem Kapellmeister vor, dass das Tempo der Arien nicht eingehalten wurde und dass dieses im Laufe eines Stückes mehrmals verändert worden ist. Der Fliegende Holländer vom 28. März 1867 sollte vom zweiten „um die Musik der Stadt verdienten“ Orchesterdirektor Josef Amenth dirigiert werden, doch dieser kam mit den Probearbeiten nicht zurecht. Bis zum Schluss übernahm der neue Kapellmeister Pichler-Bodog die Stabführung. Trotz den Mühen wegen der Neueinstudierung dieser Oper, konnte diese keinen großen Erfolg ernten. Wenn der Tannhäuser beim Olmützer Publikum gut angekommen ist, so konnte das gleiche Publikum vom Fliegenden Holländer nicht so recht beeindrucken lassen.

Über die Gründe des Weggangs Weidts vom Olmützer Theater kennen wir keine Einzelheiten. Sein Name erschien nochmals auf dem Plakat des Konzertes, das am 4. April 1867 im Redoutensaal stattfand - diesmal aber als Komponist des Liedes Du hast mich geliebt. Aber fast zehn Jahre müssen vergehen, bis Heinrich Weidt wieder nach Olmütz kommen wird, um seine neue Oper vorzustellen: Adelma.

 

Heinrich Weidt als Opernkomponist und Kapellmeister in Temeswar

 

Der Nachfolger Kleers als musikalischer Leiter der Temeswarer Oper für die Zeitspanne 1867-1872 war Heinrich Weidt. Er kam 1824 in Coburg zur Welt. In späteren Berichten erfahren wir, dass er bis zum Jahre 1867 u.a. auch am deutschen Theater in Pesth als Kapellmeister tätig war. Im Jahre 1869 widmete er „seinem lieben Freunde August Pummer“, dem ersten Präses des Temeswarer Philharmonischen Vereins, eine Sammlung von Kompositionen für eine Singstimme mit Klavierbegleitung. Sämtliche Lieder sprechen nicht nur von einem beachtlichen kompositorischen Talent und dem dazu nötigen handwerklichen Können Weidts, sondern auch von einer unbegrenzten Phantasie an musikalischen Ideen. Den Widmungen nach, hatte Weidt gute Kontakte zu bedeutenden Solisten und Persönlichkeiten seiner Zeit.

Bereits 1871 gründete Heinrich Weidt ein Dilettanten-Orchester, das sich einer großen Unterstützung durch die Musikliebhaber erfreuen konnte. Die Leistungen des Orchesters waren beachtlich. Man knüpfte an das Lob den „zeitgemäßen Wunsch, daß das nun einmal gewonnene Dilettantenorchester auch beisammen bleiben möge“, denn Symphonieorchester und Liedertafel seien eben das, was man bisher im Temeswarer Musikleben vermisst hat.

Das von F. Szabady bei dieser Gründungssitzung am Abend des 21. Oktober 1871 aufgenommene Protokoll wurde von einem Notar und der Stadtverwaltung, der Wichtigkeit wegen, gutgeheißen und von allen Gründungsmitglieder unterschrieben.

Neben Wilhelm Franz Speer wirkte Weidt als zweiter Dirigenten des Philharmonischen Vereins. Kurze Zeit nach der Vereinsgründung begannen die Proben für das erste Konzert, das am Freitag dem 8. Dezember 1871 im Städtischen Theater stattgefunden hat. Aufgeführt wurde Die Frithjofs-Saga von Max Bruch und die Komposition des Dirigenten Heinrich Weidt Der Taucher, op. 91. Die Librettohefte dazu erschienen bei Ernest Steger in Temeswar. Leider ging das Aufführungsmaterial wie auch jedwelche musikalische Spur von Heinrich Weidts Taucher verloren. Lediglich aus dem Textheft ist ersichtlich, dass die Bearbeitung des Schillerschen Textes von Wilhelm Becker stammt und das große Werk für Männerchor, Soli und Orchester dem ungarischen Magnaten Nicolaus Kiss de Ittebe gewidmet wurde. Daß dieser erste Auftritt bereits ein großer Erfolg war, zeigt auch die beachtliche Summe der Einnahmen von 193 fl., die aber durch die der Ausgaben von 191 fl. für Orchester, Solisten, Druckerei, Polizei, Leuchtgas, Dekorateur, Billeteur, Zettelträger und Saalmiete verschlungen wurde.

Aus dem Gründungsjahr des Temeswarer Philharmonischen Vereins, 1871, ist uns noch eine Bearbeitung von Franz Schuberts Lied Der Wanderer bekannt, das er für eine Singstimme mit Orchesterbegleitung umgeschrieben hat. In diesem Archiv befindet sich noch ein anderes Werk von Heinrich Weidt: Der Postillon, op. 69, für Männerchor mit obligatem Posthornsolo, nach dem Gedicht des aus dem Banat stammenden Poeten Nikolaus Lenau (1802-1850), erschienen im Verlag Scheel in Kassel, gewidmet dem Männerquartett in Münden. Dieses Werk erklang auch viele Jahre später, am 25. Juni 1898 in Temeswar, im Rahmen einer Sommerliedertafel, was beweist, dass man seinen ehemaligen Dirigenten nicht vergessen hat.

Laut dem Bericht der Temesvarer Zeitung vom 21. Juni 1872 sollte der Philharmonische Verein auch ein Konzert im benachbarten Arad geben. Zur Aufführung sollten u.a. „im hiesigen Theater zwei große weltliche Oratorien“, gelangen, „darunter (...) eine Novität des auch in weiteren Kreisen als Kompositeur geachteten Vereinsdirigenten H. Weidt“.

Am 12. Juli 1872 erschien in der Temesvarer Zeitung ein ausführlicher Bericht über die Situation des Temeswarer Philharmonischen Vereins, den möglichen Weggang des Chorleiters Heinrich Weidt und die bevorstehende Gründung der Musikschule. Es scheint so, als wäre die ganze Stadt nur mit dem einen Thema befasst: wie kann man Chormeister Weidt noch an Temeswar binden. Oder liegt es ihm gar nicht daran, hier weiterhin tätig zu sein?

Heinrich Weidt komponierte in seiner Temeswarer Zeit die Operetten Herzog von Entraques (1869) und Verlobung im Weinkeller (1871) sowie die Oper Adelma nach einem französischen Libretto (1873). Zur Eröffnung der Theatersaison 1871-72 schrieb er eine Festouvertüre, die einen großen Erfolg erleben durfte. Die Premiere der Oper Adelma vom 2. Januar 1873 wurde auch in der Temesvarer Zeitung Ende 1872 angekündigt. Am 13. Januar 1873 wurde diese große romantische Oper nochmals im Temeswarer Stadttheater aufgeführt. In Pest hat man bereits 1863 seine Oper Was ist Liebe (Libretto von Morländer) und 1865 die Operette Die Empörung im Harem (Libretto L. Schnitzer) aufgeführt.

 

Kapellmeister in Troppau / Opava

 

Heinrich Weidt wird 1873 als Kapellmeister nach Troppau (Oppova) ziehen, nur etwa 70 km nördlich von seiner ehemaligen Wirkungsstätte Olmütz entfernt. Troppau, die ehemalige Landeshauptstadt Österreichisch-Schlesien zählte zu den wichtigsten Musikzentren dieser Region. Das Schloss Grätz war der Sitz der Troppauer Herzöge und zwischen 1777 und 1945 befand sich hier der Stammsitz der Fürsten Lichnowsky, die es zu einer bedeutenden Musikstätte machten: Ludwig van Beethoven wohnte hier im Jahr 1811 als Gast des Fürsten Karl von Lichnowsky, Nicolo Paganini weilte hier 1828, Franz Liszt kam 1846 und 1848 in das Schloss Grätz. Auch Kaiser Josef II., General Laudon (1789) und Kaiser Wilhelm II. (1913) waren Gäste dieser fürstlichen Residenz. (…)

Während dieser Zeit sind beim Bürgermeisteramt mehrere Bewerbungen eingegangen, u.a. auch jene von Heinrich Weidt. Noch vor den Sommerferien fand am 2. Juli 1873 eine Gemeinderatsitzung statt, bei der man sich für den „bisherigen Opernkapellmeister aus Temesvar Heinrich Weidt“ entschieden hat. In den musikalischen Kreisen dieser Stadt war Weidt kein Unbekannter, seine Lieder waren auch hier verbreitet und beliebt. Die Tageszeitung stellte den zukünftigen Kapellmeister großzügig vor: er sei ein Ausländer, stammt aus Coburg, wo er 1829 geboren wurde, war als Musikdirektor am churfürstlichen Theater in Cassel, bis jetzt an der serbischen Kathedralkirche zu Temeswar und als Dirigent am dortigen Theater tätig; in der Musikwelt sind Weidts Lied- und Balladenkompositionen bekannt, hat Operetten, Quartette und aandere Werke publiziert; zu seinen bekanntesten Liedern gehören Wie schön bis du, op. 36, Der Goldschmied, Polenfürst. Um so gespannter war man auf das Erscheinen dieses großen Musikers, „der damals schon als Tondichter in der musikalischen Welt einen guten Namen hatte“.

Bereits das erste Konzert der Stadtkapelle vom 3. Juli in den Lokalitäten Zu den drei Hahnen unter seiner Leitung, war ein großer Erfolg. Man war mit der Wahl dieses Musikers hoch zufrieden und versprach sich eine gute Zusammenarbeit mit Heinrich Weidt. Selbst die Temesvarer Zeitung berichtete, dass „... unser verdienstvoller Theaterkapellmeister Herr Weidt ein ebenso ehrenvolles als vortheilhaftes Engagement als städtischer Theater-Kapellmeister in Troppau angenommen" hat. Dieser Artikel wurde auch von der Troppauer Zeitung übernommen, die außerdem ihren Lesern berichtet, dass Weidt 6 Jahre in Temeswar sehr erfolgreich gewirkt hat. Man hofft auf sein baldiges Eintreffen in der Stadt. Und dies geschah auch bald. Seine erste Adresse in Troppau war „Olmützer Straße 218“.

Nicht nur das Publikum sondern auch die Theaterleitung und die Stadtbeamten waren mit der Tätigkeit Heinrich Weidts in Troppau vollends zufrieden: „... glückliche Stadt, die du so kräftige Stützen deines Kunsttempels in deiner Mitte erstehen siehest!“ Bei der Benefizvorstellung zugunsten Weidts mit Mozarts Don Juan überraschte man ihn mit einem auf das Notenpult gelegten Kranz mit weißer Atlasseide seitens des Chores.

Die Erfolge Weidts als Troppauer Kapellmeister kamen auch der Theaterleitung in Olmütz zu Gehör. Man erinnerte sich noch gut an den damals leider unglücklichen Start des Kapellmeisters Weidt in dieser Stadt. Wollte man ihn damit wieder zurück nach Olmütz locken? Die Theaterdirektion veranlasste jedenfalls die Aufführung seiner Oper Adelma noch im März 1874.

Das vermutlich wichtigste musikalische Ereignis im Jahre 1874 war die Premiere der Oper Adelma von Heinrich Weidt im Troppauer Stadttheater am 1. Dezember. Die Presse wies darauf hin, dass die gleiche Oper bereits in der vorigen Spielzeit in Olmütz und früher in Temeswar aufgeführt wurde. Zwischendurch führte der Männergesangverein am 9. November im Rahmen eines Konzertes dessen Komposition Die Fischer für Männerchor und Orchester auf.

Heinrich Weidt dirigierte im Juni 1877 ein Konzert der Troppauer Stadtkapelle auf der Burg Branitz. Die Berichte der Tagespresse über musikalische Ereignisse in Troppau werden immer seltener. So erfahren wir, dass im November 1878 in den Sälen Zu den drei Hahnen ein Kammermusikkonzert stattfand, das von Weidt geleitet wurde. Im Programm stand das Violinkonzert Max Bruchs, eine Canzonetta von Mendelssohn-Bartholdy und Lieder, vorgetragen von Sidonie Sipek. Die Zeitung berichtet auch noch von der Aufführung der Oper Die Puritaner von Bellini im Dezember 1878 „zum Vortheile des Capellmeisters Herrn Heinrich Weidt“. Zu einem weiteren Höhepunkt seiner Tätigkeit in Troppau gehört die Aufführung seiner Oper Herzog von Entraques. (…)

Heinrich Weidt beantragte am 13. April 1887 von der Stadt seine Pensionierung und am 1. Oktober 1887 wurde dieser stattgegeben. Ihm wurde eine lebenslängliche Pension von 500 fl. jährlich und seiner Ehegattin die normalmäßigen Ansprüche auf Witwenpension zugesichert. Nach ihm wurden wurde die Leitung der Stadtkapelle einem Orchesterdirigenten übertrage, der mit einem Vertrag von 50 fl. monatlich angestellt wurde. Während der Theatersaison wurde die Zuständigkeit in musikalischer Hinsicht dem jeweiligen Theaterkapellmeister überlassen. Im Jahre 1888 wurde auch ein neuer Musiktarif für die Stadtkapelle genehmigt, der folgende Kapitel enthält: Instruktion für den Leiter der städtischen Musikkapelle; Instruktion für den Orchesterdirigenten der städtischen Musikkapelle; Dienstvorschriften für die Mitglieder der städtischen Musikkapelle. Richard Schraml wurde am 5. Oktober 1887 als neuer Dirigent der Stadtkapelle vorerst auf sechs Monate vertraglich angestellt.

 

Musikdirektor in Cilli / Celje

 

Heinrich Weidt ging 1887 nach Cilli (Celje, Slowenien) wo er als künstlerischer Leiter des Musikvereins und Direktor der Musikschule tätig war. Im August 1888 hat man mit ihm einen neuen Vertrag unterzeichnet und Weidt übernahm zusätzlich auch die Leitung der Musikkapelle. Die Vereinsleitung war aber mit seiner Tätigkeit nicht zufrieden, da er ohne Genehmigung auch noch privaten Musikunterricht gab. Danach war Weidt nur noch als Klavierlehrer mit 30 fl im Monat angestellt, was ihn bewog aus Cilli wegzuziehen. Im Schuljahr 1889/90 kam als künstlerischer Leiter Adolf Dießl an seine Stelle.

Die Tageszeitung Deutsche Wacht dokumentiert sehr ausführlich die Tätigkeit Heinrich Weidts in Cilli. Die erste Nachricht über seine Anwesenheit in dieser Stadt erschien am 16. April 1887. Schon dieser erste Bericht wirft viele Fragen auf, die sich auf die künstlerische Aktivitäten Weidts beziehen. So erfahren wir, dass er aus Coburg stammt und gleichzeitig wird er als ein „Mannheimer von verlässlich deutscher Gesinnung bezeichnet“. Der ehemalige kurfürstliche Musikdirektor in Kassel und Kapellmeister am Pester deutschen Theater muss mit seinen autobiographischen Angaben beim Vorstand des Musikvereins großes Interesse erweckt haben, wobei seine Tätigkeit als Kapellmeister in Olmütz nicht erwähnt wird. Die vorzüglichen Erfolge als Gesangslehrer werden in diesem ersten Bericht besonders hervorgehoben, was sicherlich auch den Tatsachen entsprach. Aus einer seiner ersten Schülerinnen wurde wirklich ein „Diva“ der Opernbühne, nämlich seine eigen Tochter Lucie Weidt.

Mit den beiden Aufführungen der romantischen Oper Conradin Kreutzers Das Nachtlager in Granada vom 4. und 6. August 1887 nahm Kapellmeister Georg Mayer Abschied von seinem Cillier Musikverein. Der Gewinn dieser Aufführung im Stadttheater kam der noch zu gründenden neuen Musikschule zu Gute. Unter den Solisten wirkten mit Gabriele Lichtenegg, Opernsängerin aus Riga, und Baptist Hoffmann, Opernsänger aus Graz.

Gleichzeitig mit der Bekanntmachung des neuen Kapellmeisters wurden in der Cillier Tagespresse auch die Kompositionen von Heinrich Weidt den Lesern präsentiert. So erschien auf der letzten Seite der Zeitung Deutsche Wacht vom 18. August 1887 neben den Werbungen für Jamaica-Rum, Schweizer Käse, Rákóczy-Bitterquelle, Nähmaschinen und Modewaren auch die Annonce Weidts: Sämmtl. Compositionen von Heinrich Weidt, Director des Cillier Musikvereines sind vorräthig bei Fritz Rasch vorm. Th. Drexel´s Buchhandlung, Cilli. Dieselbe Zeitung brachte eine zweite Annonce Weidts, die ihn als Klavierlehrer präsentiert: P. T. Zeige hiermit an, dass ich Privatstunden in Gesang, Clavier, Violine und Harmonielehre vom 20. August an, ertheilen werde. Anmeldungen von 2-3 Uhr Nachmittag in meiner Wohnung, Hauptplatz 109, Heinrich Weidt, Director des Musik-Vereines. Nur zwei Rubriken unter dieser Ankündigung des neuen Cillier Kapellmeisters nimmt dessen Vorgänger, Georg Mayer, Abschied von seinen Musikern: Allen Freunden und Bekannten, bei denen ich mich bei meinem Scheiden von Cilli persönlich nicht verabschieden konnte, sage ich hiemit auf diesem Wege ein herzliches Lebewohl. Georg Maier.

Mit dem Antritt des neuen Kapellmeisters wollte man in Cilli auch die Musikschule auf neue Bahnen leiten. Ein bescheidener Anfang wurde bereits vor einigen Jahren vorgenommen, doch ließ die Qualität des Unterrichts wie auch die Zahl der Schüler zu wünschen übrig. Die Direktion dieser Musikschule wurde Heinrich Weidt übertragen, der nun als artistischer Leiter des Musikvereins auch für die Ausbildung des Musikernachwuchses zu sorgen hatte. Am 15.-17. September 1887 fanden die Einschreibungen statt.

Kaum in Cilli angekommen, wurde Heinrich Weidt mit der musikalischen Leitung der ersten Soiree im Gartensalon Zum goldenen Löwen vom 18. September 1887 beauftragt. Wie die Chronik berichtet, wurde dieses erste Konzert des „Mannheimers“ ein glänzender Erfolg. Nicht nur als Dirigent sondern auch als Komponist konnte sich Weidt seinem neuen Publikum vorstellen. Die Eindrücke waren überwältigend und einen besseren Anfang konnte sich der neue Kapellmeister nicht wünschen. (…)

Bei einem folgenden Konzert trat zum ersten Mal auch die Ehefrau Weidts vor dem Cillier Publikum als Konzertsängerin auf und überraschte die Zuhörer mit ihrer wohlklingenden Stimme. Gleich am Tag danach, am 2. Januar 1888, wurde Heinrich Weidt bei der Hauptversammlung des Musikvereins zum Direktor der Musikschule ernannt, die bereits seit einigen Monaten durch das Engagement des neuen Leiters bedeutende Erfolge vorweisen kann. Im Konzert vom 14. April 1888 erklangen wieder zwei Vokalwerke Weidts: Abendfrieden und Hast mi ans Herz druckt. Im Orchesterkonzert der Musikkapelle vom 10. Juni 1888 konnten die zahlreichen neugewonnenen Musikfreunde von Cilli wieder Werke der symphonischen Literatur hören: Beethovens erste Symphonie, die Deutschen Tänze von Franz Schubert in einer Orchestration von Johann Herbeck und Mendelssohn-Bartholdys Ouvertüre Ruy-Blas. Der Kritiker lobte im höchsten Maße die Leistungen des Orchesters und dessen Dirigenten. Diesem war der Erfolg in erster Linie zu verdanken, der daraus eine Musteraufführung werden ließ. Erst durch dieses Konzert konnte man sich wieder dem Musikleben der Nachbarstädte Pettau und Marburg nähern, wo bereits seit mehreren Jahren eine günstigere Entwicklung in diesem Bereich der Kultur wahrzunehmen ist, als in Cilli.

Eine neue – diesmal angenehme – Überraschung, brachte die Sommerliedertafel des Cillier Männergesangvereins. Es erklang zum ersten Mal eine Komposition von Karl Weidt, dem Sohn des Kapellmeisters: Tannhäusers Lied. Die Zeitung berichtete darüber: Wenn auch bei diesem Chore der Mittelsatz etwas befremdete, so sind doch Einleitung und Schluß stimmungsvoll und von mächtiger Wirkung, und gerne sehen wir der Aufführung neuerer Werke dieses jugendlichen Meisters entgegen. Das nächste große Ereignis war die Beteiligung des Cillier Männergesangvereins an dem in Graz am 8. und 9. September 1888 stattfindenden Bundesfestes anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Steirischen Sängerbundes. Dem Bericht der Tageszeitung Deutsche Wacht vom 13. September 1888 zufolge ist der Cillier Männergesangverein mit einem Chor Karl Weidts vor das Grazer Publikum getreten und erntete damit einen großen Erfolg.

Heinrich Weidt komponierte 1888 den Marsch Die Bergkraxler von Cilli. Marsch zur Erinnerung an die Regional-Ausstellung in Cilli 1888, op. 144, gewidmet C. Adolf Lutz, erschienen im Verlag von Fritz Rasch in Cilli. Das Trio dieses leicht ausführbareen Klavierstückes - komponiert vermutlich für seine Schüler – enthält die Melodie des Liedes Zwa Sterndlan am Himmel.

Doch noch im Dezember 1891 erscheint in der Wiener Sängerzeitung Die Lyra ein kurzer Bericht über Heinrich Weidt, ein Porträt des Komponisten wie auch ein Chorwerk. Darin wird am Ende auch erwähnt, dass „der beliebte Componist in Steiermark in der reizend gelegenen Sannstadt Cilli“ lebt. Wir erfahren darin auch einige Einzelheiten über sein Wirken in Troppau und in anderen Orten.

 

Als Chormeister in Kubin und Weißkirchen

 

Was Heinrich Weidt dazu veranlasst hat, in den südungarischen Raum sich wieder ansässig zu machen, wissen wir nicht. Es ist jedenfalls bekannt, dass die musikalischen Verhältnisse in diesem Teil der österreich-ungarischen Monarchie regelmäßig in den deutschen und mitteleuropäischen Musikzeitungen und Zeitschriften jener besprochen wurden. Man konnte darin nicht nur die neuesten musikalischen Nachrichten aus dem Banat und aus Siebenbürgen, sondern auch Ausschreibungen bezüglich freigewordener Stellen als Chormeister oder Musikdirektor, Kapellmeister oder Domorganisten erfahren. Temeswar oder Hermannstadt, Werschetz oder Pantschowa, Sathmar oder Kronstadt waren Kulturzentren mitteleuropäischen Charakters, die sich nur dadurch von jenen in Böhmen und Süddeutschland unterschieden, dass hier seit Jahrhunderten mehrere Nationalitäten nebeneinander wohnen. Dazu gehörten auch die musikalischen Traditionen dieser Orte, in denen Musik als ein Bindeglied zwischen diesen Kulturen verstanden wurde. Wenn auch Sprache und Dialekt von Ort zu Ort verschieden waren, die Musik brachte sowohl Deutsche als auch Ungarn, Slawen und Rumänen zusammen: in den Gasthäusern wurden gemeinsam die ungarischen, deutschen, serbischen oder rumänischen Lieder gesungen, im den philharmonischen Vereinen musizierte man gemeinsam die Werke Schuberts, Brahms oder Wagners, bei Chorfesten traten oft gemeinsam die Gesangvereine sämtlicher Ethnien auf. In vielen Fällen war es so, dass der Chorleiter des deutschen Gesangvereins gleichzeitig auch der Chorleiter des serbischen oder rumänischen Chores war.

Eine solche Situation fand sich auch in Kubin vor, als Heinrich Weidt sich 1893 um die freigewordene Chorleiterstelle des dortigen Männergesangvereins bewarb. Kubin befindet sich in der Nähe von Weißkirchen (serbisch: Bela Crkva, rumänisch: Biserica Alba, ungarisch: Fehértemplom) und Werschetz, Banater Orte die nach dem ersten Weltkrieg zu Serbien gehören. Diese Orte bestanden damals alle aus deutschen, serbischen, ungarischen und rumänischen Bürgern, die deutschen Einwohner bildeten in jener Zeit fast den größten Teil der Bevölkerung.

Im Herbst des Jahres 1893 meldete die deutschsprachige Weißkirchner Zeitung Die Nera die Ankunft des neuen Chorleiters Heinrich Weidt in Kubin.

Nur einige Tage später berichtete man in der gleichen Zeitung nicht nur über das in Temesch-Kubin stattgefundene Konzert vom 28. Oktober 1893 sondern auch von Louise Weidt, der „liebreizende Mädchenknospe“ die als Klavierspielerin zum ersten Mal aufgetreten ist.

Bereits einige Wochen später, am Silvesterabend des Jahres 1893, sollte Weidt mit seinem Deutschen MGV in den neu erbauten Lokalitäten Zum König von Ungarn die Operetten-Parodie Der Trompeter von Säkkingen aufführen. Die Zeitung schrieb darüber: „Es steht dem Publicum Kubins also wieder ein angenehmer Genuß in Aussicht, den dasselbe wohl voll und ganz in Anspruch nehmen wird.“ Trotzdem Temesch-Kubin ein einfaches Dorf war, gab es hier mehrere deutsche und serbische Vereine, u.a. auch den Hubertus-Jagdverein, bei dessen Feier im Februar 1894 die Regimentskapelle aus Weißkirchen unter der Leitung von Kapellmeister W. Korb einige Konzertstücke gespielt hat.

Im Juni des gleichen Jahres unternahm der Deutsche MGV Weißkirchen, der Deutsche MGV Kubin, der Rumänische Vocalchor Weißkirchen gemeinsam mit dem Weißkirchner Gewerbe GV eine Sängerfahrt zur Csiklowaer Bierquelle, wo man den dortigen „Stoff“ – also das Bier – ausprobiert hat. Selbst bei solchen Ereignissen ging es nicht nur lustig sondern auch formell zu, mit mehreren Ansprachen, Liedvorträgen und Begrüßungen. Auch dieses Ereignis wurde in der Weißkirchner zeitung detailliert besprochen, mit dabei war auch Musikdirektor Heinrich Weidt.

Die Persönlichkeit Heinrich Weidts strahlte auch bis Weißkirchen aus. Man verfolgte mit Erstaunen die musikalischen Veranstaltungen in der Provinz Temesch-Kubin und lud die Tochter Weidts, Louise, als Pianistin zu einem gemeinsamen Konzert des Rumänischen Vocalchors und des Gewerbe GV nach Weißkirchen ein. Interessant ist die Tatsache, dass in Weißkirchen damals sowohl der deutsche Gewerbe GV als auch der Rumänische Vocalchor vom selben Chorleiter, Ferdinand Jungherr, geleitet wurde. Wie die meisten anderen Veranstaltungen, so fand auch dieses Konzert im Lokal „Burg“ statt. Die Nera kündigte dieses besondere bevorstehende Ereignis an.

Dieses Weißkirchner Debut der „jungen Mädchenknospe“ Louise Weidt sowohl als Klavierspielerin als auch als Sängerin beschrieb die Zeitung sehr ausführlich. Ende Dezember 1894 kündigte Weidt seine Stelle als Chorleiter des Deutschen MGV in Kubin, da er zum Chormeister des Werschetzer MGV, als Nachfolger Rengers, ernannt wurde. Man bedauert seinen Weggang, da er den Kubiner Chor auf eine „angesehene Höhe“ gebracht hat. Sein letztes Konzert in Kubin dirigierte er anlässlich der Silvesterliedertafel vom 31. Dezember 1894.

Obzwar Heinrich Weidt zum Beginn des Jahres 1895 die Leitung des MGV in Werschetz übernehmen wird, will er drei Tage in der Woche in Weißkirchen Unterricht erteilen, wie er in einer Zeitungsannonce ankündigen ließ: „Musikalisches: Indem ich über 3 Tage: Dienstag, Donnerstag, Samstag verfügen kann, beabsichtige ich während dieser Zeit in Ungarisch-Weißkirchen Gesang- und Klavier-Unterricht zu geben, und bitte ein P. T. Publikum, Anmeldungen bei der Administration dieses Blattes abzugeben. Heinrich Weidt, Musikdirektor u. Chormeister des Werschetzer MGV.“ Er unterschreibt sich hier zum ersten Mal als „Musikdirektor und Chormeister des Werschetzer Männergesangvereins“.

 

Musikdirektor und Chormeister in Werschetz

 

Ende 1894 erschien im Werschetzer Gebirgsbote eine Annonce in der sich Heinrich Weidt als Musikdirektor und Chormeister des Werschetzer Männergesangvereins und als Klavier, Gesang- und Violinlehrer vorgestellt hat. Darin wirbt auch seine Frau Anna, „née de Clement“ als Lehrerin für die französische und englische Sprache.

Die Silvesterliedertafel des Werschetzer MGV dirigierte noch Otto Daum, der u.a. folgende Chorwerke in das bunte Unterhaltungsprogramm aufgenommen hat: Ébresztö, ungarischer Chor, In feindes Land, Duett für Sopran, Bass und Klavierbegleitung, Potpourri aus Zigeunerbaron, gespielt vom Vereinsorchester, Werschetzer Madln, Vereinsorchester, Ein Sonntag auf der Alm, Chor. Um Mitternacht hielt Bürgermeisters Johann Seemayer, der gleichzeitig auch Präses des Werschetzer MGV war, eine ungarische und eine deutsche Ansprache, gefolgt von den Klängen des Rákoczy-Marsches.

Der Name Louise Weidts, die Tochter Heinrich Weidts, wird Anfang 1895 zum ersten Mal im Werschetzer Gebirgsboten erwähnt. Am 17. Januar 1895 veranstaltete nämlich der israelitische Frauenverein eine besondere Soiree mit Konzert und „lebenden Bildern“, bei dem die junge Pianistin Hermine Eisler aufgetreten ist. Beim ersten lebenden Bild Künste und Musen im Dienste der Wohltätigkeit wirkte auch Louise Weidt mit, gefolgt von den Bildern Zrinyi und Hungaria triumphans. Arrangeur dieser Bilder war Maler Degenhardt. Zum Schluss dieser Soiree wurde eine Quadrill getanzt. Einige Tage später, am 25. Januar 1895, veranstaltete der serbische GV ein Konzert (Beseda).

Wie es vorher Heinrich Weidt in Weißkirchen erlebt hat, gab es auch in Werschetz ein emsiges Gesangsvereinsleben, zu dem deutsche, serbische, ungarische und rumänische Chöre gehörten. Wie Weißkirchen war auch Werschetz eine Winzerstadt mit einer jahrhundertealten Gesangskultur die auch vom Werschetzer Weinproduzenten GV mitgestaltet wurde. Dieser gab am 31. Januar 1895 eine Liedertafel, in der P. Kretschmers Potpourri für Männerchor Kreuz und quer gesungen wurde gefolgt von Couplets und komischen Szenen mit Gesang. Sein erstes großes Konzert mit seinem Werschetzer MGV gab Heinrich Weidt am 16. März 1895 anlässlich einer Liedertafel in der „Weinrebe“. In der Ankündigung hieß es: „Chormeister Herr H. Weidt pflegt gegenwärtig mit Gewissenhaftigkeit und besonderer Aufopferung die Proben, welche derzeit schon recht flott ausfallen.“ Als neugewählter Chormeister hatte Weidt damit einen riesigen Erfolg errungen und die Kritik schwärmte regelrecht von dieser letzten Liedertafel des Männergesangvereins. Weidt sei ein „umsichtiger, fleißiger, dem guten Geschmack huldigender Dirigent“, hatte in der Orchestrierung von Schumanns Zigeunerleben eine „glückliche Hand“ und seine Tochter Louise Weidt wurde als eine glänzende Sängerin vorgestellt. Einen besseren Einstand hätte sich Weidt nicht wünschen können.

Diesem Bericht folgte der Abdruck des ganzen Artikels über Heinrich Weidt aus der Wiener Sängerzeitschrift Lyra vom Jahre 1891. Nur wenige Tage später folgte ein ergänzender Bericht über die Liedertafel vom 16. März 1895, anscheinend wollten die Leser noch mehrere Einzelheiten über ihren neuen Werschetzer Musikdirektor und Chormeister erfahren.

Obzwar Weidt als Musikdirektor und Chormeister des Werschetzer MGV wie auch als Komponist sehr geschätzt wurde, errichtet er im Sommer 1895 ein Privatinstitut für Klavier und Gesang. In einer Annonce wies er auf diese neue Werschetzer Institution hin.

Im Monat Juli 1895 fand in Temeswar die Fahnenweihe des GV Typographia statt, daran nahmen Gesangvereine aus Wien, Budapest und aus dem Banat teil. Auch Werschetz war mit einer Deputation vertreten. Ob auch Heinrich Weidt dabei war, der ja in seinen früheren Jahren hier als Kapellmeister und Chorleiter des Temeswarer Philharmonischen Vereins tätig war, ist nicht sicher. Es wurde u.a. die Komposition Gutenberg Emlény (Heil Gutenberg) von K. R. Kárrász gesungen, der als Vereinspräses auch die Ansprachen hielt. Domherr Franz Hemmen zelebrierte am Sonntag in der Domkirche zu Temeswar einen Festgottesdienst, gesungen wurde die Festmesse von Horak unter der Leitung von Domkapellmeister Novacek.

Viele der Kompositionen Heinrich Weidts sind uns für immer verloren gegangen, so auch die zahlreichen Gelegenheitskompositionen, zu denen eine „Festcantate mit Animo und schöner Wirkung“ zählt, die M. Million, einem Mitglied des Werschetzer Männergesangvereins, zu dessen 25-jährigem Sängerjubiläum gewidmet wurde. Bei den nächsten Konzerten des Werschetzer MGV wird immer auch Louise Weidt dabei sein und Solopartien übernehmen. So fand am 15. November 1895 ein Kommers unter der Leitung von Heinrich Weidt statt, es trat ein Frauenchor und ein gemischter Chor auf, gesungen wurde u.a. der Chor Mädele ruck von Heinrich Weidt, Louise Weidt sang das Lied Aennchen im Garten, gefolgt von einem „gemüthlichen Tanzkränzchen“. Der letzte Auftritt des Jahres fand wie üblich am Silvesterabend statt: „…Auch das Programm für den diesjährigen Sylvesterabend ist durchwegs humoristischen Inhaltes, in welchem der fein musikalische Geschmack des Musikdirektors und Chormeisters Herrn H. Weidt im hellsten Licht dokumentiert wird…“ Im Programm stand als erster Punkt der ungarische Chor Nemzeti zászló von Konrad Paul Wusching, das humoristische Quartett Die lieben Freundinnen in welchem auch Louise Weidt mitgewirkt hat und das Duett Ehestands-Scene von R. Genée. Im Bericht wurde Musikdirektor und Chormeister Heinrich Weidt mit Lob überschüttet, „… welcher mit rastloser Mühe und Unverdrossenheit die Proben leitete und sich die verdiente Anerkennung der zahlreichen Gäste im vollsten Maße erwarb.“ Über den Auftritt von Louise Weidt schrieb der Chronist: „… man bewunderte die gediegene Schülerin ihres Meisters und war der stürmische Applaus ein selbstverständlicher.“ Die junge Sängerin wird auch beim „Fest-Commers“ vom 2. Februar 1896 anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Präses des Werschetzer MGV und des Bürgermeisters Johann Seemayer mit Erfolg auftreten.

Auch in Werschetz wurde Heinrich Weidt von den Erfolgen seiner Kompositionen im Ausland eingeholt und die Nachricht darüber verbreitete sich in Windeseile selbst in den deutschen Provinzzeitungen des Banats. Die Aufführung seiner Operette Empörung im Harem in München wurde auch im Werschetzer Gebirgsboten bekanntgegeben.

Sowohl Zitate aus dem Bayerischen Kurier wie auch aus der in Leipzig erscheinenden Wochenschrift für deutsches Theater und Urheberrecht Neue Zeit brachte die Werschetzer deutsche Zeitung, um die Leser über die kompositorischen Erfolge „ihres“ Musikdirektors und Chormeisters zu informieren. Wenn die Überschrift Neue Operetten auch nicht stimmt – Weidts Operette Empörung im Harem ist viele Jahre davor entstanden – so können aus diesem Artikel viele neue Erkenntnisse zum Leben und Werk des Komponisten gewonnen werden.

Wir wissen nicht, wann Heinrich Weidt Werschetz verlassen hat, jedenfalls wird sein Name im Bericht über die am 2. Februar 1899 stattgefundene Generalversammlung des Werschetzer MGV nicht erwähnt. Der Verein hatte im Jahr 1898 24 öffentliche Auftritte zu verzeichnen, also um viele mehr als in den Jahren davor, es wurden dabei 65 Werke vorgetragen, welche aus 50 Männerchören, 3 gemischten Chören, 2 Duetten, 1 Damenchor, 4 humoristischen Szenen, 1 Posse, 1 Singspiel, 1 Männerchor mit Deklamation, 1 komische Oper, 1 Singspiel bestanden. In der nächsten Zeit werden viele neue Mitglieder aus allen Schichten der Gesellschaft dem Chor beitreten und der Chor erlebt einen neuen Aufschwung. Bei der Liedertafel vom April 1899 wird auch der Männerchor Heimweh von Heinrich Weidt erklingen. Wie gewöhnlich wurde das Programm mit einem ungarischen Chor begonnen, Szabadságdal von Karl Huber, worüber der Berichterstatter schreibt: „Wir können nur sagen, dass dies eine gute Wahl war, denn sowohl Text als auch Composition ist echt ungarisch, obschon der Compositeur einen deutschen Namen führt.“ Man sang auch die Chöre Meine Muttersprache von Engelsberg und Der lustige Maikäfer, komponiert vom Werschetzer Musiker Max Daum. Ein Streichquartett führte außerdem ein Werk von Haydn und ein Menuett von Boccherini auf. Es ist zu vermuten, dass Weidt dieses Konzert noch dirigiert hat.

 

Letzte Lebensstation: Graz

 

Wir wissen nicht, als welchen Gründen Weidt etwa im Sommer 1899 sich in Graz niedergelassen hat. Es ist anzunehmen, dass er dies wegen seinen Kindern tat, Lucy Weidt war bereits eine gute Sängerin und bekam so die Chance, an einer größeren und bedeutenderen österreichischen Bühne tätig zu sein. In Graz war Weidt jedenfalls nicht mehr tätig, da er bereits seit einigen Jahren erkrank war. Nach 2 Jahren als Bürger dieser Stadt, starb er am 14. September 1901. Die Grazer Tagespost vom 16.09.1901 brachte die Todesnachricht von Heinrich Weidt: „Im Hause Schützengasse 38 ist vorgestern Abends der Componist und kurfürstlich-hessische Hofcapellmeister i. R. Herr Heinrich Weidt im 77. Lebensjahr gestorben.“

Die Familie veröffentlichte in der selben Zeitung folgende Todesanzeige:

„Schmerzerfüllt geben wir allen Verwandten und Freunden die Trauernachricht von dem Tode unseres heissgeliebten Vaters, Schwieger- und Grossvaters, des Herrn Heinrich Wilhelm Weidt, städt. Musicdirektors i. R. ehemaligen kurfürstlich hessischen Capellmeisters und Componisten, welcher am 14. d. M. um 9 ¼ Uhr Abends, nach langem Leiden im 77. Lebensjahr sanft entschlafen ist.

Die irdische Hülle des theuren Verstorbenen wird Dienstag, den 17. d. M. um 5 Uhr Nachmittags im Sterbehause, Schützengasse Nr. 38, eingesegnet, nach dem evangelischen Friedhofe überführt und im eigenen Grabe zur letzten Ruhe bestattet.

Graz, am 15. September 1901.

Die trauernde Familie.

 

Das Grab von Heinrich Weidt befindet sich auf dem Grazer evangelischen Friedhof, das Doppelgrab hat die Nummer B VII/08-09. Im Jahre 1914 wurde darin Frau Anna Weidt beerdigt, die Ehefrau von Heinrich Weidt, mit der er 36 Jahre verheiratet war. Sie kam am 20. März 1846 in Wien zur Welt, ihr Mädchenname war Klement und die Familie stammte aus Passau. Sie starb am 19. Dezember 1914 in Graz. Das magistratische Sterbeprotokoll der Stadt Graz enthält folgende Daten zur Person Heinrich Weidts: Sterbedatum: 14. September [1901], ¼ 10 Abends / Beruf: Hofkapellmeister i. R. / Sterbeort: Schützenhofgasse 38/p / Religion: evangelisch / Geburtsdatum: 12. Juni 1825 in Mannheim / Zuständigkeit: Troppau / Stand: verheiratet / Dauer der Ehe: 36 Jahre / Alter: 76 / Todesursache: Schlagfluß.

 

Heinrich Weidt starb weit weg von seinen zahlreichen Wirkungsstätten. Da er nur zwei Jahre in Graz lebte, konnte sein Name als Komponist nie so recht bekannt werden. Bis heute ist sein Name in Graz selbst für die lokale Musikszene aus diesem Grunde fast unbekannt geblieben. Doch seine Chorwerke und Lieder erklangen noch viele Jahre später in Temeswar, Werschetz, Weißkirchen, Cilli und Troppau. Viele seiner Lieder verdienen es nach mehr als 150 Jahren seit ihrer Entstehung wieder aufgeführt zu werden. Besonders aber seine Wirkung als Kapellmeister und Pädagoge in Budapest, Mannheim, Kassel, Bern, Zürich oder Temeswar hinterließ Spuren in der Musikgeschichte dieser Kulturmetropolen und müsste entsprechend gewürdigt werden.

Als Heinrich Weidt mit seiner ganzen Familie von Budapest nach Temeswar, Troppau, Cilli, Werschetz und Weißkirchen zog, waren dies Orte der gleichen österreich-ungarischen Doppelmonarchie. Heute befinden sich seine Wirkungsorte in Rumänien, Serbien, Ungarn, Slowenien, der Slowakei und Österreich. Dazu kommen noch die Wirkungsstätten in Deutschland und in der Schweiz. Europäischer könnte man sich das Lebenswerk dieses Musikers nicht vorstellen – also Grund genug, sich heute mit seiner Biographie und seinem Werk zu beschäftigen.

 

Wie schön bist du

 

Kein anderes Lied Heinrich Weidts hatte eine solche Popularität erlangt, wie das Lied Wie schön bist Du. Es wurde nicht nur in viele europäische Sprachen übersetzt sondern auch in Amerika für Männerchor bearbeitet und verlegt oder für Orchester bearbeitet. Erst viele Jahre nach seiner Entstehung, 1928, erfahren wir in einem Text von Dr. Oskar Metzger, Freiburg i. Br., dem Obmann des Badischen Sängerbundes, einige Einzelheiten über die Bedeutung und die Verbreitung dieses damals so beliebten und mit der Zeit leider vergessenen Liedes. Der Aufsatz Dr. Metzgers wurde 1928, im Schubertjahr und dem Jahr des großen Wiener Sängerfestes, unter dem Titel Mit Karl Weidt in Wien veröffentlicht. Wir erfahren darin viele weitere Einzelheiten auch aus dem Leben der Tochter Heinrich Weidts, Lucy Weidt, die damals mit Baron von Eichhoff, dem früheren österreichischen Gesandten in Paris, verheiratet war und im Wiener Vorort Nussdorf gelebt hat. Dr. Metzger schildert in seinem Aufsatz als selbst Beteiligter einen gemütlichen Abend im Hause des Barons von Eichhoff, an dem nicht nur Heinrich Weidts Lied Wie schön bist du die Herzen der Zuhörer erobert hat. (…)

Wenn sich auch die Wege der beiden Kinder Weidts, Carl und Lucy, schon recht früh trennten, so blieben sie doch weiterhin miteinander in Verbindung. Wie Lucy Weidt ihren Bruder schätzte, erfahren wir in einem kurzen Aufsatz, den sie 1928 in dem Heft Karl Weidt. Ein Leben im Dienste deutscher Kunst veröffentlicht hat. Aber nicht nur über ihren Bruder berichtet darin Lucy Weidt, sondern auch über ihren „lieben Vater“ Heinrich Weidt, der ja beiden Kindern den ersten Musikunterricht erteilt hat und in dessen Konzerte beide ihre ersten Auftritte erlebten. Durch diesen Text wird das Bild des Komponisten und Kapellmeisters Heinrich Weidt etwas mehr abgerundet.

 

Heinrich Weidt in Musiklexikas

 

Wie vielen Komponisten, Regenschori oder Kapellmeister des Banats und des restlichen südosteuropäischen Kontinents, erging es auch Heinrich Weidt. Durch sein „Verschwinden“ in den „Winkel Europas“, wie dieser pannonische Raum in einigen Schriften des 19. Jahrunderts genannt wird und durch seine Tätigkeiten mehr oder weniger am Rande der kaiserlich-königlichen Monarchie, ist auch sein Name von der Nachwelt in Vergessenheit geraten. Welcher nationalen Kulturhochheit ist er heute zuzurechnen? Die uns bisher bekannten und erhaltenen Kompositionen Weidts beweisen uns, dass es sich um einen talentierten und einfallsreichen Komponisten handelt, dem das Schicksal nicht gerade wohlwollend gesinnt war.

Die Tätigkeit dieses Komponisten wird – meist nur in paar Worten – in einigen Publikationen in Deutschland, Österreich, Rumänien, Slowenien, Tschechien und der Schweiz erwähnt. Viele dieser Angaben wurden mangels zuverlässiger Informationsquellen falsch interpretiert und in dieser Weise fehlerhaft übernommen. Trotzdem können wir in manchen Sekundärquellen auch bisher unbekannte Einzelheiten zum Wirken Weidts erfahren. So schreibt Wolfgang Suppan in seinem Steirischen Musiklexikon, dass Weidt sich 1891 erfolglos um die Stelle des Leobner Musikdirektors beworben hat. Außerdem wurden seine Tanzstücke in das Steirische Tanzalbum Pechels aufgenommen. Die Behauptung, dass Weidt 1868-1871 als Musiklehrer am Gymnasium in Temeswar gewirkt hat, entspricht aber nicht der Wirklichkeit. Seine Tätigkeit in Temeswar beschränkte sich auf die des Theaterkapellmeisters und Chorleiters des Philharmonischen Vereins.

Im Historisch-Biographischen Musikerlexikon der Schweiz finden wir Weidt um 1857 als Dirigent der Bieler Liedertafel erwähnt, eine Stellung, die er angeblich noch im gleichen Jahr wegen zu hohen Schulden verlassen musste. Diese Angaben wurden aus der Denkschrift der Bieler Liedertafel 1882 entnommen.

Im Lexikon zur deutschen Musikkultur finden wir Heinrich Weidt im Bericht über die Troppauer Singakademie. Diese wurde 1874 gegründet und ein Jahr danach fand bereits deren erstes Konzert „unter der Leitung des Temeswarer Kapellmeisters Heinrich Weidt“ statt.

 

Verzeichnis der bisher bekannten Kompositionen Heinrich Weidts

 

Lieder

- Schweizers Heimweh, op. 1, Nr. 1, Verlag G. W. Niemeyer, Hamburg

- Müllergesellens Klage, op. 1, Nr. 2, Verlag G. W. Niemeyer, Hamburg

- Der Goldschmied, op. 3, nach einem Gedicht von Ludwig Halirsch, für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte, Verlag Niemeyer, Hamburg.

- Der verbannte Polenfürst, op. 4, Verlag G. W. Niemeyer, Hamburg

- Drei Lieder für Sopran, op. 5, Verlag G. W. Niemeyer, Hamburg:

  • 1. Wenn ich dir so ins Auge seh
  • 2. Als ich dir Lebewohl gesagt
  • 3. Ich wandre allein auf nächtlicher Bahn

- Die 150 Husaren, op. 6, (In der böhmischen Schenke sitzen) Verlag G. W. Niemeyer, Hamburg

- Zwei Duette, op. 7, für Sopran und Alt mit Begleitung des Pianoforte, (Der Frau Henriette Stelzner), Verlag Joh. Aug. Böhme, Hamburg (um 1847):

 1. Nachtlied

 2. Fahrwohl

- Ringerl und Röserl, op. 10, nach einem Gedicht von v. Klesheim, für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte, Verlag Niemeyer, Hamburg

- Selma, op. 11, für eine Singstimme mit Begleitung des Piano, nach einem Gedicht von C. Herloßlohn, Verlag Niemeyer, Hamburg.

- Gebet, op. 12, Verlag G. W. Niemeyer, Hamburg

- Matrosen Abschied, op. 13, für eine Tenor- oder Sopranstimme mit Begltiung des Piano, (Herrn Franz Weixlstorfer freundschaftlichst gewidmet), Verlag Niemeyer, Hamburg

- Abendlied, op. 14, für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte (Herrn Wilhelm Kitzerow), Verlag Niemeyer, Hamburg.

- Die Hochzeit auf dem Kynast, op. 15, nach einer Ballade von E. Sommer, für eine Bass- oder Baritonstimme mit Begleitung des Pianoforte, (Herrn Edward Lindemann), Verlag G. W. Niemeyer, Hamburg.

- An Marie, op. 17, Verlag G. W. Niemeyer, Hamburg

- Die Schildwache, op. 18, für Bass (Husch! Husch! Streift so schneidend der Wind vorbei) Verlag G. W. Niemeyer, Hamburg

- Die drei Freunde. Ballade, op. 19, nach einer Ballade von G. O. Hoffmann, für Bass oder Bariton mit Begleitung des Pianoforte Verlag Niemeyer, Hamburg.

- Romanze, op. 20, (Es schläft der See am Erlenhain), Verlag G. W. Niemeyer, Hamburg

- Der sächsische Tambour, op. 26, (Erschossen liegen zu Namur im Sand), Verlag G. W. Niemeyer, Hamburg

- Zwei Lieder, op. 27, für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte (Herrn Joseph Lenz, Director des Musik Institutes in Coblenz hochachtungsvoll gewidmet), Verlag Falckenberg, Coblenz:

1. Rheinfreude, v. C. Matzerath

2. Fliege Vogel, fliege Falke, P. von Bohlen,

- Der Abschied, op. 28, (Es blinkt im Morgenstrahle), Verlag G. W. Niemeyer, Hamburg

- Das Kreuz am Meer, op. 31, (Auf hohem Felsenriffe), Verlag G. W. Niemeyer, Hamburg

- Schlachtgesang der Schleswig-Holsteiner (Hurrah! Hurrah! Hurrah! Mein treues Volk)

- Wie schön bist du, op. 36, Lied für eine Singstimme mit Pianofortebegleitung

- Schöne Wiege meiner Leiden, op. 38, nach einem Gedicht von Heinrich Heine, Lied für eine Singstimme mit Pianofortebegleitung

- Duett, Der Spielmann und sein Kind, op. 43, nach einem Gedicht von Ad. Kohl, für Bariton und Bass mit der Begleitung des Pianoforte, Verlag Fritz Schuberth, Hamburg.

- Der Fischer, op. 45, nach einem Gedicht von R. Sommer, für eine Bariton-, Alt- oder Bassstimme, mit der Begleiung des Pianoforte, Verlag Joh. André, Offenbach.

- Der Wildner, op. 47, für eine Bassstimme mit Klavierbegleitung, nach einem Gedicht von J. Kemper, gewidmet Gustav Ritter und erschienen um 1860 bei J. Rieter-Biedermann in Winterthur

- Zwei Lieder, op. 50, für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte, Verlag von F. E. C. Leuckart, Breslau:

1. Du liebliches Kind, nach einem Gedicht von v. Kopisch

2. Gondoliera, nach einem Gedicht von G. v. Gratzel

- Will´s vom grünen Walde lernen, op. 51, Lied für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte, (Herrn Theodor Göbbels, freundschaftlichst gewidmet), Verlag Rieter, Leipzig und Winterthur.

- O Seligkeit, geliebt zu sein, op. 55, für eine Singstimme mit Klavierbegleitung, erschienen bei Carl Luckhardt in Kassel um 1870.

- Das Begräbniss der Rose, Duett für Sopran (Mezzo) und Alt oder Bariton und Bass mit Begleitung des Pianoforte, op. 58, nach einem Gedicht von F. von Sallet, Verlag Carl Luckhardt, Cassel.

- Der Troubadour, op. 61, nach einem Gedicht von F. Freiligrath für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte, (Herrn Friedrich Rübsam, Kurfürstlich Hessischem Hofopernsänger, freundschaftlichst gewidmet), Verlag J. Rieter-Biedermann, Leipzig und Winterthur.

- Wenn der Frühling auf die Berge steigt, op. 65, für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte, nach einem Gedicht von Fried. Bodenstedt,(Herrn B. Mayr, Herzogl. Braunschw. Hofopernsänger freundschaftlichst gewidmet), Verlag Fritz Schuberth, Hamburg.

- Mein treuer Stern, op. 66, nach einem Gedicht von H. Zeise, komponiert für eine Singstimme mit Klavierbegleitung, erschienen bei C. A. Spina´s Nachfolger in Wien

- Schäfers Klagelied, Duett, op. 77, für Bariton und Bass mit der Begleitung des Pianoforte, nach einem Gedicht von W. Göthe, Verlag Praeger & Meier, Bremen.

- Kriegers Tod. Ballade, op. 78, Ballade von C. Lautenschlager, Bariron- oder Bassstimme, mit Begleitung des Pianoforte, (Seiner Hochgeboren Herrn Julius Jankovicz von Jeszeniczkei, Oberschützenmeister der Pester Schützen-Gesellschaft, in tiefster Verehrung gewidmet), Verlag Praeger, Bremen.

- Vier Lieder für eine Bassstimme, op. 79, Verlag Praeger & Meier, Bremen:

  1. Der Jude

  2. Ich lobe mir den rauen Kittel

  3. Kein Tröpflein mehr im Becher

  4. Hackelbergers Jagd

- Der erste Katzenjammer, op. 80, Heiteres Lied für Bass, Verlag Praeger & Meier, Bremen

- Der Stern. Wisst ihr, was es bedeutet, op. 82, Lied für eine Singstimme mit Begleitung mit Pianoforte-Begleitung, Verlag Praeger & Meier, Bremen.

- Frühlingsgruß, op. 83, Duett für Bariton und Bass, nach einem Gedicht von A. Strodtmann, Verlag Praeger & Meier, Bremen.

- Wie könnt ich leben ohne Dich, op. 84, Verlag Praeger & Meier, Bremen.

- Thurmwächters Lied, Lied für eine Singstimme mit Pianofortebegleitung

- Die zwei Sterne, op. 86, Verlag Praeger & Meier, Bremen.

- Wehrmanns Abschied, op. 87, Verlag Praeger & Meier, Bremen.

- Drei heitere Duette, op. 88, für Bariton und Bass mit Begleitung des Pianoforte, „componirt von Heinrich Weidt, Kapellmeister“, Verlag Praeger & Meier, Bremen:

1. Die Verdriesslichen

2. Liebe und Wein

3. Die Trinkbrüder,

- Die Trennung, op. 95, Verlag Praeger & Meier, Bremen.

- Du bist wie eine Blume, Lied für eine Singstimme mit Pianofortebegleitung

- Ich hab dich geliebt, Lied für eine Singstimme mit Pianofortebegleitung

- Der Mond ist aufgegangen, Gesangsquartett

- Ich sah die blaue unendliche See, Gesangsquartett

- Wohin?, Gesangsquartett

- Du hast mich geliebt, Lied für eine Singstimme mit Pianofortebegleitung, Olmütz 1867

- Der wackere Hanns, Lied für eine Singstimme mit Pianofortebegleitung (Troppau 1873)

- Abendfrieden, Vokalwerk (?)

- Hast mi ans Herz gedrückt, Vokalwerk (?)

- Der Mensch ohne Lieb (Werschetz 1893)

- A piedi tuoi, Romanza für Tenor und Klavier

 

Gemischte Chöre

Sechs Quartette, für Sopran, Alt, Tenor und Bass, op. 72:

 - Sonntags am Rhein

 - Frühlingseinzug

 - Morgenwanderung

 - Vogelsprache

 - Abendfeier

 - Zwiegesang

 

Männerchöre

- Matrosen Heimfahrt, Männerchor mit Orchesterbegleitung (Cilli 1887)

- Elfen und Zwerge (Troppau 1875, Besetzung nicht sicher)

- Der Taucher, für Männerchor, Solostimmen und Orchester, op. 91 (Pest 1864, Temeswar 1871)

- Rheinfahrt, Männerchor

- Was wollt ihr trinken, Männerchor (Werschetz 1896)

- Die Maiennacht (In der Maiennacht), Männerchor mit Baritonsolo, op. 155

- Mein Vaterland, Männerchor (Troppau 1873)

- Der Postillon, Männerchor mit obligatem Posthornsolo, nach dem Gedicht Nikolaus Lenaus

 

Klavierwerke

- Les oiseaux les forèts, Mazurka für Klavier, op. 23, 1866, Pest

- Die Bergkraxler von Cilli. Marsch [für Klavier] zur Erinnerung an die Regional-Ausstellung in Cilli 1888, op. 144, gewidmet C. Adolf Lutz

 

Opern, Operetten, Singspiele

- Madelaine, die Rose der Bretagne, komische Oper in 2 Aufzügen, nach dem Lustspiel L´Image, bearbeitet von Wilhelm Gabriel (Hamburg 1851)

- Hagar in der Wüste, Melodram (vermutlich in Zürich um 1857)

- Was ist Liebe?, komische Operette (Pest 1863)

- List gegen List, Singspiel (Pest 1864)

- Herzog von Entraques, Operette (Pest 1964, Temeswar 1869)

- Die Verlobung im Weinkeller, Operette nach einem Libretto von Julius, (Pest 1864, Temeswar 1871)

- Das Medaillon, Lustspiel mit Gesang (Pest 1864)

- Die Empörung im Harem, Operette (Pest 1865)

- Ein närrischer Kerl, Posse mit Gesang und Tanz (Pest 1866)

- Adelma, Oper (Temeswar 1873)

 

 

Bilddokumentation

Copyright © Dr. Franz Metz, München 2007

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